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Zauber einer Karibiknacht

Zauber einer Karibiknacht

Titel: Zauber einer Karibiknacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Child
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fremd gewesen. Er hatte das quirlige Long Beach vermisst. Inzwischen waren ihm die Natur und die Ruhe ans Herz gewachsen. Genau wie Melinda ihm ans Herz gewachsen war.
    Die Insel und die Frau wurden ihm von Tag zu Tag wichtiger. Doch er durfte beides nicht zu sehr lieb gewinnen. Denn schon in ein paar Wochen würde er abreisen. Für immer.
    Seine Gedanken drehten sich im Kreis, und die offenen Fragen warfen neue Fragen auf. Als plötzlich das Telefon klingelte und ihn aus seinen Gedanken riss, erschien es ihm wie eine Erlösung.
    Ein Blick aufs Display verriet ihm, dass es Garrett war. Er nahm ab.
    „Hallo, Sean, ich habe einige interessante Dinge herausgefunden.“
    „Lass hören.“
    „In Kurzfassung: Steven Hardesty war ein mieser Typ.“
    Sean pfiff durch die Zähne. Hatte sein Gefühl ihn also nicht getrogen!
    „Ehrlich gesagt überrascht mich das nicht“, kommentierte er. „Auf dem Foto kam er mir gleich unsympathisch vor. Aber was meinst du mit ‚mieser Typ‘?“
    „Offenbar war unser Mister Hardesty ein Heiratsschwindler. Hat Frauen umgarnt, ihnen ihr Geld abgenommen und sich dann aus dem Staub gemacht. In mehreren Ländern Europas gibt es Kriminalbeamte, die nur zu gern ein Pläuschchen mit ihm halten würden.“
    „Dürfte etwas schwierig werden, weil er tot ist“, murmelte Sean.
    „Ja, das habe ich den Kriminalbeamten auch erzählt. Die waren richtig enttäuscht.“
    Und wegen dieses Kriminellen hatte Melinda so viele Tränen vergossen! Kalte Wut stieg in ihm hoch. „Ein Heiratsschwindler also.“
    „Und nicht nur das. Kurz vor seinem frühen Tod hatte er sich wohl noch ein anderes Betätigungsfeld gesucht – mit Unterschlagungen im großen Stil.“
    „Unterschlagungen?“, fragte Sean angespannt. „Bei wem hat er Geld unterschlagen?“
    „Bei Walter Stanford.“
    „Verdammt! Das darf doch wohl nicht wahr sein!“ Dieser Steven hatte sich also nicht nur an Melinda herangemacht, um sie um ihren Treuhandfonds zu bringen, er hatte auch noch ihren Großvater aufs Kreuz gelegt!
    Wahrscheinlich war Walter deshalb so knapp bei Kasse. Wenn Steven Gelder aus dem Hotel abgezogen hatte … „Gibt es dafür handfeste Beweise?“
    „Ja, mach dir keine Sorgen. Ich habe genug belastende Dokumente zusammengetragen.“
    „Gut.“ Zwar wollte er Melinda davon vorerst noch nichts erzählen – aber dem alten Walter schon. Da war es von Vorteil, die Vorwürfe auch belegen zu können.
    „So gesehen hat Melinda Glück gehabt, dass der Typ gestorben ist, bevor er sich mit ihrem Vermögen davonmachen konnte.“
    „Stimmt. Herzlichen Dank, Garrett. Du hast mal wieder tolle Arbeit geleistet.“
    „Habe ich doch gern gemacht, lieber Cousin. Ruf mich an, wenn du noch was wissen willst.“
    Nachdem er aufgelegt hatte, dachte Sean über Garretts Worte nach. Wäre Steven nicht ums Leben gekommen, hätte Melinda das Geld verloren, das ihr Unabhängigkeit bescheren sollte. Und noch schlimmer: Wahrscheinlich hätte sie durch diese Enttäuschung ihr Vertrauen in die Männer verloren – in alle Männer. Doch zurzeit wusste sie nichts von alldem. Für sie war Steven immer noch der geliebte verstorbene Verlobte. Statt ihn zu verachten, trauerte sie ihm nach und redete sich Schuldgefühle ein.
    Steven Hardesty war nicht eine einzige von Melindas Tränen wert. Sean öffnete das Fenster und ließ die frische salzige Seeluft hereinströmen. Er atmete tief durch, doch anschließend ging es ihm nicht besser. Er wusste schlicht nicht, was er nun mit seinem Wissen anstellen sollte.
    Sollte er Melinda alles erzählen? Wenn sie ihm glaubte, würde es ihr das Herz brechen. Und wenn sie ihm nicht glaubte, würde sie Sean hassen, weil er scheinbar versuchte, das Angedenken an Steven zu beschmutzen.
    Dieser Mistkerl Steven hatte einfach die besseren Karten. Obwohl er tot war.
    Sean kochte innerlich vor Wut. Immerhin eine Person muss die Wahrheit erfahren, dachte er. Und zwar sofort. Mit schnellen Schritten verließ er das Büro und knallte die Tür hinter sich zu.

11. KAPITEL
    Zum ersten Mal wirkte Walter Stanford wirklich wie ein alter Mann.
    Er tat Sean richtig leid, wie er da an seinem Schreibtisch saß, kreideweiß im Gesicht, hilflos, gebrochen.
    „Ja, ich wusste von Stevens Unterschlagungen“, begann Walter. „Er war insgesamt mehr als ein Jahr hier, und in der Zeit hat er ein hübsches Sümmchen zusammengebracht. Auf meine Kosten.“
    „Also ist es seine Schuld, dass das Hotel finanziell in der Krise

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