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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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bugsierte mich zurück auf meinen Platz, als wolle er so viel Abstand wie möglich zwischen uns bringen, und vergewisserte sich noch einmal mit einem kurzen Blick, dass mit mir wirklich alles in Ordnung war. Dann lehnte er sich aus dem Fenster, um nachzusehen, warum die Kutsche zum Stehen gekommen war. Der Kutscher sagte etwas, das ich wegen des anhaltenden Rauschens in meinem Kopf nicht verstehen konnte. Anthony nickte und stieg aus. Ich blieb, wo ich war, konnte es mir jedoch nicht verkneifen durch das Fenster nach draußen zu spähen. Ich sah Anthony heftig mit dem Kutscher diskutieren. Offensichtlich war er nicht dazu bereit weiterzufahren. Schlussendlich drehte sich Anthony um und öffnete die Tür.
    »Mir scheint, wir müssen ab hier zu Fuß gehen«, sagte er leicht verlegen. Ich sah ihn irritiert an.
    »Zu Fuß? In diesen Schuhen?« Ich deutete auf die Absätze meiner Pumps.
    »Es tut mir leid, aber der Kutscher will nicht weiterfahren. Er sagt, die Straße sei ein paar hundert Meter weiter so schlecht, dass er dort mit der Kutsche nicht mehr durchkommen würde.«
    »Und das konnte er dir nicht sagen, bevor wir losgefahren sind?«, fragte ich ungläubig.
    Anthony wich meinem Blick aus und ging nicht weiter darauf ein. Das Ganze war ihm offensichtlich sehr peinlich.
    »Wie auch immer«, sagte er betont heiter. »So oder so müssen wir jetzt wohl leider ein Stück spazieren gehen. Frische Luft soll ja ohnehin ganz guttun.«
    So viel zu meinem Vergleich mit Mr Darcy. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er Elisabeth je zu Fuß hätte gehen lassen. Widerstrebend stieg ich aus der Kutsche aus. Der Kutscher hob zum Gruß noch einmal seine Mütze und machte dann mit einem schadenfrohen Grinsen kehrt. Da standen wir nun, im Jahr 1707, gestrandet im Nirgendwo.
    »Ich dachte, so was gibt es nur bei Taxifahrern«, bemerkte ich missmutig und marschierte betont beleidigt und erhobenen Hauptes an Anthony vorbei. Leider war das aber auch schon das Ende meines galanten Abgangs, denn ich geriet plötzlich ins Stolpern und landete auf der Nase. Anthony lachte und half mir auf. Der Peinlichkeit noch nicht genug, war mir dabei auch noch der Absatz meines linken Schuhs abgebrochen, so dass ich nun wie ein einbeiniger Storch durch die Gegend staksen musste. So ein Mist!
    Mir kam der Gedanke die Schuhe einfach auszuziehen und barfuß weiterzugehen, doch ich hatte Angst auf einen der spitzen Steine zu treten, die hier überall herumlagen.
    Eine Weile lief er neben mir her und beobachtete mich in meinem ungelenken Gang. Ich musste ein unheimlich komisches Bild abgeben. Doch ich wollte seine Hilfe nicht.
    »Wie weit ist es eigentlich bis zu diesem Mr Conners?«, fragte ich und versuchte mir dabei nicht anmerken zu lassen, dass ich mir sehnlichst wünschte, er möge gleich hinter der nächsten Wegbiegung seine Zelte aufgeschlagen haben, denn der Kutscher hatte tatsächlich Recht behalten: Je weiter wir gingen, desto schlechter wurde die Straße.
    »Ungefähr noch fünf Meilen von hier.«
    Ich schluckte. Fünf Meilen? Bis wir ankämen, hatte ich wahrscheinlich einen irreparablen Haltungsschaden. Anthony konnte es sich wohl nicht weiter mit ansehen oder er hatte einfach Mitleid mit mir, so genau weiß ich das nicht. Jedenfalls schien er es als seine Pflicht anzusehen, etwas zu unternehmen.
    »Gib mir mal deinen rechten Schuh«, forderte er. Ich sah ihn prüfend an.
    »Nun mach schon!«
    Widerstrebend zog ich den Schuh aus und gab ihn ihm. Anthony brach den verbliebenen Absatz ab und gab mir den Schuh zurück. Ich sah ihn entsetzt und ungläubig an.
    »Das waren meine schönsten Schuhe, du Blödmann. Den anderen Absatz hätte ich noch reparieren lassen können«, stammelte ich völlig perplex.
    »Du hast Recht, Violet! Es waren schöne Schuhe. Jetzt kann man darin laufen.« Mit diesen Worten ließ er mich und meine Absätze stehen.
    Ich brauchte noch einen Moment, um meine Fassung wiederzuerlangen, dann trabte ich hinter ihm her. Und um ehrlich zu sein, das Laufen gestaltete sich jetzt wirklich um einiges angenehmer.

KAPITEL 12
ZU BESUCH BEI MR CONNERS

    Wir waren bereits eine halbe Ewigkeit gelaufen, als die Dächer einer Siedlung am Horizont auftauchten. Während der ganzen Zeit hatte ich still vor mich hin geschmollt. Doch nun machte sich Erleichterung in mir breit und auch Anthony schien froh darüber zu sein, auch wenn er es sich nicht so offensichtlich anmerken ließ wie ich. Ich atmete hörbar auf und beschleunigte meine Schritte.

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