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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Graben ab. An einer Stelle entdeckten sie ein Metallschild mit der Aufschrift: UNBEFUGTES BETRETEN VERBOTEN.
    »Ich weiß nicht, was das heißt«, meinte Dor.
    »Das kann ich dir übersetzen«, erwiderte Grundy. »Es heißt: Bleibt draußen!«
    »Ob es wohl noch eine Bedeutung haben mag?« fragte Dor nachdenklich.
    »Warum sollte Humfrey hier ein Schild aufstellen, wenn es doch keinen Eingang zu geben scheint? Warum schreibt er in einer Sprache, die nur ein Golem versteht? Das ergibt doch keinen Sinn – was bedeutet, daß es vermutlich sehr viel Sinn ergibt, wenn man es richtig deutet.«
    »Ich weiß nicht, warum du über so ein blödes Schild nachdenkst, wenn du dir doch eigentlich Gedanken darüber machen solltest, wie du den Graben überqueren kannst.«
    »Wenn es nun aber einen Tunnel geben sollte, den der Magier benutzen kann, ohne in seine eigenen Fallen zu laufen«, fuhr Dor fort, »dann muß er eine Stelle markieren. Natürlich möchte er nicht gerade, daß andere sie auch benutzen, ohne Erlaubnis zu haben. Vielleicht hat er sie also mit einem Abhaltezauber getarnt. So wie dieser hier.«
    »Weißt du, ich glaube fast, daß du doch etwas Verstand hast«, gestand der Golem. »Aber dann brauchst du einen Gegenzauber, um die Stelle zu passieren, und den darf sie dir nicht verraten.«
    »Aber es ist doch nur ein Stein. Der ist nicht allzu schlau. Wir könnten ihn vielleicht überlisten.«
    »Ich weiß, was du meinst. Versuchen wir es mal mit einem Dialog?« Es war ein Spiel, das sie schon öfter gespielt hatten.
    Dor nickte lächelnd. Sie traten an das Schild. »Guten Morgen, Schild«, begrüßte Dor es.
    »Von wegen, für dich nicht!« erwiderte das Schild. »Gar nichts werd’ ich dir verraten.«
    »Das liegt doch bloß daran, daß du auch gar nichts weißt«, sagte Grundy laut. Er hatte einen wunderbar abfälligen Ton in der Stimme.
    »Ich soll nichts wissen?«
    »Mein Freund hier behauptet, daß du überhaupt keine Geheimnisse hast, die du verraten könntest«, sagte Dor.
    »Dein Freund ist ein Blödian.«
    »Das Schild meint, du wärst ein Blödian«, sagte Dor zu Grundy.
    »Ach ja? Na, dieses Schild ist jedenfalls ein Dämlack.«
    »Bin ich nicht!« erwiderte das Schild wütend. »Er ist der Dämlack.« Die Gefühlsvielfalt von Gegenständen hielt sich meistens in engen Grenzen. »Mein Geheimnis kennt er jedenfalls nicht.«
    »Was denn für ein Geheimnis, Dodo?« wollte Grundy in noch abfälligerem Ton als zuvor wissen.
    »Meine Geheimkammer, das Geheimnis! Das kennt er nämlich nicht, oder?«
    »Das gibt’s doch gar nicht!« rief Grundy höhnisch. »Das erfindest du doch bloß, damit wir dich nicht für den Blechschädel halten, der du wirklich bist!«
    »Ach ja? Na, dann guck dir mal das hier an, du Blödian!« Das Schild schwang beiseite und gab eine Kammer frei, in der ein kleiner Kasten lag.
    Dor langte hinein und holte den Kasten hervor, bevor das Schild seinen Fehler begriffen hatte. »Was haben wir denn da?« fragte er fröhlich.
    »Gib mir das wieder!« heulte das Schild auf. »Das gehört mir! Mir allein!«
    Dor musterte die Schachtel. Auf ihrer Oberseite war ein Knopf zu sehen, neben dem die Worte standen: NICHT DRÜCKEN. Er drückte darauf.
    Der Deckel sprang auf, und ein schlangenähnliches Wesen schnellte hervor. Erschrocken ließ Dor den Kasten fallen. »HAHAHAHAHA!« dröhnte es.
    Das Schlangending fiel auf den Boden. Es hatte seine Energie verbraucht. »Jack, stets zu Diensten«, sagte es. »Jack, das Schachtelmännchen. Ihr seht wirklich ganz schön dämlich aus.«
    »Ein Golem!« sagte Grundy. »Hätte ich mir ja gleich denken können. Golems sind wirklich unerträglich.«
    »Du mußt es ja wissen, Holzkopf!« erwiderte Jack. Er griff in eine Schlangentasche und holte eine schimmernde Scheibe hervor. »Hier ist ein Fleißkärtchen, zur Feier der Gelegenheit.« Er reichte ihm den Knopf, und Dor nahm ihn entgegen. Er war beidseitig beschriftet. Auf der einen Seite stand UNBEFUGT, auf der anderen BEFUGT.
    Dor lachte reumütig. »Da bin ich wohl reingelegt worden! Das ist die Strafe, wenn man den Weg des geringsten Widerstands sucht.«
    Er drückte den runden Knopf an sein Hemd, wo er magisch anhaftete. Von außen war jetzt das Wort BEFUGT zu lesen. Dann hob er Jack auf, legte ihn wieder in den Kasten zurück, schloß den Deckel und setzte den Kasten wieder in die Kammer. Dann klappte er das Schild wieder davor. »Gut gemacht, Schild.«
    »Klar doch«, antwortete das Schild

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