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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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einmal zuzubeißen. Oder etwas Ähnliches. Das Problem bestand darin, daß die Ungeheuer viel zu gut reagierten. »Zurück, Millie!« rief Dor. »Die haben lange Hälse!«
    Die hatten sie wirklich. Eines der Ungeheuer schoß mit gebleckten Zähnen geifernd vor. Seine grausamen Augen funkelten böse.
    Millie, die plötzlich merkte, in welcher Gefahr sie war, stand wie steifgefroren da. Wie, gar kein Gestrampel und Geschrei? fragte sich Dor. Vielleicht lag es ja daran, daß sie das auf gewisse Weise ja auch vorher schon getan hätte, so daß es keinen offensichtlichen Unterschied gemacht hätte. Dor griff hastig über seine Schulter, um das Schwert zu zücken, während er auf das Ungeheuer zustürmte. Er riß am Knauf – der schnellte aus seiner Hand, und die Klinge fiel zu Boden. »O nein!« stöhnte das Schwert. Dor stand nun mit eindrucksvoll erhobener Schwerthand vor dem Ungeheuer – doch seine Hand war leer.
    Das Ungeheuer bäumte sich auf vor Vergnügen, dann begann es zu kichern. Verlegen bückte sich Dor, um die Waffe wieder aufzuheben – doch da tauchte die zähnebleckende Schnauze kurz unter, um ihm den Garaus zu machen.
    Dor sprang auf, spreizte die Beine und verpaßte dem Ungeheuer mit der Linken einen Fausthieb aufs Ohr. Dann duckte er sich, wirbelte herum und brachte sein Schwert in Anschlag. Er stieß nicht zu, sondern hielt die Spitze an eines der glitzernden Augen.
    »Ich verschone dich, obwohl du mich nicht verschont hättest«, sagte er. »Nimmst du das als ein Zeichen von Schwäche?«
    Das Auge starrte die Schwertspitze an. Der Kopf des Ungeheuers bewegte sich verneinend von Seite zu Seite, während es zurückglitt. Dor trat vor und hielt dabei die Klinge auf das Auge gerichtet. Kurz darauf verschwand der Kopf in den Fluten.
    Die anderen Ungeheuer, die zugesehen hatten, wagten sich nicht weiter vor. Sie glaubten wohl, daß Dor irgendeine sehr mächtige Art von Magie besitzen mußte. Und Dor begriff die Wahrheit, um die sein Körper schon die ganze Zeit gewußt hatte: Wenn man den Anführer hatte, dann hatte man auch die Gefolgschaft.
    »He, das ist ja die tapferste Tat, die ich je gesehen habe!« rief Millie und klatschte wieder in die Hände. Das tat sie in letzter Zeit ziemlich häufig, und es erzeugte stets höchst interessante Wellenbewegungen an ihrem Oberkörper – und doch hatte Dor das in seiner eigenen Welt noch nie bei ihr beobachtet. Was hatte sich nur so geändert?
    Achthundert Jahre Halb-Leben – das war es, was sie verändert hatte. Der größte Teil ihres mädchenhaften Bebens war ihr durch diese Tragödie genommen worden. Aber – was noch viel naheliegender war: Was hatte sich nur in ihm selbst verändert? Er hätte doch normalerweise niemals den Mut gehabt, sich einem ausgewachsenen Flußungeheuer zu stellen, ganz zu schweigen davon, es in die Flucht zu jagen. Vielleicht war das sein Körper, der die Sache wieder übernommen hatte und auf einstudierte Weise reagierte, so daß er ein Ungeheuer derart einzuschüchtern vermocht hatte, daß er ein ganzes Rudel davon auf einmal hatte in die Flucht schlagen können.
    Was war dieser Körper wohl für ein Mensch gewesen, bevor Dor eingetroffen war? Wohin war er gegangen? Würde er zurückkehren, wenn Dor wieder in seiner eigenen Welt war? Er hatte geglaubt, daß sein Körper dumm sei, doch nun sah es so aus, als habe er dafür aber auch einiges an Entschädigung zu bieten. Vielleicht hatte sein Körper sich nie allzu viele Gedanken über bevorstehende Gefahren zu machen brauchen. Er war schließlich jeder Gefahr von vornherein gewachsen. Wenn Dor nicht dagewesen wäre, um die ganze Angelegenheit durcheinanderzubringen, dann wäre dieser Körper wohl sogar allein mit der Koboldmeute fertig geworden.
    Der Floh biß ihn direkt über dem rechten Ohr. Fast hätte Dor sich beim Versuch, ihn mit seiner Schwerthand zu erwischen, den Kopf abgeschlagen. Da konnte er sich einem riesigen Ungeheuer stellen, aber einen winzigen Floh wurde er nicht los! Irgendwann mußte er sich doch einmal auf die Suche nach einer flohabwehrenden Pflanze machen.
    »Schau mal, die Spinne hat es geschafft!« rief Millie.
    Tatsächlich.
    Schließlich hatten ihre Ablenkungsmanöver ihren Zweck doch noch erfüllt. Vielleicht war ja wirklich ein Ungeheuer mehr da gewesen, als es Dor gutgetan hätte – aber er war schließlich nicht allein gewesen.
    Erleichtert schritt Dor zu dem Baum, an dem das Seil befestigt war. Es spannte sich bereits und erhob sich auf dem Wasser,

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