Zauber-Suche
gerade das häßliche Anfangsstadium erreicht. Gesicht und Körper waren mit Höhlenschmutz beschmiert. Er sah aus wie ein junger Oger. Kein Wunder, daß die Nymphe sich vor ihm gefürchtet hatte.
Mit der scharfen Klinge seines Schwerts rasierte er sich, da kein magischer Rasierpinsel zu sehen war, mit dem er seine Stoppeln hätte wegbürsten können. Dann wusch und kämmte er sein Haar. Seine Kleidung war inzwischen trocken, sauber und gebügelt. Offenbar war hier noch mehr im Spiel als nurheiße Luft. Sein zerfetzter Ärmel war säuberlich geflickt und gesäumt worden.
Er zog sich adrett an und ließ sogar seine Stiefel vom Reiniger putzen.
Als er aus der Toilette kam, blickte Juwel ihn mit staunender Bewunderung an. »Du bist aber ein gutaussehender Mann!«
Chester lächelte schiefmäulig. »War vorher wohl nicht so genau zu erkennen. Ich wünschte, bei mir würde eine Wäsche ebenfalls genügen!« Sie lachten etwas gequält.
»Wir müssen dir für deine Gastfreundschaft einen Gegendienst leisten«, fuhr Chester schließlich fort.
»Meine Gastfreundschaft gebe ich gern. Eine Bezahlung würde sie herabwürdigen«, erwiderte Juwel. »Und meine Hilfe wollt ihr euch sowieso erzwingen. Sklavenarbeit wird nicht bezahlt.«
»Nein, Juwel!« rief Bink, im tiefsten Inneren bestürzt. »Ich würde dich niemals zu irgend etwas zwingen oder dir Kummer machen.«
Sie blickte ihn etwas sanfter an. »Ich weiß, Bink. Du hast von dem Liebeswasser getrunken und würdest mir nicht wehtun. Aber da ich nun dabei helfen muß, eure Freunde zu suchen, damit sie den Gegenzauber finden, und da mich das von meiner Arbeit abhält –«
»Dann müssen wir dir eben bei deiner Arbeit helfen.«
»Das könnt ihr nicht. Ihr wißt weder etwas über Edelsteine noch darüber, wo man sie einpflanzen muß. Und selbst wenn ihr es tätet, würde mein Bohrer nicht für euch arbeiten.«
»Dein Bohrer?«
»Mein Reittier. Er durchbohrt den Fels bis zu der Stelle, wo ich die Steine setzen muß. Ich bin die einzige, die ihn steuern kann, und auch nur wenn ich singe. Er arbeitet nur für meinen Gesang, für nichts sonst.«
Bink und Chester wechselten Blicke.
»Nach dem Essen führen wir dir mal unsere Musik vor«, sagte Chester.
Juwels Mahlzeit war zwar seltsam, aber ausgezeichnet. Sie servierte eine Pilzplatte. Manche der Pilze schmeckten wie Drachensteaks, andere wie Kartoffelchips, frisch von einem Heißkartoffelbaum gepflückt, und der Nachtisch ähnelte dem Schokoladenpudding von einer braunen Kuh. Er war so rund und weich, daß er fast vom Teller floß. Sie hatte auch ein kreidiges Pulver, das sie mit Wasser vermischte, um damit eine ausgezeichnete Milch herzustellen.
Chester war mit dem Essen fertig. Nun konzentrierte er sich, und die silberne Flöte erschien. Sie spielte betörend schön. Juwel saß wie festgewachsen da und lauschte der silbrigen Melodie. Dann begann sie, ihn mit ihrem Gesang zu begleiten. Ihre Stimme konnte die Reinheit der Flöte zwar nicht erreichen, aber es war eine hübsche Ergänzung.
Da kam etwas Bizarres ins Zimmer gestürzt. Chesters Flöte brach mitten in einem Ton ab, und er zückte sofort sein Schwert.
»Halt ein, Zentaur!« rief Juwel.
»Das ist mein Bohrer!«
Chester griff das Wesen nicht an, hielt sein Schwert aber weiterhin kampfbereit in der Hand. »Sieht aus wie ein Riesenwurm.«
»Ja«, stimmte sie ihm zu. »Er ist zwar mit den Zapplern und Grabblern verwandt, ist aber viel größer und träger. Er ist ein. Schaufler – nicht besonders schlau, aber für meine Arbeit unersetzlich.«
Chester beruhigte sich. »Ich dachte, ich hätte alles im Lexikon gelesen, aber den habe ich wohl übersehen. Mal sehen, ob wir dir helfen können. Wenn ihm meine Musik gefällt und du irgendwelche Steine hast, die in der Nähe des Flusses gepflanzt werden müssen –«
»Machst du Witze?« fragte Juwel. »Jetzt, wo der halbe Bottich ausgekippt worden ist, habe ich Dutzende von Steinen für den Fluß. Wir können ruhig gleich dort anfangen.«
Unter ihrer Anleitung bestiegen sie den Schaufler. Juwel stieg am Vorderende des Wurms auf, vor sich einen Korb voller Edelsteine. Bink saß hinter ihr, und Chester bildete den Schluß, wobei ihm seine vier Beine etwas hinderlich waren. Er war es gewohnt, geritten zu werden, und nicht selbst zu reiten, obwohl er das auf dem Drachen bereits getan hatte.
»Und jetzt machen wir Musik«, sagte Juwel. »Er wird so lange arbeiten, wie ihm der Klang gefällt, und er braucht nicht viel
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