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Zauber einer Karibiknacht

Zauber einer Karibiknacht

Titel: Zauber einer Karibiknacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Child
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nicht. Ich musste einfach sehen, wie du so hoch oben auf dem Baum aussiehst.“
    „Das hast du ja jetzt. Hol mich wieder runter.“
    „Nur nichts überstürzen“, gab er lachend zurück und legte ihr die Hände auf die Knie. Sie hielt den Atem an. Ob sie jetzt auch die Hitze zwischen uns spürt? fragte er sich. Als er ihr in die Augen sah, stellte er fest, dass es daran keinen Zweifel gab.
    Wortlos blickten sie sich an. Sie war nervös, das spürte er. Und es gefiel ihm, weil es bedeutete, dass sie nicht so selbstsicher war, wie sie sich gab.
    „Hast du den Anblick jetzt lange genug genossen?“, fragte sie gereizt.
    „Noch lange nicht.“
    „Sean …“
    „Mache ich dich nervös, Melinda?“
    „Quatsch. Natürlich nicht.“
    „Kleine Lügnerin.“ Er sagte das lächelnd, aber er hatte sie mit diesen Worten getroffen.
    „Langsam ist das nicht mehr witzig. Hol mich runter.“
    Das Sonnenlicht fiel durch die Äste, und inmitten der grünen Blätter, die im Wind tanzten, sah sie aus wie eine Märchenfee.
    Endlich griff er nach oben, umfasste ihre Taille, zog sie herunter und stellte sie wieder auf die Beine. Aber er ließ sie nicht los. Es war viel zu schön, sie zu fühlen, die Glut in ihrem Blick zu sehen, ihren Atem zu hören.
    Komisch, jetzt wirkte sie irgendwie – kleiner. Verletzlicher. Hilfsbedürftiger. Aber so wollte er sie nicht sehen, denn schließlich war es nicht seine Aufgabe, sie zu beschützen, oder? Immerhin konnte er sie nicht gleichzeitig verführen und sie behüten.
    Da wollte er sie schon lieber verführen.
    Besonders nett waren diese Gedanken vielleicht nicht, aber damit konnte Sean leben. Solange er nur das bekam, was er sich so sehr wünschte: Melinda in seinem Bett.
    Einige Tage später erlebte Melinda dann Sean im Umgang mit Tomin und seinen Söhnen und sah ihn plötzlich in einem ganz anderen Licht.
    Sean King war unvorstellbar reich, seine Familie war berühmt und verkehrte in den höchsten Kreisen. Trotzdem stand er hier in Stiefeln, Jeans und T-Shirt und sprach mit den Bauarbeitern, als ob er einer von ihnen wäre. Ganz ungezwungen. Sein Lächeln war echt, er spielte keine Rolle. Er war wirklich so.
    Sie versuchte sich den verstorbenen Steven in der gleichen Situation vorzustellen, aber es gelang ihr nicht. Steven war anders gewesen; die einfachen Dinge hatten ihm nicht sonderlich behagt, er hatte stets nach Höherem gestrebt. Immer wieder hatte er davon geschwärmt, wie sie etwas anderes machen würden, wenn sie erst verheiratet wären und Melinda ihren Treuhandfonds bekommen hätte. Er hatte mit ihr auf Reisen gehen und dabei „wichtige Leute“ kennenlernen wollen. Das hatte ihr schon damals nicht besonders gefallen. Tesoro war ihr Zuhause und würde es immer bleiben. Aber Steven war hier nicht glücklich gewesen. Komisch, dass ihr das erst jetzt so richtig aufging.
    War es nicht geradezu ein Verrat an Steven, wenn sie so etwas dachte? Er war die Liebe ihres Lebens gewesen, und sein Tod hatte sie am Boden zerstört. Sie vermisste ihn immer noch. Es spielte keine Rolle, dass sie nicht in allem einer Meinung gewesen waren.
    „Als Erstes muss das Gelände planiert werden.“ Seans Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Anschließend können wir das Fundament errichten.“
    Die Sonne schien heiß vom Himmel, aber der Wind machte die Temperaturen angenehm. Seans schwarzes Haar war zerzaust, und sie musste sich zusammenreißen, um der Versuchung zu widerstehen, es ihm glatt zu streichen. Kopfschüttelnd rief sie sich selbst zur Ordnung. Nein, niemals würde sie die Erinnerung an Steven beschmutzen und sich für einen anderen Mann interessieren.
    Ihr Körper schien das allerdings anders zu sehen.
    „Das ist kein Problem“, erwiderte Tomin und nickte. „Ich kann von den Nachbarinseln noch andere Arbeitskräfte anheuern.“
    „Ja, die brauchen wir bestimmt“, bekräftigte Sean. „Das ist schließlich ein wirklich großes Bauprojekt. Und wenn wir damit durch sind, kommt anschließend noch das Wohnhaus, das mein Cousin gerade plant.“
    „Soll mir recht sein“, erwiderte Tomin grinsend. „Ich hab’s gern, wenn meine Auftragsbücher voll sind. Übrigens, was ist mit den Bäumen? Sollen wir sie abholzen, wenn wir das Gelände planieren?“
    Diese Frage hörte Melinda sehr ungern. Sie empfand fast Mitleid mit den Bäumen, die über viele Jahrzehnte gewachsen waren, so alt, so stolz, so prachtvoll. Sie gehörten einfach zur Insel, und es brach ihr fast das Herz, dass sie dem

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