Zauber-Schloss
zu retten, und behalte es bei dir. Ich glaube, daß der Rückkehrzauber sich darauf konzentrieren und dich nach Hause befördern wird, wenn die Zeit um ist. Ich will nicht, daß du in dieser Welt gefangen bleibst.«
»Das wäre auch keine Katastrophe«, meinte Hüpfer. »Diese Welt ist eine völlig neue Erfahrung.«
Eine umfassendere Erfahrung, als Dor sich erhofft hatte! Er atmete tief durch und ließ sich schließlich in die Höhle gleiten. Innen war es ziemlich niedrig, so daß er nicht aufrecht stehen konnte, aber das mußte nicht unbedingt heißen, daß der Drache klein war. Drachen waren meistens lang und geschmeidig.
Der Gang verlief sich in immer weiteren Kurven, und es war so dunkel, daß er absolut nichts erkennen konnte. »Warnt mich vor irgendwelchen Löchern, Steinpilzen oder anderen geographischen Gefahren«, sagte Dor.
»Es gibt keine, nur den Drachen«, erwiderte eine Wand. »Das ist aber auch mehr als genug.«
»Ich wünschte, es wäre etwas heller«, brummte Dor. »Wirklich zu schade, daß ich meinen Wunschring verschenkt habe.«
Von unten grollte der Drache ihn an. »Licht willst du?« übersetzte die Wand. »Das kannst du haben!« Und grelle Flammen züngelten den Gang entlang.
»Nicht so viel!« rief Dor und wich vor der Hitze zurück.
Die Flammen ließen nach. Es war offensichtlich, daß der Drache Menschensprache verstand und nicht einfach so auf ihn feuerte. Das war sowohl beruhigend als auch beunruhigend. Wenn es irgend etwas Gefährlicheres als einen Drachen gab, dann war es ein intelligenter Drache. Andererseits war es ja nur natürlich, daß der intelligenteste Drache zum Führer in der komplizierten Hierarchie der Wildnis aufsteigen mußte. Immer vorausgesetzt, daß er auch hinreichend wild war.
Schließlich gelangte Dor in den eigentlichen Bauch der Höhle, wo der Drache hauste. Das Licht flackerte im Rhythmus des Feueratems. Wenn das Feuer größer wurde, glitzerte die ganze Höhle, denn das Nest bestand natürlich aus Diamanten, die das Licht tausendfach brachen.
Und dann der Drache selbst: Seine Schuppen waren spiegelglatt poliert und hätten jedem Kettenpanzer Ehre gemacht. Die großen Vorderkrallen bestanden aus spitz gefeilten Messingklauen. Die Schnauze war vergoldet, die Augen glichen Vollmonden.
»Du bist ja richtig schön!« rief Dor. »Soviel Glanz habe ich noch nie gesehen!«
»Ein schwaches Lob, fürwahr!« knurrte der Drache.
»Äh, ja, mein Herr, ich… äh… ich bin gekommen, um –«
»Schon gut. Was will ein Menschenmagier von mir, einem einfachen Ungeheuermonarchen?«
»Ich komme, äh, um einen Handel vorzuschlagen. Du weißt ja, daß es für dich nicht sicher… äh, ratsam ist, Menschen zu fressen, und –«
Der Drache schnaubte eine Flamme hervor, die ungemütlich nahe an Dors Stiefeln den Boden entlangzüngelte.
»Ich fresse, wen ich fressen will! Ich bin der Herr des Dschungels.«
»Äh, ja, natürlich. Aber Menschen gehören nun mal nicht zum Dschungel. Wenn du zu viele von ihnen frißt, fangen sie an… äh… Schwierigkeiten zu machen. Dann benutzen sie besondere Magie, um –«
»Darüber will ich lieber nicht sprechen!« Diesmal schnaubte er beißenden Qualm aus.
»Äh, natürlich. Was ich nur sagen will, äh, ist, daß es da ein paar Menschen gibt, die, öh, gefressen werden sollten. Mundanier, ohne Magie. Wenn du und deine Begleiter Lust hättet, äh ???
»Ich beginne langsam zu verstehen, worauf du hinaus willst«, meinte der Drache. »Wenn wir uns, sagen wir mal, etwas Spaß gönnen würden, dann würden eure Magier nichts dagegen sagen, ja? Euer König, Wieheißterdochgleich –«
»König Roogna. Nein, der hätte wohl auch nichts dagegen. Dieses Mal. Immer vorausgesetzt, ihr würdet ausschließlich Mundanier auffressen.«
»Es ist nicht immer leicht, auf einen Blick festzustellen, ob ein Mensch aus Xanth oder aus Mundania stammt. Für uns schmeckt ihr alle gleich.«
Das war nicht von der Hand zu weisen. »Nun… wir werden grüne Tücher tragen«, sagte Dor, dem einige Bettücher einfielen, die er im Schloß des Zombiemeisters gesehen hatte. Die ließen sich zu Binden zerreißen. »Das würde im übrigen nur für dieses Gebiet hier gelten. Ihr dürft euch also nicht Schloß Roogna nähern.«
»Schloß Roogna befindet sich im Revier meines Vetters, der ziemlich empfindlich reagieren kann, wenn man es verletzt«, sagte der Drache. »In dieser Gegend gibt es genug zu fressen. Diese Mundanier sind ganz besonders groß und saftig.
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