Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
Chamäleon, das von keinem bemerkt wird.«
»Prakenskij? Der Mann, von dem du gesagt hast, er sei …«
Er lutschte an einem ihrer Finger und lenkte sie damit ab. Ihr Blick hob sich abrupt zu seinem Gesicht. Sie wirkte argwöhnisch. Gespannt. Interessiert. Er lächelte sie an. »Du schmeckst gut.«
»Du solltest dich besser auf deine Arbeit konzentrieren. Welcher von ihnen ist Prakenskij?«
»Er lehnt mit einer Hand in der Tasche an der Wand und hat deutlich wahrgenommen, dass ich mich im selben Raum aufhalte wie er. Ich werde rübergehen und Nikitin begrüßen müssen. Es könnte mir als schlechtes Benehmen angekreidet werden, wenn ich das nicht täte.« Er sah ihr fest ins Gesicht und bot das Bild eines Mannes, der nur Augen für seine bezaubernde Freundin hat.
Eine kleine zerknitterte Serviette traf Abigails Kopf von der Seite. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Joley ihr Grimassen schnitt.
»Braucht sie Hilfe?«, fragte Aleksandr. »Hat sie vielleicht eine Art Anfall?«
Abigail tauchte die zusammengeknüllte Serviette in ihr Wasserglas und warf sie zurück. Sie hatte so akkurat gezielt, dass die nasse Serviette genau auf Joleys Wange klatschte. »Sie will mich warnen. Dabei geht sie etwa so subtil vor wie ein Nebelhorn.«
»Wovor will sie dich warnen?«
»Nicht wovor. Vor wem. Sylvia Fredrickson ist gerade eingetroffen. Die männermordende Sylvia. Sie ist hier eine Art Institution. Sie mag mich nicht besonders. Auf die Gründe möchte ich lieber nicht genauer eingehen. Es genügt wohl, wenn ich sage, dass mir mit meiner Magie versehentlich ein kleiner Fehler unterlaufen ist, der zum Ende ihrer Ehe geführt hat. Aber nicht nur ihre Ehe ist zerbrochen, sondern auch die ihres Geliebten. « Abigail seufzte.
Aleksandr konnte ihre Körpersprache mühelos deuten. Er hatte sein Leben lang daran gearbeitet, aus einem Gesichtsausdruck und einer Körperhaltung die kleinsten Details abzuleiten. Abigail war nicht wohl dabei zumute, sich mit dieser Frau in einem Raum aufzuhalten. Er warf einen Blick auf den Neuankömmling, eine Blondine mit einem tief ausgeschnittenen Top und üppigen Kurven, die das Dekolletee vorteilhaft zur Geltung brachten. Sie wirkte spröde, lachte zu laut und berührte jeden Mann, während sie sich ihren Weg durch die Menge bahnte.
Aleksandr schlang einen Arm um Abigail. »Sie tut mir leid. Sie ist verzweifelt. Verzweiflung bringt Menschen oft dazu, Dinge zu tun, derer sie sich schämen. Sie führt bestimmt kein leichtes Leben.«
»Nein, ganz bestimmt nicht. Als sie Mason Fredrickson geheiratet hat, hatte ich gehofft, sie würde ruhiger werden. Mason ist ein anständiger Mann, und er hat sie wirklich geliebt und schien Verständnis dafür zu haben, dass sie das Bedürfnis hat, stets im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, aber auch ihn hat sie ständig betrogen. Bedauerlicherweise macht sie damit nicht nur sich selbst das Leben schwer, sondern auch allen in ihrer Umgebung.«
Die Band setzte zu einem schnelleren Rhythmus an und augenblicklich drängten sich auf der Tanzfläche lebhafte Tänzer. Aleksandr beobachtete, wie sich Carol den Drake-Schwestern anschloss, die in einem kleinen Kreis miteinander tanzten. Sein Blick fiel wieder auf die Russen, und seine Miene war finster, als sich seine Finger mit Abigails Fingern verflochten. »Mir gefällt gar nicht, wie Nikitin deine Schwester ansieht.«
Sein Kinn rieb sich auf ihrem Handrücken. Abigail empfand diese kleine Geste als sehr sinnlich. Sie nahm seine körperliche Anwesenheit so bewusst wahr, dass sie das Gefühl hatte, jeden seiner Atemzüge spüren zu können. Sie versuchte, unauffällig einen Blick auf Nikitin zu werfen und dabei so zu tun, als sähe sie sich gerade im ganzen Raum um. Währenddessen schmiegte sie sich an Aleksandr und wünschte, sie läge wieder in seinen Armen. Wünschte sich, sie könnte die Zeit zurückdrehen.
Nikitin starrte gebannt auf die Tanzfläche und hatte sich sogar auf seinem Stuhl vorgebeugt. Während sie ihn ansah, gab er jemandem an seinem Tisch ein Zeichen, ohne den Blick von den Tänzern abzuwenden, drückte dem Mann ein Bündel Scheine in die Hand und lehnte sich zurück, um weiterhin auf die Tanzfläche zu blicken. Abigail folgte seiner Blickrichtung und sah, dass seine Aufmerksamkeit Joley galt.
Ihre Schwester war eine wilde und hemmungslose Tänzerin. Als echte Musikerin verlor sie sich in den Rhythmen, ihre Augen strahlten vor Freude und mit den Bewegungen ihres Körpers lieferte sie
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