Zauber-Suche
allerfeinste Damenfußbekleidung hervor, so daß Juwel entzückt aufschrie und sich ein Paar abpflückte, Knöterichpflanzen bildeten die kompliziertesten Knoten: Schleifen, Taljereep, Klinsch, Henkersknoten und einen halben Stek. Bink mußte schnell umhertänzeln, um nicht verschnürt zu werden.
Der Magier war damit beschäftigt, den schnappenden Fängen des Hundsveilchens und Löwenzahns auszuweichen, während das Habichtskraut im Sturzflug seinen Kopf angriff. Bink hätte gerne gelacht, hatte aber selbst genug zu tun. Eine Goldrute versuchte, ihn mit ihrer metallischen Spitze aufzuspießen, während eine Sonnenblume seine Augen blendete. Die Nova wurde nicht mehr gebraucht: Die Höhle war inzwischen taghell erleuchtet, und das würde auch so lange so bleiben, bis die Sonnenblume ihre Samen abgab.
Bink konnte gerade noch rechtzeitig einem glitzernden Pfeilkraut ausweichen – doch da rutschte er auf einer glitschigen fetten Butterblume aus und setzte sich mit voller Wucht auf einen matschigen Stinkkohl. Plötzlich war er von ekligem Gestank eingehüllt.
Aber was hatte er denn auch erwartet? Die Gehirnkoralle hatte seine Schutzmagie ausgelöscht. Bink war auf sich selbst angewiesen und mußte zusehen, wie er zurechtkam.
Wenigstens erging es Humfrey auch nicht besser. Im Augenblick wurde ihm von einem Flecken Feuerkraut ordentlich eingeheizt. Er riß eine Wasserlilie ab und goß ihr Wasser darauf, um das Feuer zu löschen. In der Zwischenzeit wurde er von Malven mit roten, grünen und blauen Farbstreifen bemalt. An seinen Kleidern klebten vereinzelte Diamanten aus Juwels Sammlung.
Das alles führte ja zu nichts! Bink bahnte sich mit Gewalt seinen Weg durch den Miniaturdschungel – da sah er plötzlich den Gürtel des Magiers mit den restlichen Flaschen. Wenn er diese in seine Gewalt bringen konnte, dann war ihm Humfrey hilflos ausgeliefert.
Doch da kam der Magier, mit Hahnenfuß übersät, selbst aus dem Blattwerk gestürzt. Er wischte den Hahnenfuß ab, und die Füße machten sich davon. Humfrey sprang im gleichen Augenblick auf seinen Gürtel zu wie Bink.
Bink packte den Gürtel, und es kam zu einem Tauziehen. Weitere Flaschen fielen auf den Boden. Eine davon gab einen ganzen Kessel Erbsensuppe von sich, der prompt umkippte. Gierig leckten die Urwaldwurzeln das Naß auf. Dann entdeckte Bink einen dampfenden Reispudding und schleuderte ihn gegen den Magier – doch der war schneller und hatte bereits eine Hackfleischpastete nach Bink geworfen, die ihn voll im Gesicht traf und ihm zum Teil die Sicht raubte. Bink wirbelte sein Schwert und versuchte, den Magier abzuhalten, bis er sich die Augen wieder freigewischt hatte. Seltsamerweise konnte er im Augenblick den Kampf zwischen dem Zentauren und dem Greif wesentlich besser wahrnehmen als seinen eigenen Gegner.
Chesters menschlicher Oberkörper war inzwischen von blutenden Kratzwunden übersät. Doch eines von Crombies Vorderbeinen war gebrochen, und eine seiner Schwingen war zur Hälfte nacktgerupft. Das mußte aber wirklich ein wilder Nahkampf gewesen sein!
Nun jagte der Zentaur seinen Gegner mit dem Schwert in der Hand, während der Greif in abgehackten Kreisen umherflatterte und nach einer Ausfallmöglichkeit suchte. Trotz Binks Ermahnung kämpften die beiden offenbar um Leben und Tod. Wie sollte er sie aufhalten?
Der Magier fand eine Flasche und öffnete sie. Bink trat vorsichtig vor – doch es war schon wieder ein Irrtum. Eine gewaltige Schale Yoghurt erschien, die so aussah und so roch, als habe sie zu lange in der Flasche gelagert. Der Yoghurt war verdorben. Sanft floß er auf den See zu. Sollte die Gehirnkoralle ihn doch mal probieren! Humfrey hatte bereits eine weitere Flasche in der Hand. Diese Irrtümer waren weniger das Ergebnis von Binks Talent als des reinen Glücks: Humfrey schien an die hundert Dinge in seinen Flaschen aufzubewahren (es hieß ja auch, daß er über hundert Zauber verfüge), nur wenige davon waren für einen Kampf geeignet, und nun bildeten sie alle ein heilloses Durcheinander. So waren die Chancen, daß er etwas wirklich Gefährliches hervorholen würde, sehr gering.
Doch diese Chancen ließen sich auch überwinden. Das Fläschchen brachte ein Krakengewächs hervor, das sich wütend auf Bink stürzte, von ihm aber mit einem einzigen Schwerthieb zerteilt wurde. Er wußte jetzt, daß er die Situation nun würde beherrschen können. Es gab nichts in Humfreys Flaschen, das es mit seinem verheerenden Schwert hätte aufnehmen
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