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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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nahm mir ein Stück Brot und bestrich es mit Honig. Anthony beobachtete mich aus den Augenwinkeln. Ich war verwirrt. Warum war er so distanziert? Bevor ich das Thema anschneiden konnte, kam er mir zuvor, um mir den Plan für den heutigen Tag darzulegen.
    »Ich schlage vor, du beeilst dich ein bisschen, damit wir so schnell wie möglich aufbrechen können!«, sagte er. »Wir haben heute viel vor. Wir werden Mr Conners einen Besuch abstatten.«
    »Wer ist Mr Conners?«, fragte ich und versuchte mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Wenn er den Gleichgültigen mimen konnte, dann konnte ich das auch. Und rumkommandieren ließ ich mich schon gar nicht.
    »Ein Mann, der deinen Großvater gekannt hat.«, antwortete er. »Dein Kleid hängt an der Garderobe und die Kutsche wartet draußen. Wenn du so weit bist, können wir los.«
    Damit verließ er den Küchentisch und verschwand durch die Vordertür. Ich verstand die Welt nicht mehr. Da ließ er mich einfach hier sitzen.
    Eine Weile rührte ich mich nicht vom Fleck. Ich musste meine Gedanken sortieren und kaute auf meinem Brot herum. Dann fiel mir das Kleid wieder ein und ich lief zur Garderobe. Es hatte bei seinem Rendezvous mit dem Fluss nicht annähernd so viel Schaden genommen, wie ich angenommen hatte. Leider gab es da aber noch ein Problem. Es musste zugeschnürt werden und das konnte ich unmöglich allein schaffen. Für einen Moment erwog ich, Anthony um Hilfe zu bitten, doch mein Stolz verbot es mir. Er sollte mir bloß vom Leib bleiben. Er hatte meinen Moment der Schwäche ganz offensichtlich ausgenutzt und jetzt ließ er mich mit dieser Peinlichkeit im Regen stehen. Ich würde ihm von nun an die kalte Schulter zeigen. Mein Entschluss stimmte mich euphorisch.
    Nach etlichen Versuchen schaffte ich es doch noch, zwar mehr schlecht als recht, aber immerhin, mich selbst wie ein Päckchen zu verschnüren. Ich hatte einige Schlaufen ausgelassen, an die ich nicht herankam, und das Band am Rücken zu einer Schleife zusammengebunden. Besser bekam ich es allein nicht hin. Mit etwas Glück würde es keinem auffallen. Ich ließ den Blick noch einmal wehmütig durchs Zimmer schweifen, dann setzte ich meinen hochmütigsten Blick auf und trat durch die Tür nach draußen.
    Die Kutsche stand bereits vor dem Haus. Ein braunes und ein weißes Pferd waren davorgespannt. Anthony hielt mir die Tür auf. Für einen Moment konnte ich nicht anders, als ihn zu bewundern. Es war ein bisschen wie in den historischen Romanverfilmungen, die ich mir immer so gern ansah. Anthony erinnerte mich dabei ein wenig an Mr Darcy. Nur dass ich nicht Elizabeth Bennet war. Dennoch würdigte ich ihn keines Blickes, als ich an ihm vorbeiging und ohne seine Hilfe schweigend in die Kutsche einstieg. Anthony setzte sich mir gegenüber und schloss die Tür.
    Die Kutsche setzte sich in Bewegung. Anthony sagte kein Wort. Er sah mich nur an. Um mich daran zu hindern ihn anzuhimmeln, statt ihm, gemäß meinem Entschluss, Gleichgültigkeit zu signalisieren, sah ich aus dem Fenster. Mir war durchaus bewusst, wie lächerlich und kindisch das war, aber ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.
    Während wir uns schweigend gegenübersaßen, zog draußen die Landschaft an uns vorbei. Wir fuhren an Feldern vorbei, auf denen Männer ihre Saat bewässerten, und passierten Dörfer, in denen Kinder ausgelassen auf der Straße Nachlauf und Verstecken spielten, während die Frauen damit beschäftigt waren ihre Wäsche auf improvisierten Wäscheleinen aufzuhängen. Ich dachte daran, wie einfach ich es zu Hause hatte, und überlegte, wie die Frauen es hier überhaupt schafften ihren Alltag zu bewältigen, ohne all die technischen Errungenschaften aus der Zukunft, wie Waschmaschinen und Geschirrspüler.
    Ich wurde unsanft aus meinen Gedanken gerissen, als die Kutsche plötzlich so abrupt stehen blieb, dass ich mir den Kopf stieß und nach vorne geschleudert wurde, direkt auf Anthony. Er fing mich geistesgegenwärtig auf.
    »Ist dir was passiert?«, fragte er besorgt.
    »Nein«, sagte ich, immer noch erschrocken nach Atem ringend. »Ich hab mir nur den Kopf gestoßen.«
    Ich spürte seine Hände, die mich immer noch festhielten, und war für einen Moment dazu bereit, all meine guten Vorsätze über Bord zu werfen. In diesem Augenblick glaubte ich zu erkennen, dass etwas an der Fassade, die er seit heute Morgen aufrechterhielt, zu bröckeln begann. Doch schon im nächsten Moment war davon nichts mehr zu sehen. Er

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