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Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Titel: Zauber der Versuchung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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über Alexandras Gesicht. Wenn Judith es nicht besser wüsste, würde sie fast glauben, dass ihre Schwägerin sich zur Abwechslung einmal um jemand anderen sorgte als sich selbst. Sogleich schüttelte sie den Kopf. »Ich verabscheue England um diese Jahreszeit. Und Chester House ist im Winter ganz besonders düster.«
    »Du wirst mich deine Pläne wissen lassen.«
    »Gewiss doch.« Ihre Blicke trafen sich, und beide Frauen starrten sich unsicher an, als wollte jede von ihnen etwas sagen, wusste jedoch nicht, was. In raren Momenten wie diesem fragte Judith sich immer wieder, ob Alexandra ihre Beziehung ebenso bedauerte wie sie selbst. Es war wirklich ein Jammer. Sie beide waren so allein auf der Welt, und Alexandra und sie hätten sich in all den Jahren gegenseitig beistehen können. Für beide wäre das Leben erheblich anders verlaufen, hätten sie es getan.
    »Erklär mir noch mal, warum du es für eine gute Idee hältst, an einem Tag wie diesem durch den Park zu stapfen«, sagte Norcroft mit offener Verständnislosigkeit.
    »Ich bin dieser Tage von einer zunehmenden Rastlosigkeit geplagt. Die und der Wunsch, ein herzliches Gespräch mit einem meiner ältesten Freunde zu führen, sind der Grund, weshalb ich dich bat, mich im Park zu treffen«, erklärte Gideon, und es entsprach der Wahrheit, weitestgehend jedenfalls. »Außerdem ist es ein wunderschöner Frühlingstag.«
    »In der Hölle vielleicht«, entgegnete Norcroft. »Es ist kalt, es ist feucht, der Himmel ist scheußlich grau, und wir haben gerade erst Anfang März, womit die Bezeichnung Frühling von einem Optimismus kündet, den ich bei dir gar nicht kenne.«
    »Dennoch finde ich einen Spaziergang angenehm belebend.«
    »Da wir gezwungen sind, sehr schnell zu gehen, um nicht zu erfrieren, stimme ich belebend voll und ganz zu«, sagte Norcroft, überlegte kurz und fügte hinzu: »Obwohl zerstreuend wohl der treffendere Ausdruck wäre.«
    »Ich brauche keine Zerstreuung.«
    »Ich habe noch nie einen Mann gesehen, bei dem die Notwendigkeit von Zerstreuung offensichtlicher war.« Norcroft lachte leise. »Und ich kann mich nicht entscheiden, ob mich dieser Zustand bei dir entsetzt oder mit höchster Zufriedenheit erfüllt.«
    »Sei nicht albern.« Gideon blickte stur geradeaus, ohne seine Schritte auch nur zu verlangsamen. »Und ich bin in keinem Zustand.«
    Norcroft schnaubte.
    »Ich weiß einfach nicht... Das heißt, ich bin mir nicht sicher...« Gideon warf seinem Freund einen verärgerten Blick zu. »Ich weiß gar nichts. Da hast du es. Bist du jetzt glücklich?«
    Norcroft grinste. »Selig.«
    »Nicht entsetzt?«, fragte Gideon verwundert.
    »O doch, das auch.«
    »Warum?« Gideon sah ihn prüfend an. »Ich verstehe ja zufrieden ...«
    »Weil es bedeutet, dass du genauso menschlich bist wie der Rest von uns?«
    »Allzu menschlich, offensichtlich«, murmelte er. »Weshalb entsetzt?«
    »Entsetzen ist die naturgemäße Reaktion, die man zeigt, wenn man feststellt, dass die Welt, wie wir sie kennen, ihr Ende erreicht hat«, sagte Norcroft kopfschüttelnd. »Gideon Pearsall, Viscount Warton, von einer Frau in die Knie gezwungen.«
    »Ich wurde nicht in die Knie gezwungen«, konterte Gideon scharf, obwohl er sich in Wahrheit ziemlich in die Knie gezwungen fühlte. »Ich bin einfach verwirrt, das ist alles.«
    Norcroft lachte. »Ich würde gemeinhin sagen, das reicht.«
    Gideon und Norcroft tippten an ihre Hüte, als ihnen zwei andere unerschrockene Seelen begegneten, die in die entgegengesetzte Richtung eilten.
    »Warst du jemals verliebt, Norcroft?«
    »Verliebt?« Norcroft blieb abrupt stehen und starrte Gideon an. »Du bist verliebt?«
    »Ich habe nicht gesagt, ich wäre verliebt«, erwiderte Gideon und drehte sich zu Norcroft um. »Ich fragte, ob du jemals verliebt warst.«
    Norcroft lief, um ihn einzuholen. »Ein- oder zweimal, glaube ich. Nichts Ernstes.«
    »Dann warst du nie verliebt. Liebe ist außergewöhnlich ernst.«
    »Aha«, sagte Norcroft gelassen, als wären Frage wie Antwort gleichgültig. »Warst du jemals verliebt?«
    »Einmal«, antworte Gideon und schüttelte den Kopf. »Es war ein Desaster.«
    »Ach ja«, meinte Norcroft nickend. »Violet Smithfield.«
    Nun war es an Gideon, abrupt stehen zu bleiben. »Du weißt also von Violet Smithfield?«
    »Selbstverständlich.« Norcroft sah ihn an. »Wie Helmsley und Cavendish auch. Der Zwischenfall mit deiner Heirat wurde größtenteils totgeschwiegen, aber von meiner Mutter, Helmsley und Cavendishs

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