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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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etwas gibt. Dass du mich liebst. Aber wie es aussieht, habe ich mich da geirrt.« Tränen der Wut schossen mir in die Augen. Ich versuchte sie zu unterdrücken.
    »Aber Vi, ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als alles andere. Ich weiß wirklich nicht, was da gerade passiert ist«, beteuerte er hilflos.
    »Das kann ich dir sagen, Drew. Sie hat dich geküsst und du hast mitgemacht. Wenn du mich wirklich lieben würdest, hättest du das nicht getan. Und jetzt entschuldige mich bitte. Ich habe genug gesehen.« Ich raffte meinen Rock, schnappte mir meine Maske und rauschte an ihm vorbei hinaus auf die Straße. Die Dämmerung hatte eingesetzt. Wohin ich lief, wusste ich nicht. Ich wollte nur weg von der geschäftigen Straße, weg von Lilian und Drew und den Bildern, die sich in meine Netzhaut eingebrannt hatten und wie in einer Dauerschleife vor meinem geistigen Auge abliefen.
    Ich gelangte an einen kleinen, verlassenen, runden Platz in dessen Mitte ein Springbrunnen sprudelte. Völlig fertig ließ ich mich auf dem kühlen Stein nieder. Ich vergrub das Gesicht in den Händen. Hinter mir ertönte ein leises Klingeln. Dann hörte ich Schritte. Jemand setzte sich neben mich. Ich blickte zu dem Fremden auf und musste feststellen, dass er mir gar nicht fremd war. Schnell drehte ich mich zur Seite und versuchte, mir die Tränen aus dem Gesicht zu wischen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er und zog ein Taschentuch aus seiner Weste. Ich sah ihn an. Seinen dunkelblauen Gehrock hatte er gegen einen eleganten schwarzen getauscht. Dazu trug er eine weiße Hose und schwarze, auf Hochglanz polierte Stiefel. Seine Haare hatte er, wie immer, zurückgebunden. Lange konnte ich seinem Blick jedoch nicht standhalten. Wieso musste ich ihm gerade jetzt schon wieder über den Weg laufen? War nicht alles auch so schon schlimm genug? Ich brachte kein einziges Wort heraus. Stattdessen begann ich zu schluchzen wie ein Schlosshund. Er zog mich an seine Seite und reichte mir das Taschentuch. Ich ließ es geschehen und nahm es dankend an.
    »Was ist denn passiert?«, fragte er. »Und wo sind Lilian und Drew?« Ich schüttelte nur mit dem Kopf. Ich wollte es ihm nicht erzählen. Er schien zu verstehen und bohrte nicht weiter nach. Es tat gut, dass einfach nur jemand da war, auch wenn mich seine Anwesenheit im Augenblick nur noch mehr verwirrte. Ganz langsam beruhigte ich mich wieder. Das Taschentuch hielt ich jedoch immer noch fest umklammert. Anthony löste es vorsichtig aus meinem Griff und tupfte mir zaghaft die Tränen aus dem Gesicht.
    »Was machst du hier?«, fragte ich noch etwas erstickt.
    »Ich habe gehört, dass hier ein Ball stattfinden soll, und ich habe mich gefragt, ob du vielleicht noch eine Begleitung brauchst«, antwortete er. Er wollte mich aufmuntern.
    »Wie hast du mich überhaupt hier gefunden? Bist du mir wieder gefolgt?«, fragte ich und wischte mir mit der Hand über mein tränennasses Gesicht.
    »Ehrlich gesagt war das diesmal tatsächlich ein Zufall. Ich habe gerade meine Sachen für heute Abend beim Herrenschneider hier abgeholt. Sieht schick aus, findest du nicht?« Er stand auf und machte eine Pose wie ein stolzierender Gockel, um mich zum Lachen zu bringen. Ich schenkte ihm ein Lächeln. Und mal ganz abgesehen von seinem peinlichen Gehabe sah er wirklich sehr gut darin aus.
    »Hast du keine anderen Verpflichtungen?«, fragte ich.
    »Nein, augenblicklich keine, die wichtiger wären als diese hier.« Plötzlich wurde er ganz ernst und sah zu mir herunter. Er machte eine tiefe Verbeugung.
    »Miss Violet, darf ich Sie darum bitten, mich heute Abend auf den Ball zu begleiten?«, fragte er ganz förmlich und hielt mir seine Hand hin. Ich zögerte einen kurzen Moment, dann reichte ich ihm meine Hand. Er gab mir einen Handkuss und zog mich sanft auf die Füße. Ich war etwas wacklig auf den Beinen. Vorsichtig strich ich über mein Kleid und zog meine langen, weißen Handschuhe nach oben. Dann machten wir uns gemeinsam auf den Weg zurück zur Hauptstraße.
    »Ich werde uns eine Kutsche bestellen«, sagte er und pfiff einmal kurz auf den Fingern. Es dauerte nicht lange bis ein entsprechendes Gefährt für uns anhielt. Das Gespann bestand aus zwei schwarz-weiß gescheckten Kaltblütern, die aufgeregt mit den Hufen scharrten und ihre Mähnen schüttelten. Der Kutscher öffnete uns die Tür und Anthony half mir hineinzuklettern.
    »Wo soll es denn hingehen?«, fragte er.
    »Zum Anwesen der Familie Scott, bitte«, antwortete Anthony und

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