Zauber einer Winternacht
Raum, der als Kinderzimmer dienen kann.«
Wenn sie über das Baby sprachen, entspannte sich die Atmosphäre zwischen ihnen. »Ich möchte es sehen. Nach all den Tagen im Brutkasten hat Michael ein eigenes Zimmer verdient.«
Sie folgte Gabriel ins benachbarte Zimmer. Es war in Blau und Grau gehalten, mit einem majestätischen Vier-Pfosten-Bett und einem mit vielen Kissen gepolsterten Erkersitz. Wie in den anderen Räumen, die sie eben gesehen hatte, so hingen auch hier Bilder an den Wänden, manche von Gabriel, andere von Malern, deren Arbeit er respektierte.
»Es ist schön, aber wo willst du all diese Sachen lassen?«
»Die können gelagert werden.« Mit einem Schulterzucken tat er die wertvollen Möbel ab. »Michael kann in unserem Zimmer bleiben, bis es fertig ist.«
»Macht dir das auch nichts aus? Es wird noch Wochen dauern, bis er nachts durchschläft.«
»Wenn es für euch beide bequemer ist, kann ich euch in einem Hotel unterbringen, bis hier alles erledigt ist.«
Sie wollte etwas sagen, doch dann sah sie den Ausdruck in seinen Augen. »Tut mir leid. Ich kann mich an das alles noch nicht gewöhnen.«
»Gewöhne dich daran.« Er legte ihr eine Hand unters Kinn. Wenn er das tat, war sie fast bereit zu glauben, dass ein Traum Wirklichkeit geworden war. »Mir fehlt vielleicht die Ausstattung, um ihn zu füttern, aber ich werde lernen, wie man Windeln wechselt. Man sagt mir geschickte Hände nach.«
Bevor sie sich entscheiden konnte, ob sie sich umarmen lassen oder sich von ihm lösen sollte, schrie das Baby und ließ ihr keine Wahl mehr. »Wo wir gerade vom Füttern reden …«
»Im Schlafzimmer, dort ist es am bequemsten. Ich erledige inzwischen ein paar Anrufe.«
Sie wusste, was kommen würde. »Deine Familie?«
»Sie werden dich treffen wollen. Kann ich dir das schon heute Abend zumuten?«
Sie wollte ihn anfahren, ihm sagen, dass sie keine Invalidin sei. Aber sie wusste, dass er nicht ihren körperlichen Zustand meinte. »Ja, natürlich.«
»Schön. Ich kümmere mich um die Kinderzimmereinrichtung. Hast du dir bestimmte Farben gedacht?«
»Nun, ich …« Sie hatte erwartet, das Zimmer selbst zu streichen, und sich irgendwie darauf gefreut. Aber jetzt war alles anders. Die Hütte war rasch ihr gemeinsames Zuhause geworden, doch dieses Haus gehörte ihm allein. »Gelb würde mir gefallen«, sagte sie. »Und weiß.«
Sie saß in einem Sessel am Fenster, während Michael seinen Hunger stillte. Endlich hatte sie ihn immer bei sich, konnte ihn dauernd ansehen und berühren. Es war ihr schwergefallen, ihn im Krankenhaus zurückzulassen und im Motel auf seine Entlassung zu warten. Auch wenn sie ihn so oft wie möglich besucht hatte.
Lächelnd sah sie auf ihn hinab. Seine Augen waren geschlossen, und seine Hand lag an ihrer Brust.
Er nahm bereits zu. Gesund, hatte der Arzt in Colorado Springs gesagt. Kerngesund. Und auf der Banderole um sein Handgelenk hatte Michael Monroe Bradley gestanden.
Sie fragte sich, wer dieser Michael wohl sein mochte. Gabriels Michael. Sie hatte ihn nicht gefragt, wusste jedoch, dass der Name, die Person ihm viel bedeutete.
»Jetzt bist du Michael«, murmelte sie, als das Baby an ihrer Brust zu schlummern begann.
Später legte sie ihn aufs Bett und umgab ihn mit Kissen, obwohl sie wusste, dass er noch nicht krabbeln konnte. Dann holte sie eine Haarbürste aus ihrem Koffer. Es kam ihr unsinnig vor, aber sie wollte dem Raum ihre persönliche Note geben und legte die Bürste auf Gabriels Kommode, bevor sie hinausging.
Sie fand ihn unten, in einer dunkel getäfelten Bibliothek mit weichem grauen Teppichboden. Er telefonierte gerade, und sie wollte sich rasch zurückziehen, doch er winkte sie herein und sprach weiter.
»Die Bilder müssten Ende der Woche hier sein. Ja, ich bin wieder im Geschäft. Du solltest sie dir erst einmal ansehen. Nein, ich werde hier ein paar Tage zu tun haben, aber trotzdem danke. Ich lasse es dich wissen.« Er legte auf und warf Laura einen fragenden Blick zu. »Michael?«
»Er schläft. Ich weiß, bisher war keine Zeit dazu, aber er wird ein eigenes Bett brauchen. Ich dachte mir, ich gehe eins kaufen, wenn du inzwischen auf ihn aufpasst.«
»Mach dir darum keine Gedanken. Meine Eltern kommen bald herüber.«
»Oh.«
Er setzte sich auf die Schreibtischkante und runzelte die Stirn. »Sie sind keine Ungeheuer, Laura.«
»Natürlich nicht. Es ist nur, dass … Es kommt mir nur so riskant vor«, platzte sie heraus. »Je mehr Leute von Michael
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