Zauber des Orients
können wir uns in aller Ruhe über die Situation unterhalten. Natürlich verstehe ich, dass Sie nicht den Wunsch hegen, auf meinen überstürzten Vorschlag einzugehen. Ich bin sicher, dass wir eine vernünftigere Lösung finden werden, die Ihnen, mir und vor allem dem Kind entgegenkommt.
Ich schicke Ihnen um ein Uhr meinen Wagen. Bitte entschuldigen Sie nochmals mein gestriges Verhalten.
Ich freue mich auf unser Gespräch,
Tariq
Madison blickte auf. Alle Kollegen grinsten sie an. Offensicht
lich dachte jeder, sie habe einen neuen Freund.
Sollten sie es doch glauben.
Und was die Entschuldigung des Prinzen anging – sie würde sie akzeptieren. Hatte sie nicht bereits versucht, die ganze Sache aus seinem Blickwinkel heraus zu betrachten?
Er dachte ganz rational. Sie würden sich zum Lunch treffen und reden. Sie würde ihm Besuchsrechte gewähren, und damit wäre die Sache erledigt. Natürlich würde sie sich irgendwann Gedanken darum machen müssen, wie sie ihrem Kind erklärte, dass sein Vater … ein Prinz war, aber das würde auch nicht schwieriger werden, als ihm verständlich zu machen, wie es überhaupt gezeugt worden war.
Vielleicht war es sogar einfacher.
Alles war möglich.
Pünktlich um eins glitt Madison auf den luxuriösen Ledersitz eines schwarzen Bentleys. Der Chauffeur schloss die Tür und kletterte hinter das Steuer.
„Für Madame“, sagte er und reichte ihr einen Umschlag.
Der Wagen reihte sich in den Verkehr ein, während sie den Brief öffnete und las.
Er war knapp und entschuldigend. Tariq bedauerte es sehr, aber ein plötzlich aufgetretenes Problem in seiner Bank erfordere seine Anwesenheit in Boston. Er hoffe, sie sei damit einverstanden, ihre Lunch-Verabredung dennoch einzuhalten, da er in den nächsten Wochen nicht in der Stadt sei und die Angelegenheit zwischen ihnen gern vorher regeln wolle.
Sein Fahrer würde sie zum Flughafen bringen, wo sie an Bord seiner Maschine essen könnten. Sie könne dann den Nachmittag entweder in Boston verbringen, oder sein Pilot würde sie sofort zurückfliegen.
Nochmals entschuldigte er sich für die Planänderung.
Madison runzelte die Stirn. Das waren schon verdammt viele Entschuldigungen für einen Mann, von dem sie hätte schwören können, dass er sich noch nie in seinem Leben entschuldigt hatte …
Ein Gefühl unguter Vorahnung beschlich sie, doch was sollte schon passieren? In der Welt des Prinzen war es vermutlich völlig normal, dass man sich zum Lunch an Bord eines Flugzeugs traf.
Warum sollte sie sich also gegen ein immerhin effizientes Arrangement wehren?
Seine Maschine wartete bereits auf dem Rollfeld, und zwar in einem Abschnitt des Kennedy-Airports, den sie nicht kannte.
Auf dem Flugzeugrumpf prangte das Bild eines goldenen Falken, unter dem die Worte Königreich Dubaac standen. Erst in diesem Moment begriff Madison, dass es sich tatsächlich um ein königliches Wappen handelte.
Ein Stewart wartete am Fuß der Rolltreppe.
„Miss Whitney“, begrüßte er sie höflich. „Wie geht es Ihnen?“
Ein zweiter Stewart lächelte sie an, als sie die Kabine betrat.
„Herzlich willkommen, Miss Whitney.“
Mein Gott, solch übertriebene Freundlichkeit. Überall ein Lächeln, ein Willkommensgruß, und im Flugzeug selbst erwartete sie die reinste Pracht. Madison stockte der Atem.
Sie war beruflich schon häufig erster Klasse geflogen, doch das, was sie hier sah, entsprach einer anderen Dimension. Die Kabine war mit dickem blauen Teppich ausgelegt. Cremefarbene Ledersessel standen in kleinen Gruppen zusammen. Am Fenster entdeckte sie einen eleganten Glastisch, der für zwei Personen gedeckt war. Blumen. Weiße Stoffservietten, silbernes Besteck und schimmerndes Porzellan.
„Madison.“
Tariq kam auf sie zu. Er trug einen grauen Anzug mit weißem Hemd, schwarzer Krawatte … und, Gott, war er schön. So schön …
„Euer Hoheit.“
Er lächelte, während er zur Begrüßung ihre Hand ergriff. „Auf diese Förmlichkeit können wir doch sicher verzichten. Warum nennen Sie mich nicht Tariq?“
„Tariq“, stimmte sie zu und fragte sich, warum ihr Herz plötzlich so heftig schlug. Irgendwie war er verändert. Der Prinz lächelte, er gab sich höflich und charmant. Gar nicht so wie noch am Abend zuvor – der Vater ihres Kindes, der Samenspender, durch den sie schwanger geworden war …
Sie errötete. Rasch entzog sie ihm ihre Hand und suchte krampfhaft nach Worten.
„Vielen Dank für die Blumen. Sie sind
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