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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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uns verlassen«, sagte Lilian und zog mich mit sich die Straße entlang. »Ich war schon ewig nicht mehr einkaufen«, sagte sie aufgeregt und blieb vor nahezu jedem Laden stehen, um sich Kleider, Schuhe und Bänder zeigen zu lassen, die sie dann aber doch nicht kaufte. Irgendwie schien das Richtige nie dabei zu sein oder Lilian hatte einfach zu hohe Ansprüche. Es machte trotzdem irgendwie Spaß all die Sachen anzuprobieren. Ich musste plötzlich an Julia Roberts in »Pretty Woman« denken. Leider hatte ich aber keine unendlichen Geldmittel zur Verfügung und so musste ich zu meinem eigenen Leidwesen einige Kleider, die mir gut gefielen, wieder zurückgeben. Ich konnte sie mir einfach nicht leisten. Nach zwei Stunden unermüdlicher Suche war ich bereits nahe daran aufzugeben und einfach so zum Ball zu gehen, wie ich war. Aber Lilian bestand darauf, dass unsere Kleider für den Ball perfekt sein müssten.
    »Lass uns noch in diesen einen Laden hier gehen. Ich bin sicher, hier finden wir das Richtige.« Sie deutete auf den Eingang eines schmalen Hauses.
    »Das hast du bei den letzten zehn Läden auch schon gesagt«, erwiderte ich mürrisch.
    »Ich weiß, aber hier habe ich irgendwie ein besonders gutes Gefühl. Komm lass uns reingehen. Ich verspreche dir auch, dass es der Letzte ist.«
    »Also gut.« Mit einem ergebenen Seufzer folgte ich ihr durch die Tür. Die Ladenbesitzerin bemerkte unser Erscheinen noch nicht einmal. Sie war gerade in ein Gespräch mit einer Kundin vertieft. Sie selbst war eine kleine, leicht pummelige Frau, mit geröteten Pausbacken und kurzen, blonden Locken, die sie im Nacken mit einem Dutt zu bändigen versuchte. Die Frau, mit der sie sich unterhielt, hingegen war groß und schlank und hatte bereits graues Haar. Irgendetwas an ihr machte mich stutzig. Ihre Erscheinung kam mir seltsam bekannt vor, genau wie das Kleid, das auf dem Tresen lag. Das hatte ich doch schon einmal gesehen. Nur war es damals noch nicht fertig gewesen.
    »Rose?«, fragte ich zögerlich. Die Frau drehte sich zu mir um. Und tatsächlich, ich hatte mich nicht geirrt.
    »Oh, Miss Violet, welch Freude, Sie wiederzusehen!« Sie machte einen tiefen, formvollendeten Knicks.
    »Die Freude ist ganz meinerseits«, erwiderte ich. »Was machen Sie denn hier in Marlow?«
    »Ich verkaufe ein paar Kleider, die ich genäht habe. Meine Schwester, Misses Thomas hier, nimmt sie für mich in den Verkauf.«
    »Ihre Kleider verkaufen sich sehr gut. Gerade vor ein paar Tagen hat die Lady Almond eines ihrer Kleider gekauft und war ganz entzückt noch eine so schöne Robe für den bevorstehenden Ball gefunden zu haben«, mischte sich Misses Thomas ein und grinste vor Verzückung von einem Ohr zum anderen. Ihre Nase kräuselte sich dabei, wie bei einem Kaninchen, was ziemlich ulkig aussah.
    »Den Ball? Meinen Sie den Ball, den Mister Scott ausrichtet?«, fragte ich neugierig.
    »Ja. Werden Sie denn auch dort sein, Miss Violet?«, fragte Rose erstaunt.
    »Mein Bruder, meine Freundin Miss Haimsworth und ich sind eingeladen, aber leider fehlt uns noch das passende Kostüm.« Rose wurde mit einem Mal ganz aufgeregt und ihre Augen begannen zu leuchten. »Wir werden bestimmt das Richtige für Sie beide finden. Bitte kommen Sie.« Sie tänzelte um mich herum und schob mich dann mit sanftem Druck durch eine Tür in den hinteren Teil des Ladens. Aus dem Augenwinkel sah ich gerade noch, wie Misses Thomas sich mit Lilian unterhielt.
    »Ich habe da ein Kleid, das wie für Sie gemacht ist, Miss Violet. Eigentlich wollte ich es der Lady Pelham verkaufen. Aber wie man hört, hat sie sich in letzter Zeit nicht gerade zu ihrem Vorteil verändert. Sie würde wahrscheinlich gar nicht hineinpassen. Und außerdem wird es an einer natürlichen Schönheit wie Ihnen auch viel besser zur Geltung kommen.« Sie nestelte geschäftig in einer Truhe herum und holte einen Traum aus dunkelblauer Seide hervor. Der weite Rock war so gerafft, dass es aussah, als würde er wie ein Wasserfall aus vielen kleinen Wellen bestehen. Rose hatte hunderte Glasperlen aufgenäht, die bereits bei der kleinsten Bewegung zu funkeln begannen. Das Korsett war mit einer silbernen Stickerei verziert, die sich als Blätterranken mehrmals um den Oberkörper schlängelte. Dazu gehörte noch ein Paar langer weißer Handschuhe, ebenfalls aus Seide. Als ich mich im Spiegel sah, erkannte ich mich kaum wieder.
    »Wunderschön«, sagte Rose und betrachtete mich zufrieden. »Wie eine Meerjungfrau.«
    »Das

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