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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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Buchstaben darin wild durcheinander. Dann konnte ich zwei Worte klar und deutlich lesen: HILF MIR.
    Ich sah wieder zu dem Mädchen. Sie blickte flehentlich zurück.
    »Violet, wo willst du hin? Was hast du vor?«
    Ehrlich gesagt, hatte ich keine Ahnung. Ich wusste auch nicht, warum ich es tat. Alles, was ich wusste, war, dass ich ihr helfen musste. Ich quetschte, drängelte und schubste die Leute zur Seite, um mir den Weg nach vorne zu bahnen. Einige riefen mir wüste Beschimpfungen hinterher. Andere versuchten mir den Weg zu versperren. Doch irgendwie schaffte ich es, mich bis ganz nach vorne durchzuzwängen.
    »Aufhören!«, schrie ich. »Hört auf!« Doch niemand schenkte mir Beachtung. An der Vorderseite des Scheiterhaufens schlugen bereits hohe Flammen empor, die sich immer weiter zu den Seiten hin ausbreiteten. Zwar hatten sie das Mädchen noch nicht ganz erreicht, doch sie hustete schon stark aufgrund des Qualms, der sich entwickelte. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der gesamte Haufen lichterloh brannte und sie keine Luft mehr bekam. Hektisch suchte ich nach einem Weg, um zu ihr hinaufzugelangen, doch von hier vorne hatte ich keine Chance. Ich rannte zur Rückseite des brennenden Monstrums. Hier gab es eine kleine, hölzerne Leiter. Zu meinem Glück, hatte das Feuer sie noch nicht ganz erreicht. Ohne darüber nachzudenken, rannte ich darauf zu. Zwei Männer versuchten mich davon abzuhalten, doch sie waren nicht schnell genug. Eilig kletterte ich hinauf und versuchte die Knoten der Seile zu lösen, mit denen das Mädchen festgebunden worden war. Doch ich schaffte es nicht. Sie waren einfach zu fest. Das Mädchen war unterdessen bewusstlos geworden. Ich zog und zerrte verzweifelt an ihren Fesseln. Die Flammen schlugen immer höher und hatten nun fast ihre Füße erreicht. Durch den dichten Rauch konnte ich kaum noch etwas erkennen und ich musste stark husten. Die Hitze des Feuers war nahezu unerträglich.
    »Lass mich mal«, hörte ich eine aufgebrachte Stimme. Drew stand hinter mir und zog mich beiseite. Mit einem Messer kappte er die Seile. Das Mädchen sank in sich zusammen.
    »Drew, sie ist bewusstlos«, rief ich über das Tosen der Flammen hinweg.
    »Mach, dass du hier wegkommst. Ich kümmere mich um sie«, hustete er.
    Ich drehte mich um und wollte die Leiter hinuntersteigen, doch am Fuß der Stufen standen mehrere Männer, die mir den Weg versperrten.
    »Verräter!«, hörte ich einen von ihnen sagen. »Lasst sie nicht entkommen!«, rief ein anderer.
    Ich sah mich panisch um. Wir saßen in der Falle. Ich betete zum Himmel, dass ein Wunder geschehen möge.
    »Violet, spring einfach. Du musst springen«, hörte ich Drew hinter mir.
    Er hatte Recht. Es gab keinen anderen Ausweg. Ich setzte zum Sprung an und ließ mich fallen. Einen Augenblick später schlug ich auf dem harten Boden auf. Ein dumpfes Geräusch direkt neben mir verriet mir, dass Drew ebenfalls unsanft gelandet war. Ich konnte mich zunächst nicht rühren und das Atmen fiel mir schwer. Wahrscheinlich hatte ich mir etwas gebrochen. Drew hustete neben mir. Ich erwartete, dass uns die tobende Menge zertrampeln würde, doch nichts geschah. Stattdessen wurde es ganz still. Ich öffnete vorsichtig die Augen. Was war geschehen?
    »Violet, sieh dir das an«, sagte Drew.
    Ich rappelte mich auf, bis ich auf den Knien saß. Mir tat alles weh. Dann sah ich, was er meinte. Die Menschenmenge war noch da und sie sah nicht begeistert aus. Doch keiner bewegte sich. Sie waren wie zu Eis erstarrt.
    »Was geschieht hier?«, fragte Drew verwundert.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete ich ebenso erstaunt.
    »Lass uns lieber schleunigst von hier verschwinden«, entgegnete er. »Wer weiß, wann die wieder aufwachen. Und ich will dann ganz bestimmt nicht mehr hier sein.«
    Er packte das Mädchen und bahnte sich mit ihr auf dem Arm einen Weg durch die gespenstische Ansammlung von menschlichen Statuen. Gemeinsam schafften wir es vom Marktplatz herunter bis in eine Seitenstraße. Dort stand einsam und verlassen ein Eselskarren. Auch er bewegte sich nicht.
    »Was sollen wir jetzt machen?«, fragte ich.
    »Ich schlage vor, wir verstecken uns erst mal irgendwo«, antwortete Drew völlig außer Atem und bog um die nächste Ecke.
    »Und wo?«
    »Das weiß ich noch nicht so genau. Jedenfalls irgendwo, wo sie uns nicht so schnell finden.«
    In der Ferne waren Stimmen zu hören. Offenbar waren sie wieder zum Leben erwacht. Es war also allerhöchste Eisenbahn. Sie würden

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