Zauber-Suche
Abwechslung. Nach ein paar Stunden werde ich meistens müde und muß aufhören, aber wenn die Zentaurenflöte –«
Die Flöte erschien und erklang. Der große Wurm kroch vorwärts und trug sie auf seinem Rücken, als seien sie leicht wie die Fliegen. Er krümmte sich nicht und scharrte auch nicht über den Boden, wie der Drache es getan hatte. Statt dessen verlängerte er seinen Körper in regelmäßigen Abständen, so daß die Segmente, auf denen sie ritten, ständig ihren Durchmesser veränderten. Es war zwar eine seltsame, aber durchaus wirkungsvolle Art des Reisens. Der Wurm war sehr groß und kam schnell voran.
Der Wurm schob einen Flansch hervor, und während er sich in den Fels hineinbohrte, vergrößerte der Flansch das Bohrloch so weit, daß seine Reiter auch hindurchpaßten. Bink fiel ein, daß dieses eine Variante der gleichen Magieart war, wie sie die Wasseratmungspillen des Guten Magiers besaßen. Der Fels wurde, genau wie das Wasser, nicht im eigentlichen Sinne durchbohrt, sondern vielmehr vorübergehend umgewandelt, so daß sie hindurchgelangen konnten, ohne ein echtes Bohrloch zu hinterlassen. Chester mußte den Kopf einziehen, um im Bohrabschnitt zu bleiben, und seine Flöte war plötzlich sehr eingeengt, aber sie fuhr fort, ihre bezaubernden Melodien zu blasen.
»Ich muß zugeben, daß das ein recht wertvoller Gegendienst ist«, sagte die Nymphe. »Ich dachte immer, Zentauren besäßen keine Magie.«
»Das dachten die Zentauren auch«, sagte Bink, der von hinten heimlich ihre Figur bewunderte. Zum Teufel mit dem Liebestrank! Sie besaß eine Figur, die an sich schon zu betören wußte.
Dann mußte der Wurm abrupt abbremsen, und Bink wurde gegen die vor ihm sitzende Nymphe geschleudert. »Äh, tut mir leid«, sagte er und richtete sich wieder auf. In Wirklichkeit tat es ihm keineswegs besonders leid. »Ich, äh –«
»Ja, ich weiß«, sagte Juwel. »Vielleicht legst du besser deine Arme um meine Hüfte, um dich festzuhalten. Manchmal wird es wirklich etwas holprig hier.«
»Ich … äh, besser nicht«, stammelte Bink.
»Auf deine Weise bist du irgendwie ziemlich edelmütig«, bemerkte sie. »Als Mädchen könnte man dich mit der Zeit direkt gernhaben.«
»Ich … ich bin verheiratet«, sagte Bink niedergeschlagen. »Ich … ich brauche dieses Gegenmittel.«
»Ja, natürlich«, meinte sie.
Plötzlich drang der Schaufler durch eine Wand in eine große Höhle ein.
»Der Fluß«, sagte Chester. Als er sprach, hörte die Flöte auf zu spielen, und der Wurm drehte sich nach der verschwundenen Musik um.
»Nicht aufhören!« rief Juwel. »Dann macht er nicht weiter …«
Die Flöte nahm ihr Spiel wieder auf. »Wir wollen dem Flußlauf folgen«, sagte Bink. »Wenn wir eine treibende Flasche sehen sollten –«
»Zuerst muß ich ein paar Steine einpflanzen«, sagte sie mit Entschiedenheit. Sie lenkte den Wurm an einen Vorsprung und brachte ihn zum Halten. Dann streckte sie ihre Hand aus: Ein dicker Diamant ruhte darin. »Dort hinein! Es wird eine Million Jahre dauern, bis das Wasser ihn freigespült hat.«
Der Schaufler nahm den Diamanten in sein Maul und trug ihn in den Fels. Sein Kopf verjüngte sich nach vorne fast bis zur Punktgröße, und sein Maul war kleiner als das eines Menschen, so daß ihm das Festhalten des Diamanten keine Mühe machte. Als die Schnauze wieder aus dem Fels hervortrat, war der Diamant verschwunden und das Gestein unversehrt.
»So, einen hätten wir«, sagte Juwel fröhlich. »Jetzt sind es nur noch neunhundertneunundneunzig.«
Doch Bink hatte nur Augen für den leuchtenden Fluß und hielt unentwegt Ausschau nach der Flasche. Der Liebestrank wirkte derart stark, daß er insgeheim fast hoffte, daß sie die Flasche nicht wiederfinden würden. Wenn sie erst einmal wieder mit dem Magier zusammen waren und den Gegenzauber geortet hatten, dann würde er Juwel nicht mehr lieben – und es war sehr schwer, sich das vorzustellen. Er wußte zwar, was recht und was unrecht war, aber sein Herz war nicht dabei.
So verging die Zeit. Juwel bestückte die Felsen am Fluß mit Diamanten, Opalen, Smaragden, Saphiren, Amethysten, Jade und zahlreichen Granatsteinen, während sie Perlen in das Wasser warf, damit sie von Austern gefunden wurden.
»Austern lieben Perlen«, erklärte sie. »Sie verschlingen sie einfach.« Sie sang bei der Arbeit und wechselte sich mit Chesters Flöte ab, während Binks Aufmerksamkeit zwischen Fluß und Nymphe hin und her sprang. Er hätte wirklich einem
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