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Zauber einer Karibiknacht

Zauber einer Karibiknacht

Titel: Zauber einer Karibiknacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Child
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holte tief Luft und atmete die würzige Seeluft ein. Vor seinem geistigen Auge sah er bereits das fertige Ressort, einen Traum aus Glas und Holz in leuchtenden Tropenfarben. Es würde wunderschön werden.
    „Der Ausblick ist wirklich umwerfend“, schwärmte Melinda und riss ihn aus seinen Gedanken. Der Strand wies ein schier unglaubliches Weiß auf, und die Wellen brandeten in einem beständigen gleichmäßigen Rhythmus dagegen, der sich wie der Herzschlag der Welt anfühlte.
    „Einen schlechten Ausblick habe ich auf Tesoro noch nirgends gehabt“, sinnierte er und ließ wieder das fertige Ressort vor seinem inneren Auge entstehen, „aber ich gebe dir recht. Das ist einer der schönsten auf der ganzen Insel.“
    „Ganz meine Meinung. Eigentlich wollte mein Großvater genau hier ein Haus für sich und meine Großmutter bauen.“ Traurig senkte sie die Stimme. „Aber sie ist auch bei dem Autounfall gestorben, bei dem meine Eltern ums Leben gekommen sind.“
    Betroffen dachte Sean an den stolzen alten Herrn, der auf einen Schlag drei seiner Liebsten verloren hatte. Kein Wunder, dass er so lange krampfhaft an diesem Stück Land festgehalten hatte. Es war etwas Besonderes für ihn, die Stätte seiner Träume. Seiner zerbrochenen Träume.
    Es musste für Walter Stanford unendlich schwer gewesen sein, plötzlich allein dazustehen – mit einer fünfjährigen Enkelin, die er nun großzuziehen hatte. Aber wenn ich mir Melinda so anschaue, dachte Sean, hat er diese Aufgabe wirklich gut gemeistert. Mit der einzigen Einschränkung, dass Melinda zu romantisch ist. So voller Illusionen.
    „Ich glaube, mein Großvater wird sich freuen, wenn hier ein prächtiges Hotel entsteht“, mutmaßte Melinda.
    „Wollen wir’s hoffen.“ Sean drückte ihre Hand fester und zog sie für einen Rundgang über das Gelände mit sich. „Ein schöner Bau wird es auf jeden Fall.“
    „Wann soll es losgehen?“
    „So bald wie möglich. Ich habe schon mit einigen Leuten von der hiesigen Baufirma gesprochen und …“
    „Ach“, unterbrach sie ihn, „dann hast du sicher auch schon Tomin kennengelernt.“
    „Allerdings“, erwiderte Sean lachend und zog Melinda in den Schatten eines großen Baumes. „Ein interessanter Typ. Wusstest du, dass er der Erbprinz von Tesoro ist?“
    „Der erzählt viel, wenn der Tag lang ist“, kommentierte Melinda lächelnd. „Wenn man ihm glaubt, ist er auch der Prinz von Tobago und rechtmäßiger König von Hawaii.“
    „Und obendrein noch Bauhandwerker“, fügte Sean trocken hinzu.
    Melinda lachte auf. „Ja, er hat viele Talente. Vor allem ist er ein begnadeter Geschichtenerzähler.“
    „Apropos Geschichtenerzähler“, sagte Sean und zog sie weiter in den Schatten, „gibt es vielleicht noch Geschichten aus deiner Kindheit, die du mir erzählen möchtest?“
    Erschrocken blickte Melinda ihn an. „Jetzt sag nicht, er hat dir das mit dem Banyan-Feigenbaum erzählt.“
    „Oh doch“, gab Sean lachend zurück. „Den Baum muss ich mir unbedingt ansehen. Und am besten eine Gedenktafel dort anbringen.“
    „Eine Gedenktafel?“
    „Nur eine ganz kleine zu deinen Ehren“, neckte er sie. „Als Inschrift schwebt mir vor: ‚An dieser Stelle wollte Melinda Stanford nackt baden, verfing sich dann aber mit ihrem Bein im Geäst und musste sich mühevoll von anderen befreien lassen.‘“
    „Bei dem vielen Text muss die Tafel aber größer werden“, merkte Melinda säuerlich lächelnd an.
    Er zuckte mit den Schultern und zwinkerte ihr zu. „Sagen wir mittelgroß.“
    „Ich war damals erst vierzehn“, klärte sie ihn auf.
    „Wenn ich mir die Szene vorstelle, warst du damals älter. Schon körperlich ausgereift, wenn du verstehst, was ich meine.“
    „Sean …“ Sie versuchte ihre Hand aus seinem Griff zu lösen, aber er hielt sie nur noch fester.
    Er spürte genau: Sie kämpfte gegen das Verlangen an, das sie für ihn empfand. Und das wollte er ihr bestimmt nicht leichter machen als nötig.
    „Die Gedanken sind frei“, kommentierte er leichthin.
    Lange sah sie ihm in die Augen. „Ja, klar. Denken darf man, was man will.“
    „Siehst du, Melinda? Jetzt kommen wir prächtig miteinander aus. Kein Druck, keine Erwartungen.“
    Na ja, eigentlich hatte er schon Erwartungen. Also sagte er ihr nicht ganz die Wahrheit. Aber sie hatte damit angefangen – indem sie ihm den Mann verheimlicht hatte, dem sie immer noch nachtrauerte. Also hatte er doch wohl auch das Recht, ihr vorzuschwindeln, dass er nicht

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