Zauber-Schloss
es!« rief Millie und klatschte in die Hände.
»Ich hab’ es«, bejahte Dor. Er reichte dem Magier einen der beiden Krüge und behielt den zweiten. »Führt mich zu Hüpfer.«
Millie zeigte ihm das Gästezimmer. Dort lag die große Spinne, und das Blutwasser tropfte aus ihren Stummeln. Sie war zwar bei Bewußtsein, hatte aber große Schmerzen und konnte nur leise schnattern. »Schön, dich wiederzusehen, Freund! Ich fürchte, die Verwundungen sind doch zu schlimm. Beine können nachwachsen, aber zerquetschte innere Organe… Ich kann nicht mehr –«
»O doch, du kannst, Freund!« rief Dor. »Nimm das!« Und er schüttete ein großzügig bemessenes Quantum Elixier über Hüpfers bebenden Leib.
Wie durch Magie – was ja nicht weiter verwunderlich war – war die Spinne plötzlich wieder geheilt. Als die Flüssigkeit über das Pelzgesicht troff, bekamen das Grün, das Weiß und das Schwarz wieder neuen Glanz, bis sie schimmerten. Kurz darauf war nichts mehr von Hüpfers Verwundungen zu sehen.
»Erstaunlich!« schnatterte er. »So wohl habe ich mich nicht mehr gefühlt, seit ich ausgebrütet wurde! Was ist das für eine Medizin?«
»Heilelixier«, erklärte Dor. »Ich kannte da eine Quelle, die –« Er brach ab, von Rührung überkommen. »O Hüpfer, wenn du gestorben wärst –« Und er umarmte die Spinne, so gut er konnte, und weinte ungeniert. Zum Teufel mit dem Erwachsenwerden!
»Ich glaube, das war die Tortur wert«, schnatterte Hüpfer und nibbelte an Dors Ohr. »Paß auf, daß ich dir deine Antenne nicht abbeiße!«
»Mach nur! Ich hab’ genug Heilelixier, um mir ein neues Ohr wachsen zu lassen!«
»Und abgesehen davon«, warf Millie ein, »schmeckt Menschenfleisch fürchterlich. Vielleicht sogar noch schlimmer als Koboldfleisch.«
Der Zombiemeister war ihnen gefolgt. »Ihr seid Menschen, und doch schätzt ihr dieses fremde Wesen so sehr, daß ihr um es weint.«
»Und was wäre daran verkehrt?« wollte Millie wissen.
»Gar nichts«, meinte der Magier betrübt. »Absolut gar nichts. Um mich hat noch nie jemand geweint.«
Sogar auf dem Höhepunkt seiner Erleichterung merkte Dor, was der Zombiemeister damit eigentlich sagte. Der Mann war durch sein magisches Talent von seiner eigenen Art entfremdet worden, ein Paria. Er identifizierte sich mit Hüpfer, einem Wesen, das ebenfalls ein Fremder war. Deshalb hatte er sich auch bereit erklärt, sich um Hüpfer zu kümmern. Der Magier wollte offenbar mehr als alles andere, daß man sich ebensolche Sorgen um ihn machte, wie Dor und Millie es wegen Hüpfer taten.
»Werdet Ihr König Roogna helfen?« fragte Dor und löste sich von seinem Freund.
»Ich lasse mich nicht auf Politik ein«, erwiderte der Zombiemeister wieder mit gewohnter Kälte.
Weil der König kein Paria war. Dieser Magier würde wohl jemandem helfen, der ihm menschliche Anteilnahme entgegenbrachte, aber das hatte König Roogna nicht getan. »Würdet Ihr wenigstens mitkommen, um mit dem König zu reden? Wenn Ihr ihm helft, würde er sicherlich dafür sorgen, daß Ihr entsprechend geehrt würdet –«
»Ehre auf Befehl? Niemals!«
Dem konnte Dor nicht widersprechen. Diese Art von Ehre hätte er auch nicht gewollt. Wenn es so etwas wie unehrenhafte Ehre geben sollte, dann diese. Wieder war er dumm und undiplomatisch vorgegangen und hatte seine eigenen Chancen verspielt. Was für ein Botschafter er nur war!
Aber da war noch ein anderes Problem. »Ihr wißt, daß die Mundanier der Fünften Welle sich bereitmachen, dieses Schloß anzugreifen?«
»Das weiß ich«, sagte der Zombiemeister. »Meine Zombieaugenfliegen haben mir gemeldet, daß es Hunderte sind. Zu viele, als daß man sie mit meinen gegenwärtig zur Verfügung stehenden Truppen zurückschlagen könnte. Ich habe den Rokh losgeschickt, weitere Körper zu holen, um meine Verteidigung zu stärken. Damit es schneller geht, wird er nicht einmal hier im Schloß landen, sondern die Körper herabfallen lassen, um sofort wieder loszufliegen und weitere zu beschaffen.«
»Die Mundanier sind wütend auf uns«, sagte Dor, »weil wir drei von ihnen getötet haben. Wenn wir vielleicht fortgingen –«
»Meine Zombies haben euch geholfen«, wandte der Zombiemeister ein. »Wenn ihr jetzt geht, dann führt das nur zu eurem sicheren Tod. Die Mundanier haben das ganze Schloß umzingelt. Für sie ist es ein Hort unvorstellbarer Reichtümer. Mit Vernunft sind sie nicht mehr zum Einlenken zu bewegen.«
»Vielleicht, wenn sie uns gehen sähen«, sagte
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