Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
Mal, wenn Ignatev versuchte anzulegen, schlingerte der Boden unter ihm und warf ihn nach vorn auf die Brust. Er hielt die Harpune fest umklammert und fluchte lautlos, als sich der Riementang um seine Knöchel und um seine Beine wand.
Aleksandr bahnte sich mühsam einen Weg durch den Tang, weil er zu Ignatev gelangen wollte. Abigail hatte den Mann beinah erreicht, und zu seinem Entsetzen konnte Aleksandr sehen, dass sich Ignatev zu ihr umdrehte. Ignatev war ein großer, kräftiger Mann, der Geschick im Töten besaß. Aleksandrs Arm hing bleischwer an seiner Seite und weigerte sich, ihm schneller durchs Wasser voranzuhelfen. Der Tang behinderte seine Bewegungen noch mehr. Er griff auf alle Kraftreserven und auf den letzten Rest Entschlossenheit zurück, der ihm noch geblieben war, und warf sich nach vorn, um Ignatev zu erreichen.
Ignatev stürzte sich auf Abigail, rammte sie, als sie die Arme nach ihm ausstreckte, schlug mit der Faust in die Richtung ihres Kopfes und hielt das Harpunengewehr immer noch fest umklammert. Abigail zog gerade noch rechtzeitig den Kopf zurück, ließ ihr Handgelenk vorschnellen und ritzte ihm mit der Klinge ihres Messers den Arm auf. Er wirbelte herum und schoss die nächste Harpune in dem Moment auf Aleksandr ab, als er sich gerade auf ihn stürzen wollte. Die Harpune traf Aleksandr tief in die Seite, schnitt sich durch Haut und Muskeln und Knochen und warf ihn nach hinten.
Abigail griff wieder an, näherte sich diesmal tief und heimtückisch mit ihrem Messer, schlang Ignatev einen Arm um den Hals und stieß ihm die kleine Klinge mit aller Kraft, die sie aufbieten konnte, in den Bauch.
Er umfasste ihr Handgelenk, riss ihr das Messer aus den Fingern und stach mehrfach damit auf sie ein, während sie versuchte, vor ihm zurückzuweichen. Die Klinge war kurz und die Verletzungen waren oberflächlich, doch Abigail spürte das Brennen jeder einzelnen Stichwunde und wusste, dass ihr nur
sehr wenig Zeit blieb. Als Ignatev mit erhobenem Arm über ihr aufragte, bekam Aleksandr ihn von hinten zu fassen, drehte den Mann zu sich um und warf sein gesamtes Gewicht mit aller Kraft nach vorn, um die Spitze der Harpune, die sich durch seine eigene Schulter gebohrt hatte, tief in Ignatevs Kehle zu rammen.
Der Schock war im ersten Moment so groß, dass es schien, als hätte der Ozean selbst jede kleinste Bewegung eingestellt. Abigail sah, dass Aleksandr sie packen wollte, doch dann rollten die beiden Körper, die durch die Harpune zusammengehalten wurden, auf den Meeresgrund.
Libby! Hilf mir! O Gott, Libby, ich brauche dich! In Gedanken schrie Abigail auf und rief immer wieder laut nach ihrer Schwester. Schreckliche Schmerzen griffen auf ihre Kehle und auf ihren Bauch über, als sie die beiden Körper voneinander riss und ihre Arme unter Aleksandrs Schultern hakte. Sie besaß keine telepathischen Kräfte, aber ihre Schwestern hatten die Verbindung hergestellt. Sie wussten Bescheid. Ihnen war alles klar. Sie begann, Aleksandr durch das Wasser zu ziehen und dabei an die Oberfläche aufzusteigen. Es war ausgeschlossen, gegen den Sog des Meeres anzukämpfen, sein Gewicht mit sich zu zerren und seinen Regler für die Luftzufuhr gleichzeitig festzuhalten. Immer wieder glitt er ihm aus dem Mund, ganz gleich, wie oft sie versuchte, ihn dort festzuhalten. Sie war näher am Ufer als an ihrem Boot, und es spielte ohnehin keine Rolle. Er verblutete ihr sogar im kalten Wasser. Und er war am Ertrinken, denn seine Lunge sog sich mit Wasser voll, während sie seinen bewusstlosen Körper zum Strand zog.
Ihre Schwestern ließen ihre Kräfte in sie strömen und standen ihr sogar über diese Entfernung bei, während sie gleichzeitig versuchten, die Geschöpfe des Meeres zu bändigen, die das Blut im Wasser rochen. Es war ein langer, harter Kampf gegen die Dünung, während sie versuchte, mit Aleksandr im Schlepptau die Wellen zu reiten. Abigail war so erschöpft und ihr graute
derart bei dem Gedanken, Aleksandr zu verlieren, dass ihr der zweite Mann erst wieder einfiel, als es schon zu spät war. Der Mann, der gezwungen gewesen war, an die Oberfläche aufzutauchen, und der jetzt auf der Lauer lag. Ihr Herz machte einen Satz und begann erst dann, alarmiert zu pochen.
Sie kam auf die Füße und taumelte, als sie Aleksandrs volles Gewicht auf den nassen Sand zerrte. Der Mann erwartete sie voller Zuversicht und mit einem aufreizenden kleinen Lächeln. Er beobachtete, welche Mühe es sie kostete, ihre Last höher auf den
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