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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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Anhaltspunkt.«
    »Euer einziger Anhaltspunkt?«, fragte Lilian. Jetzt kam ich in Erklärungsnot.
    »Ähm, also …«, stotterte ich. Ich konnte ihr unmöglich den wahren Grund sagen, warum wir ihn so dringend brauchten.
    »Ich benötige seine Hilfe bei einer Arbeit, an der ich gerade schreibe. Mein Universitäts-Professor hat mir nahegelegt ihn aufzusuchen, um mich mit ihm über diverse Einzelheiten meiner Arbeit auszutauschen.«
    Drew zauberte diese Geschichte einfach so aus dem Ärmel. Ich bewunderte seine Fähigkeit zu lügen, ohne dabei auch nur mit der Wimper zu zucken. Und ganz offensichtlich gab sich Lilian mit dieser Erklärung zufrieden, denn sie hakte nicht weiter nach. »Aber vor allem müssen wir jetzt erst mal eine Pause einlegen. Herby geht nämlich so langsam der Sprit aus.«
    »Sprit?«, fragte Lilian verwirrt.
    »Ähm, … das ist nur so eine Redewendung. Er meint, dass der Esel erschöpft ist«, erklärte ich.
    »Du hast den Esel nicht wirklich Herby getauft?«, fragte ich an Drew gewandt, so dass nur er es hören konnte.
    »Wieso nicht? Ich finde das passt super, oder fällt dir ein besserer Name ein?« Er grinste mich schelmisch an. Ich verdrehte die Augen. Wenigstens einer von uns war gut gelaunt.
    »Nicht weit von hier gibt es einen kleinen See«, sagte Lilian. »Da könnten wir Rast machen.«
    »Gut, dann ist das unser nächstes Ziel«, sagte Drew und trieb den Esel an.
    Lilian behielt Recht. Keine fünfhundert Meter weiter kamen wir an einen kleinen See. Wir parkten den Karren im Schatten eines hohen Baumes und ließen den Esel grasen. Lilian und ich setzten uns daneben ins Gras, während Drew ein Stück am Ufer entlangging.
    »Wo geht er denn hin?«, fragte Lilian.
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich muss er mal rechts ran.« Sie sah mich fragend an.
    »Ich meine, wahrscheinlich muss er mal austreten.«
    »Oh, ach so. Ihr habt manchmal eine komische Weise euch auszudrücken.«
    »Ähm …, ja …« Wie sollte ich ihr das erklären? Ich konnte ja schlecht sagen: »Hey Lilian, gewöhn dich dran. In der Zukunft wird sowieso keiner mehr das sagen, was er meint, sondern nur noch hübsche Umschreibungen für alles finden.« Traurig, aber wahr. Wie oft hatte ich schon vielleicht gesagt, obwohl ich nein meinte und wie oft hatte ich schon Notlügen erfunden, obwohl ich auch einfach hätte sagen können, dass ich etwas nicht mochte, wollte oder brauchte.
    »… das liegt daran, dass wir einen Onkel im Ausland haben, der uns oft besucht. Die reden da alle so komisch. Da haben wir wohl das ein oder andere von ihm aufgeschnappt«, log ich.
    »Ich habe eine Tante in Paris«, sagte Lilian. »Ich würde sie gerne mal besuchen, aber ich kann mir die Überfahrt nicht leisten.«
    Sie zupfte ein paar Gänseblümchen ab und begann sie zu einem Kranz zu flechten. Ihr rotes Haar fiel ihr wie ein Wasserfall über die Schultern.
    »Ja, das kenne ich. Ich würde auch gerne mal verreisen, aber ich habe nicht das Geld dazu.«
    Drew war nirgends mehr zu sehen. Ich überlegte, dass es nicht schaden konnte, wenn ich mich auch mal kurz in die Büsche schlug.
    »Kann ich dich für einen Augenblick allein lassen?«, fragte ich Lilian.
    »Ja, sicher«, antwortete sie. Sie sah mich mit ihren verschiedenfarbigen Augen an.
    Ich stand auf und setzte mich in einigen Metern Entfernung hinter einen Busch. Der Platz war weitestgehend blickdicht, so dass mich niemand beobachten konnte. Keine Minute später hörte ich Drew. Er rief nach mir.
    »Violet? Wo seid ihr? Das ist nicht witzig.« Ich stand auf und lief auf ihn zu.
    »Hier bin ich. Warum brüllst du so rum?«
    »Wo ist Lilian?«
    »Was meinst du?«, fragte ich verwundert.
    »Sie ist nicht mehr da.«
    »Was?« Ich sah mich um. Sie war tatsächlich verschwunden. Nur der geflochtene Blumenkranz lag noch im Gras. »Eben war sie doch noch hier.«
    »Was heißt eben?«, fragte Drew eindringlich.
    »Na ja, vor zwei Minuten oder so.«
    »Und wo warst du?«
    »Ich musste mal. Außerdem könnte ich dich dasselbe fragen.«
    »Man kann dich wirklich keine zwei Sekunden aus den Augen lassen, Violet.«
    »Dann lass mich eben nicht immer allein.«
    »Gibt es hier ein Problem, Miss?«, hörte ich eine Stimme direkt hinter mir. Ich drehte mich erschrocken um. Vor mir stand ein riesiges, schwarzes Pferd. Es schnaubte laut durch die Nüstern und blies mir seinen warmen Atem mitten ins Gesicht. Der Reiter blickte zu mir herab. Er war ungefähr in Drews Alter, hatte kurzes, schwarzes Haar und trug

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