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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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gedacht, es kann nicht schaden, dich im Auge zu behalten.«
    »Wie meinst du das?«, fragte ich fordernd.
    »Na ja, du wurdest immerhin von einem Eichhörnchen angegriffen. Wer weiß, was dir noch so alles passiert.«
    Er kam näher und griff nach meinem Handgelenk. Augenblicklich fiel mir das Atmen schwerer. Er sah mir kurz in die Augen, dann drehte er meinen Arm, bis er den Kratzer sehen konnte, den er am Morgen versorgt hatte. Vorsichtig fuhr er mit dem Daumen daran entlang. Ich spürte den sanften Druck. Seine Berührung hinterließ eine warme Spur auf meiner Haut.
    »Das sieht schon viel besser aus«, sagte er beiläufig.
    »Dann warst du das also, den ich vorhin in der Gasse gesehen habe?«, fragte ich nach.
    »Ja, aber ich wollte eine Begegnung mit deinem Cousin vermeiden. Er ist nicht so gut auf mich zu sprechen, wie mir scheint.« Er betonte das Wort Cousin leicht sarkastisch.
    »Ich weiß auch nicht, was da in ihn gefahren ist. Normalerweise ist er nicht so«, sagte ich entschuldigend.
    »Da bin ich mir sicher«, sagte er und schenkte mir ein Lächeln.
    »Warum hast du dich eigentlich überhaupt einer solchen Gefahr ausgesetzt?«, fragte er. Doch es klang nicht wie ein Vorwurf. Er wirkte einfach nur neugierig.
    »Die Frage hat Drew mir auch schon gestellt.«
    »Und welche Antwort hast du ihm gegeben?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du weißt nicht, was du ihm geantwortet hast?«
    »Nein, ich weiß nicht, warum ich es getan habe.«
    »Auf jeden Fall war es das Dümmste, was ich je gesehen habe«, spottete er.
    Ich versuchte ihm meine Hand zu entziehen.
    »Und das Mutigste«, ergänzte er ernst und hielt dagegen.
    Ich ließ locker und sah ihn verwundert an.
    »Ich musste es einfach tun. Sie hat mich über meinen Ring um Hilfe gebeten.«
    »Über deinen Ring?«
    »Ja. Ich weiß, das klingt verrückt, aber so war es.« Na toll! Jetzt hatte ich mich auch noch verplappert. Warum sprudelte immer alles einfach so aus mir heraus, wenn er mich ansah? Er nahm meine Hand und betrachtete den Ring. Seine Augen weiteten sich.
    »Der ist wirklich schön«, sagte er und ließ meine Hand wieder los. »Du solltest gut darauf aufpassen.«
    Ich erinnerte mich an seine Worte vom Morgen und steckte augenblicklich beide Hände in die Taschen meines Rocks.
    »Was machen wir jetzt mit dem?«, fragte ich und sah zu dem Mann hinunter, der immer noch regungslos auf dem Boden lag.
    »Um den kümmere ich mich gleich. Niemand wird erfahren, dass ihr hier seid«, versicherte er mir. »Und erzähl deinem Cousin am besten gar nichts von der Sache hier. Was er nicht weiß, regt ihn auch nicht auf. Am besten gehst du jetzt einfach wieder rein und tust so, als sei nichts geschehen.« Er lächelte und machte einen Schritt auf mich zu. Ich rührte mich nicht von der Stelle. Er beugte sich zu mir herüber, bis er nur noch wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt war, und sah mir tief in die Augen. Mein Atem ging stockend. Meine Gedanken hatten Sendepause. Mein Herz schlug unregelmäßig und mein Blick wanderte für einen kurzen Moment zu seinen Lippen. Ich war mir sicher, dass er vorhatte mich zu küssen, doch stattdessen strich er mir nur eine Haarsträhne aus dem Gesicht und legte mir kurz eine Hand unters Kinn, so dass ich ihn weiter ansehen musste, auch wenn diese Maßnahme völlig überflüssig war.
    »Gute Nacht, Violet«, sagte er und zog sich ganz langsam mit einem feinen Lächeln zurück.
    Dann drehte er sich um, schulterte den am Boden liegenden Mann und ließ mich einfach stehen. Ich starrte ihm ungläubig hinterher. Wie machte er das bloß? Warum war ich in seiner Nähe immer so verdammt unfähig rational zu denken und zu handeln? Erst als er vollständig in der Dunkelheit verschwunden war, schlich ich mich zurück in die Scheune, wobei ich peinlichst genau darauf achtete, kein Geräusch zu machen. Im Dunkeln übersah ich jedoch den Besenstiel, den ich eben noch selbst umgeworfen hatte, und stolperte laut fluchend darüber.
    »Violet?« hörte ich Drew.
    »Ja, ich bin's«, antwortete ich.
    »Alles okay?«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Was machst du da?«
    »Ich führe einen Stammestanz auf«, antwortete ich sarkastisch.
    »So sieht es auch aus.« Er trat aus der Dunkelheit heraus auf mich zu.
    »Bist du mir noch böse?«, fragte ich.
    »Nein. Na ja, vielleicht ein ganz kleines bisschen.« Er deutete die Menge zwischen zwei Fingern an.
    »Tut mir leid, dass ich dich geweckt hab«, sagte ich entschuldigend.
    »Nicht weiter schlimm. Wir

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