Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauber-Suche

Titel: Zauber-Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
»Dann schau dir das böse Auge doch ruhig mal an!« rief er Crombie zu und riß das Kleid beiseite. Crombie wandte sofort den Kopf ab, worauf Bink ihn rasend mit dem Schwert angriff.
    Jetzt hieß es Schwert gegen Klauen und Schnabel – wobei keiner der beiden Kämpfenden es wagte, dem Magier auch nur einen Blick zuzuwerfen. Bink wedelte mit dem hellen Kleid, um Crombie abzulenken, und wickelte sich den Stoff schließlich um seinen linken Arm, um ihn vor den Klauen zu schützen. Der Greif konnte nur mit seiner linken Vorderpranke angreifen. Seine zerfetzten Flügel machten Nahkampfflugmanöver unmöglich, so daß er sich mit seinen Hinterbeinen abstützen mußte. Doch Crombie besaß immer noch den tödlichen Körper eines Greifs und den kampferprobten Verstand eines Soldaten, und er war der schlaueste und wildeste Gegner, dem er je gegenübergestanden hatte. Crombie kannte Bink, war mit seinen Eigenarten seit langer Zeit vertraut und war ihm im Schwertkampf weit überlegen. Immerhin hatte er Bink ja sogar darin ausgebildet. Obwohl der Greif selbst kein Schwert besaß, konnte Bink nicht ein Manöver machen, das Crombie nicht gekannt hätte. Bink war also deutlich unterlegen.
    Doch seine Wut hielt ihn aufrecht. Verbissen griff er den Greif an, hieb nach seinen Beinen und nach seinem Kopf, stach nach seinem Körper, um den Gegner dazu zu zwingen, dem Bösen Blick ins Auge zu sehen. Er schwang das Kleid um Crombies heilen Flügel, stieß einen furchterregenden Schrei aus und rammte seine Schulter mit voller Wucht gegen Crombies Heldenbrust. Bink war genauso schwer wie der Greif, und der Aufprall warf Crombie zurück, in die Nähe des tödlichen Wassers. Doch es war zwecklos: Als Bink gerade glaubte, einen Vorteil errungen zu haben, glitt Crombie zur Seite und ließ ihn auf das Wasser zu torkeln.
    Bink versuchte zu bremsen, und beinahe gelang es ihm auch. Am Uferrand blieb er taumelnd stehen. Da sah er – den Golem Grundy, der auf der immer noch dahertreibenden Flasche hockte, ganz nahe am Ufer! »Fisch mich raus, Bink!« rief der Golem. »Das Gift kann mir zwar nichts anhaben, aber ich fange an, mich im Wasser aufzulösen. Vorsicht!«
    Bink ließ sich sofort fallen und kam mit dem Gesicht nur wenige Zoll über der Wasseroberfläche zum Liegen. Crombie zischte über ihn hinweg und breitete die Schwingen aus, um über den dunklen See zu schweben. Grundy griff mit seiner winzigen Hand ins Wasser und spritzte ein paar Tropfen auf den Schwanz des Greifs, der sofort herabsackte. Dieses Wasser war wirklich tödlich!
    Crombie strengte sich mächtig an, mit flatternden Flügeln außer Reichweite zu gelangen, jagte über den See hinweg und vollführte eine Bruchlandung, da sein gerupfter Flügel es ihm unmöglich machte, seinen Flug genauer zu steuern. Bink nutzte die Verschnaufpause, um dem Golem sein Schwert entgegenzustrecken, worauf dieser die Spitze packte und sich ans Ufer ziehen ließ.
    Dann erinnerte sich Bink daran, daß Grundy Humfrey und Crombie im Namen der Gehirnkoralle befreit hatte. Warum kämpfte er jetzt plötzlich auf seiner Seite?
    Dafür gab es zwei mögliche Erklärungen: Entweder hatte die Koralle sich den Golem nur »ausgeliehen«, um ihn dann wieder loszulassen. Doch in diesem Fall konnte sie sich seiner jederzeit aufs neue bemächtigen, so daß er Grundy nicht trauen konnte. Vielleicht hatte die Koralle den Golem in der Hitze des Gefechts einfach nur vergessen, doch je übersichtlicher der Kampf wurde, um so schneller würde sie sich seiner wieder entsinnen. Die zweite Möglichkeit war die, daß der Golem noch immer im Dienst des Feindes stand. In diesem Fall –
    Aber warum sollte die Koralle ihn auf diese Weise täuschen wollen? Darauf wußte Bink zwar keine Antwort, aber es schien ihm das vernünftigste zu sein, das Spiel mitzuspielen und so zu tun, als ließe er sich blenden. Vielleicht besaß der Feind ja irgendeine Schwäche, die Bink noch nicht bemerkt hatte, und wenn es ihm gelingen sollte, diese herauszufinden, indem er den Golem als Schlüssel benutzte –
    Der Soldat hatte noch nicht aufgegeben. Da er sich wegen seiner beeinträchtigten Flugwerkzeuge nicht in der Luft drehen konnte, landete er auf der anderen Seite und orientierte sich, nahm einen Anlauf und machte sich an den Rückflug über den See.
    »Faß mich nicht an, ich bin mit Gift vollgesogen!« rief Grundy. »Ich mache dir das Auge ausfindig, Bink. Konzentrier du dich auf –«
    Trotz seiner Zweifel war Bink froh über seinen

Weitere Kostenlose Bücher