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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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ich an Drew gewandt.
    »Der Karren?«
    »Nein, der Esel.« Ich grinste ihn von der Seite an.
    »Ich kann dich auch hier stehen lassen, wenn du willst.«
    »Das würdest du sowieso nicht tun.«
    »Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher.« Er sah mich herausfordernd an.
    Ich ersparte mir eine Antwort. Wir hatten jetzt wirklich keine Zeit für so etwas. Gemeinsam halfen wir Lilian dabei, auf den Karren zu steigen. Ich setzte mich zu ihr. Drew nahm vorne Platz und gab dem Esel einen leichten Klaps auf den Hintern, woraufhin dieser sich langsam in Bewegung setzte. Wir rollten vom Hof herunter, hinaus auf die Straße. Mitten in der Nacht war das Dorf wie leergefegt. Es wirkte so friedlich und dennoch lauerte die Gefahr hinter jedem Fenster. Erst als wir das Dorf verließen und die Häuser und Gassen hinter uns ließen, fiel die Anspannung von mir ab.
    »Ihr solltet noch ein bisschen schlafen«, schlug Drew vor und reichte mir eine Decke, die er vorne bei sich liegen hatte.
    »Danke«, sagte ich und breitete sie über mir und Lilian aus. Die Decke roch nach Esel, aber das war mir egal, solange ich nicht frieren musste. Lilian war bereits wieder eingeschlafen. Bis jetzt war ich nicht wirklich müde gewesen, doch das Rattern des Karrens wirkte wie ein Mantra auf mich. Langsam drifteten meine Gedanken weit weg und ich fiel in einen leichten Schlaf.

KAPITEL 6
EIN SOMMERTAGSTRAUM

    «Au!« Ich rieb mir den Kopf.
    »Guten Morgen, Prinzessin«, sagte Drew. »Sorry, ich hab das Schlagloch nicht gesehen.«
    »Nicht so schlimm, ich hab sowieso nicht fest geschlafen«, entgegnete ich. Ich rappelte mich auf. Lilian lag schlafend neben mir.
    »Wo sind wir?«, fragte ich und blinzelte in die Sonne.
    »Irgendwo zwischen hier und …«, er peilte angestrengt mit den Fingern die Entfernung in eine bestimmte Richtung ab, »… nirgendwo.«, schloss er den Satz.
    »Aha!«, gab ich zurück. Ich kletterte zu ihm nach vorne. Wir waren also unterwegs ohne ein bestimmtes Ziel.
    »Vielleicht sollten wir umkehren und nach Oxford zurückfahren«, schlug ich vor.
    »Der einzige Weg von hier aus zurück nach Oxford führt durch das Dorf, in dem wir seit gestern der Staatsfeind Nummer Eins sind. Du erwartest doch nicht etwa, dass ich dahin zurückfahre, nachdem wir gerade erst in einer mehr oder weniger unauffälligen Nacht-und-Nebel-Aktion von dort geflohen sind?«
    Ich wusste nichts darauf zu erwidern und mich beschlichen langsam, aber sicher Schuldgefühle.
    »Drew?« Es war Zeit für ein Geständnis.
    »Ja?« Er sah mich abwartend an.
    »Es tut mir leid.« Ich sah betreten nach unten.
    »Was denn?«
    »Das alles. Ich meine, nur meinetwegen sind wir hier. Wenn ich nicht gewesen wäre, dann würden wir jetzt zu Hause bei Tante Batty Kaffee und Kuchen verdrücken.«
    Er kicherte. »Also, ich weiß nicht, ob mir das lieber wäre. Der Kuchen deiner Tante ist wirklich ungenießbar. Ich glaube, da ziehe ich das hier vor.«
    »Hör auf, ich meine das völlig ernst.«
    »Ich weiß. Aber sieh es doch mal positiv. Du bekommst in deiner nächsten Geschichtsarbeit bestimmt eine Eins und außerdem bist du doch in bester Gesellschaft.« Er zwinkerte mir zu.
    »Aber jetzt können wir noch nicht mal mehr diesen Typen fragen, ob er weiß, wie wir wieder zurückkommen. Wie heißt der eigentlich?«
    »Joshua Scott.«
    »Den hättet ihr im Dorf sowieso nicht mehr angetroffen.« Ich drehte mich um. Lilian war aufgewacht. Sofort fiel mir eine Besonderheit an ihr auf, die ich am Abend zuvor nicht wahrgenommen hatte. Sie hatte zwei unterschiedlich farbige Augen. Das eine war blau, das andere braun.
    »Lebt er denn nicht mehr dort?«, fragte ich sie.
    »Nein. Er ist fortgegangen.«
    »Weißt du wohin?«, fragte Drew.
    »Nein, und ich halte es auch für keine besonders gute Idee ihn aufzusuchen.«
    »Hast du ihn denn gekannt?«, fragte ich neugierig.
    »Ja, das kann man so sagen. Warum seid ihr überhaupt auf der Suche nach ihm?«
    »Wir interessieren uns für seine Studien«, antwortete Drew.
    »Glaubt mir, da verschwendet ihr eure Zeit«, sagte sie.
    »Warum das?«, fragte Drew.
    »Weil das Meiste gar nicht von ihm stammt. Seine Aufsätze basieren auf Quellen, die seine Familie in den letzten Jahrhunderten auf recht fragwürdige Art und Weise in ihren Besitz gebracht hat«, antwortete Lilian.
    Mir schien, sie war nicht besonders gut zu sprechen auf diesen Joshua Scott.
    »Wir müssen ihn trotzdem finden«, sagte ich. »Er ist unser einziger

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