Zauber-Schloss
hatte sich zu schnell verliebt, sein Verlust war zu ungerecht gewesen. Der Zombiemeister hatte gewußt, daß Millie sterben, hatte gewußt, was er dann tun würde.
Doch als sie ihn abnahmen, erkannten sie den erstaunlichsten und makabersten Aspekt der Katastrophe: Der Zombiemeister war nicht richtig tot. Irgendwie hatte er sich in einen Zombie umgewandelt.
Der Zombie schlurfte ziellos aus dem Schloß und ward nicht mehr gesehen. Und doch war Dor sich sicher, daß er leiden mußte – leiden für immer, denn Zombies starben nie. Welch eine schlimme Strafe der Zombiemeister in seinem Schmerz über sich selbst verhängt hatte!
»In gewisser Weise ist es angemessen«, murmelte König Roogna. »Nun ist er zu einem der Seinen geworden.«
Jetzt kehrte auch das Personal des Schlosses, das der König während der Krise fortgeschickt hatte, zurück: die Zofen und Köche, die Reittiere und Drachen. Emsiges Treiben begann, und doch erschienen Dor die Hallen kahl und leer. Welch einen zweifelhaften Sieg hatten sie da errungen!
Schließlich bereiteten sich Dor und Hüpfer auf ihre Heimkehr vor.
Sie wußten, daß der Zauber sie schon bald nach Hause zurückholen würde, und wollten fern von Schloß Roogna sein, wenn es geschah. »Regiert gut, König Roogna«, sagte Dor, als er die Hand des Monarchen zum letzten Mal ergriff.
»Ich werde mein Bestes geben, Magier Dor«, erwiderte Roogna. »Ich wünsche Ihnen jeden nur erdenklichen Erfolg und alles Glück in Ihrem eigenen Land, und ich weiß, daß, wenn die Zeit kommt, da Sie selbst den Thron besteigen werden…«
Dor machte eine abfällige Geste. Er hatte hier eine Menge gelernt – mehr als ihm lieb war. Er mochte nicht daran denken, daß er einmal König werden könnte.
»Ich habe ein Geschenk für Euch«, sagte Hüpfer und reichte dem König einen Kasten. »Es ist der Puzzle-Teppich, den der Zombiemeister mir geschenkt hat. Ich kann ihn nicht mitnehmen. Ich bitte Euch, ihn nach Belieben in Eurer Freizeit zusammenzusetzen und ihn dort an einer Wand aufzuhängen, wo es Euch geeignet erscheint. Er dürfte Euch viele frohe Stunden bescheren.«
»Er wird auf alle Zeiten einen Ehrenplatz zugewiesen bekommen«, sagte der König und nahm ihn an.
Da fiel Dor etwas ein. »Ich habe auch etwas sehr Wichtiges, das ich nicht mitnehmen kann. Aber ich könnte es nach achthundert Jahren wieder an mich nehmen, wenn Ihr so gütig wärt, es in den Wandteppich hineinzuzaubern.«
»Kein Problem«, sagte König Roogna. Dor reichte ihm das Fläschchen mit dem Zombiewiederherstellungselixier. »Ich werde dafür sorgen, daß es auf die Worte ›Retter von Xanth‹ reagiert.«
»Äh, vielen Dank«, sagte Dor verlegen.
Nachdem sie sich von den Zentauren und von Egor dem Oger verabschiedet hatten, verließen sie das Schloß und schritten über das verlassene, zerstörte Schlachtfeld – direkt in einen Flecken Sägegras hinein. Hüpfer, der wachsamer gewesen war als Dor, konnte sich gerade noch rechtzeitig mit einem Sprung vor dem Hieb der nächstgelegenen Säge in Sicherheit bringen.
Sie waren wieder im Urwald, in der deutlich sichtbaren, greifbaren Wildnis, wo das Böse kaum Raffinesse aufwies. Irgendwie war das wie zu Hause.
Doch während sie sich ihren Weg durch den Wald bahnten, Fallen auswichen und mit stumpfer Routine Gefahren meisterten, stellte Dor endlich den Grund für die Trauer fest, die an ihm nagte.
»Du bist es, Hüpfer«, sagte er. »Wir sind auf dem Heimweg. Aber ich bin nur ein Junge, und du bist eine winzige Spinne. Wir werden einander nie wiedersehen! Und –« Er spürte, wie ihm jungenhafte Tränen in die Augen traten. »Ach, Hüpfer, du bist mein bester Freund, du hast mich während des größten und schrecklichsten Abenteuers meines Lebens begleitet, und… und…«
»Ich danke dir für deine Besorgtheit«, schnatterte die Spinne. »Aber wir müssen nicht völlig getrennt bleiben. Mein Heim ist der Wandteppich. Dort gibt es zahllose fette, faule Insekten, die den Stoff auffressen möchten, und jetzt habe ich einen ganz besonderen Grund, sie daran zu hindern. Such mich dort, und du wirst mich gewiß finden.«
»Aber… aber in drei Monaten bin ich immer noch nichts als ein etwas älterer Junge – und du bist schon tot!«
»Das ist meine natürliche Lebensspanne«, versicherte Hüpfer ihm. »Ich werde in dieser Zeit genauso erfüllt leben, wie du in den nächsten dreißig Jahren. Ich werde meinen Nachkommen von dir berichten. Ich bin froh, daß der Zufall mir diese
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