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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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ich mir schon gedacht, als ich zum ersten Mal die Pläne gesehen habe«, sinnierte Mr Conners. »Ich habe Christopher gleich gesagt, dass das so nicht funktioniert.«
    Mrs Conners verdrehte die Augen. Ich musste schmunzeln. Als sie den Raum verließ, bedeutete sie mir, ihr zu folgen. Anthony und Mr Conners hatten sich inzwischen in ein Gespräch über Architektur und die aktuelle politische Lage vertieft, zu dem ich sowieso nichts beisteuern konnte. Also stand ich auf und folgte ihr unauffällig in die Küche.
    Wie alle Räume des Hauses war auch die Küche nicht besonders geräumig. Dennoch schien sie alles zu beherbergen, was man sich im beginnenden achtzehnten Jahrhundert so wünschen konnte. Ich setzte mich auf einen Schemel, der neben der Tür stand, und sah mich um.
    Unterdessen machte sich Mrs Conners daran neues Wasser aufzusetzen und stellte einen großen Topf auf den Herd. Wieder fragte ich mich, wie man ohne Kühlschrank auskommen konnte. Aber wahrscheinlich fror man Fleisch zu dieser Zeit nicht ein, sondern trocknete es, um es haltbar zu machen. Mrs Conners schien mein verwunderter Blick aufgefallen zu sein.
    »Sie sind sicher einen anderen Standard gewöhnt, Miss Violet«, sagte sie fast entschuldigend. »Als wir noch in London lebten, hatte ich auch einmal eine wunderschöne Teeküche, mit handbemalten Schränkchen und einem richtig großen schmiedeeisernen Ofen. Aber leider konnte ich das Mobiliar nicht hierher mitnehmen.« In ihrem Blick lag etwas Trauriges.
    »Ich finde es sehr gemütlich hier«, beeilte ich mich ihr zu versichern. Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihre Lippen. Das Wasser auf dem Herd begann langsam zu blubbern. Plötzlich spürte ich meine Blase, die schon eine ganze Weile nach ihrem Recht verlangte.
    »Sagen Sie, Mrs Conners, gibt es hier irgendwo die Möglichkeit …« Ja, wie sollte ich das ausdrücken … auf die Toilette zu gehen? Selbst ohne tiefere Kenntnisse der Geschichte war mir klar, dass es noch keine Toilette, wie ich sie kannte, geben würde. Aber Mrs Conners schien mich auch so zu verstehen.
    »Gleich hinter dem Haus, Liebes«, sagte sie mit einem Lächeln und deutete auf eine Tür, die von der Küche in den angrenzenden Gemüsegarten führte. Mrs Conners pflanzte anscheinend alles selbst an, was sie so zum täglichen Überleben brauchten. Ich schlängelte mich zwischen verschiedenen Obstbäumen, Beerensträuchern, Kartoffelpflanzen und Kürbisbeeten hindurch, bis ich einen kleinen Holzverschlag im hinteren Teil des Gartens entdeckte. Das musste es sein. Die Tür war mit einem rostigen Haken verschlossen. Vorsichtig löste ich ihn und öffnete die Tür. Der Gestank, der mir entgegenschlug, war nahezu unerträglich. Nicht einmal in einem Schweinestall roch es dermaßen unappetitlich. Mit Mühe und Not unterdrückte ich den Drang mich an Ort und Stelle zu übergeben. Aber was hatte ich erwartet? Vor gut dreihundert Jahren hatte es noch keine Abwasserleitungen für sanitäre Anlagen gegeben. Geschweige denn, dass es überhaupt so etwas wie sanitäre Anlagen gab. Ich war zwar nicht zimperlich, aber das brachte ich dann doch nicht über mich. Ich schlug die Tür wieder zu und suchte mir stattdessen ein Plätzchen in den Büschen, in der Hoffnung, dass mich keiner der Nachbarn dabei sehen würde.
    Als ich wieder ins Haus zurückkehrte, war Mrs Conners gerade dabei eine neue Kanne Tee, die leicht wackelig auf dem Tablett stand, aus der Küche zu jonglieren.
    »Oh, da sind Sie ja wieder, Miss Violet. Bitte kommen Sie. Wir wollen den Herren im Salon ein wenig Gesellschaft leisten.« Sie lächelte mir aufmunternd zu.
    »Ja, natürlich gern«, entgegnete ich und folgte ihr den Flur entlang zurück in den Salon. Mr Conners schien sich gerade köstlich zu amüsieren. Er blickte auf, als wir den Raum betraten.
    »Miss Violet, ich muss mich entschuldigen«, sagte er. »Wir haben Sie schändlich vernachlässigt.« Er zwirbelte an den Enden seines Schnurrbarts.
    »Dafür habe ich ihr ja Gesellschaft geleistet«, wandte seine Frau mit einem neckenden Lächeln ein. Er seufzte kurz und bedachte sie mit einem liebevollen Blick.
    »Auf dich ist eben in jeder Hinsicht Verlass, meine Liebe«, sagte er und drückte ihre Hand.
    »Ich weiß doch, wie gerne du dich über das Geschehen in der Stadt erkundigst, mein Lieber. Da dachte ich mir, Miss Violet würde sich dabei sicherlich langweilen.«
    »Mr Clark sagte mir gerade, dass Lord Bourdon in der vergangenen Woche bei der Pferdewette 100

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