Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
Intelligenz unverkennbar war, als sie ihn beobachteten.
Aleksandr warf einen Blick auf Abigail. Sie folgte einem Delfin und nahm offenbar jede seiner Bewegungen mit ihrem Videorecorder auf, während sie von anderen Delfinen umgeben war, die in weiten, geschwungenen Kreisen um sie herum schwammen. Die Delfine schienen ein wesentlich intimeres Verhältnis zu ihr zu haben; sie berührten sie und gaben Laute von sich, näherten sich ihr immer langsam und stießen ganze Serien von Klicklauten aus. Die Delfine erschienen ihm jetzt überhaupt nicht mehr bedrohlich, sondern viel eher als verspielte, umgängliche und gesellige Geschöpfe, die neugierig und intelligent waren und ihn ebenso eingehend musterten, wie er sie beobachtete.
Begeisterung erfüllte ihn, als die Delfine um ihn und Abigail kreisten und sie beide in ihre Gruppe aufnahmen, als seien sie akzeptierte Mitglieder. Abigail konzentrierte sich aufs Filmen und schwamm in einem weiten Bogen voran, während Aleksandr vorsätzlich die Richtung änderte, um zu sehen, ob seine Gruppe ihm folgen würde. Sie tat es, und die beiden Delfingruppen bewegten sich in langsamen entgegengesetzten Kreisen.
Abigail wies mit ihrem Daumen zur Wasseroberfläche. Er
schüttelte den Kopf, denn es widerstrebte ihm, diese erstaunlichen Geschöpfe zu verlassen. Sie deutete auf ihre Armbanduhr, und als er einen Blick auf seine eigene Uhr warf, stellte er verblüfft fest, dass viel mehr Zeit vergangen war, als ihm bewusst gewesen war. Etliche Delfine scherten aus der Formation aus und machten sich an den Aufstieg. Er nickte Abigail zu, um seine Einwilligung zu bekunden.
Menschen und Delfine kamen gemeinsam an die Oberfläche. Aleksandr sprang beinah aus dem Wasser. Er strahlte über das ganze Gesicht, als er seine Arme um Abigails Taille schlang, sich über den Videorecorder beugte und sie küsste. »Das war … unbeschreiblich! « Er legte eine Hand auf sein Herz. »Ich danke dir, lyubof maya . Was für ein unglaubliches Gefühl!« Er sah sich um und beobachtete, wie die Delfine Luft schnappten und, einer nach dem anderen, wieder in die Tiefe tauchten: Zwei glitten so dicht an Abigail vorbei, als wollten sie sie zu einem weiteren Tanz auffordern.
Abigail schwamm zum Boot und wollte ihre Kamera auf das Deck wuchten. Aleksandr nahm sie ihr aus den Händen und legte sie behutsam ab. »War das schon alles?« Enttäuschung wallte in ihm auf, aber selbst das konnte seine Aufregung über dieses Erlebnis nicht dämpfen oder das Strahlen von seinem Gesicht wischen.
»Sie haben mir Hinweise gegeben, dass sie ins Meer hinausschwimmen. Aber ab und zu werden sie zurückkommen. Insbesondere Kiwi und Boscoe.« Sie setzte die Taucherbrille ab und warf den Kopf mit einem freudigen Lachen zurück.
»Welche sind Kiwi und Boscoe?« Er wollte sie an sich ziehen und sie küssen, bis keiner von beiden mehr Luft bekam. Sie war wunderschön. Es war ein wunderschöner Tag.
»Das sind die zwei größten Männchen. Kiwi war der Delfin, der verletzt worden ist, und er ist es gewohnt, dass ich ihn behandele. An dem Tag, als in der Bucht auf uns geschossen wurde, war ich dort, um ihn zu verarzten.« Sie wischte sich Wassertropfen
aus dem Gesicht. »Ich habe ihn vorgestern untersucht. Ihm fehlt nichts mehr.«
»Was sind das für Narben, die einige von ihnen haben?« Er hielt den Blick immer noch aufs Wasser gerichtet und hoffte auf eine weitere Begegnung.
»Im Grunde helfen uns diese unverwechselbaren Narben, einzelne Tiere zu identifizieren. Wenn Delfine untereinander aggressiv werden, dann ›schnappen‹ sie, das heißt, sie beißen einander, ohne fest zuzubeißen, und das hinterlässt diese Kratzspuren. Fast alle Delfine haben solche Narben. Die weniger ernsthaften verheilen mit der Zeit und verschwinden, aber oft ist die Verletzung tief genug, um eine dauerhafte Narbe zurückzulassen. «
»Lass uns noch einmal tauchen und sehen, ob einer von ihnen zurückkommt«, schlug Aleksandr vor. Es widerstrebte ihm, die Bucht zu verlassen, denn eine solche Gelegenheit würde sich ihm vielleicht nie wieder bieten.
Sie lachte leise und strich über seine Wange. »Es freut mich sehr, dass du dich für meine Welt begeisterst. Du darfst nur nicht enttäuscht sein, wenn sie schon fort sind.«
»Nichts könnte mich im Moment enttäuschen. Es war wirklich wunderbar.«
Sie tauchten gemeinsam und suchten in der Hoffnung auf eine weitere Begegnung die dunkleren Tiefen auf. Abigail überließ Aleksandr die Führung und blieb
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