Zauber des Orients
River.
Um Mitternacht lag die Straße, die an den Klippen entlangführte, beinahe verlassen da. Obwohl die Gegend nur eine gute Autostunde von Manhattan entfernt war, kam es Tariq fast so vor, als rase er mit seinem Porsche an einem der wilden Gebirgsbäche von Dubaac entlang.
Er drückte das Gaspedal beinahe ganz durch – eine gefährliche Geschwindigkeit bei dieser kurvigen Strecke, doch sie entsprach seiner Stimmung. Noch immer erfüllte ihn wilder Zorn.
Er, der Prinz von Dubaac, hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht, und Madison Whitney hatte ihn ausgelacht.
Seine Hände krampften sich um das Lenkrad.
Zuerst glaubte er, in ihrem Gesicht einen gewissen Schock erkennen zu können, was natürlich verständlich gewesen wäre. Immerhin hatte er auch sich selbst ziemlich geschockt, doch welche andere Wahl als die Ehe blieb ihm?
Was auch immer er erwartet hatte – Gelächter ganz sicher nicht.
„Ich?“, hatte sie gefragt. „Soll Sie heiraten?“
Für wen hielt sie sich eigentlich? Mein Gott, er verlangte doch nicht, dass sie Stroh zu Gold spann. Er war kein Rumpelstilzchen. Er war ein Scheich. Ein Prinz. Und er hatte ihr angeboten, sie zur Frau zu nehmen!
Himmel, er war so wütend gewesen. Er hatte sie an den Oberarmen gepackt, auf die Zehenspitzen gehoben und sich vorgestellt, dass er sie schütteln würde, bis ihr die Zähne klapperten …
Nein, er hatte sich noch etwas viel Primitiveres vorgestellt. Nämlich, wie er sie zum Bett trug. Ihr den Morgenmantel herunterriss und sie so oft und so ausgiebig liebte, dass ihr Gelächter sich in leidenschaftliche Schreie verwandelte. Dann würde sie verstehen, was es bedeutete, einen Mann derart zu reizen, dass er jegliche Selbstkontrolle verlor.
Aber er hatte es nicht getan.
Stattdessen hatte er Frauen wie sie verflucht und war aus der Wohnung gestürmt.
Nie im Leben würde er freiwillig eine Frau wie Madison Whitney heiraten. Also gut, sie war schön. Na und? Die Welt war voll von schönen Frauen! Sie erregte ihn nach Lust und Laune, sodass er kurz davor stand, den Verstand zu verlieren. Er kannte Dutzende von Frauen, die mehr als glücklich wären, seine sexuelle Begierde zu stillen.
Warum sollte er sich eine Ehefrau wünschen, die erotische Spielchen spielte? Die ihn provozierte und lockte und verrückt machte? Die innerhalb einer Sekunde von heiß auf kalt umschaltete?
Die Straße machte eine scharfe Kurve. Tariq nahm sie, ohne das Tempo zu drosseln. Die quietschenden Reifen und der Adrenalinausstoß berauschten ihn. Ja, es befriedigte ihn, dass er genug Kontrolle über den Porsche hatte, um ihn auf der Strecke zu halten.
Wenn er nur diese verfluchte Frau genauso kontrollieren könnte!
Dennoch, er war bereit, einiges in Kauf zu nehmen. Sie war nicht seine Idealvorstellung von einer Ehefrau, aber welche Wahl blieb ihm denn?
Er wollte sein Kind.
Und Madison Whitney konnte er ändern.
Pferde, Hunde und Raubvögel hatte er trainiert. Nicht dass es dasselbe mit einer Frau wäre – er war ein moderner Mann, und ihm war völlig bewusst, dass Frauen über Rechte verfügten, aber im Grunde konnte er dieselben Regeln anwenden. Belohnungen für gutes Verhalten und Bestrafungen für schlechtes …
Tariq nahm den Fuß vom Gas, verlangsamte das Tempo, bis die Bäume nicht mehr an ihm vorbeirasten, und bog in einen Schotterweg, der laut Schild zu einem idyllischen Ausblick führte. Nachdem er den Motor abgestellt hatte, öffnete er die Fenster und ließ die frische Nachtluft sein erhitztes Gesicht abkühlen.
Madison trug sein Kind in sich. Sein Kind. Niemals würde er sich aus dessen Leben aussperren lassen.
Die Frage war nur, was er dagegen tun konnte?
Es nützte nichts, Strickland anzurufen. Der Anwalt hatte ihm bereits gesagt, dass er in diesem Fall keinen juristischen Rat geben könne. Außerdem lag Tariq wenig daran, dem Mann auf die Nase zu binden, dass er Madison einen Antrag gemacht und sie ihn daraufhin ausgelacht hatte.
Nein, das würde er verdammt noch mal niemandem erzählen!
Tariq seufzte.
Er war in jeder Hinsicht ein Mann des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Er reiste im Privatjet, und sein Leben wurde von seinem Blackberry organisiert. Er konnte sich eine Existenz ohne Computer und Handy gar nicht vorstellen.
Dennoch gab es Situationen, in denen die alten Sitten und Gebräuche von Vorteil waren.
Noch vor einigen Jahrhunderten war es in seinem Volk Brauch gewesen, dass ein Mann eine widerspenstige Frau nur entführen, mit ihr schlafen und
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