Zauber-Suche
Wurzel, verknoteten ihn unter großen Mühen, weil er sehr dick war, und ließen ihnhinab. Er baumelte geschmeidig in der Öffnung, und sie zogen ihn wieder herauf, um ihn mit einem weiteren Fangarm zu verlängern. Diesmal hörten sie ein dumpfes Plumpsen, als das Ende unten aufprallte.
»Ich gehe als erster«, sagte Bink. »Dann halte ich mit dem Schwert Wache, während du Chet herabläßt. Es gibt Kobolde dort unten … äh, haben wir irgend etwas Brennbares, um sie mit dem Licht zu vertreiben?«
Cherie starrte ihm ins Gesicht. »Wenn du ein Kobold wärst, würdest du dich dann mit einer Zentaurin anlegen?« Sie stampfte vielsagend mit einem Huf auf.
Bink dachte daran, wie er vor kurzem noch mit Leichtigkeit ihrem Angriff ausgewichen war, als er sie dazu gezwungen hatte, sich der Obszönität zu stellen. Aber er war auch zweimal so groß wie ein Kobold und kannte sich mit Zentauren aus. Außerdem hatte er gewußt, daß Cherie in Rage gewesen war und ihm, ihrem Freund, keinen wirklichen Schaden zugefügt hätte. Kein Kobold konnte sich darauf verlassen – und eine
Zentaurin, die ihr Füllen beschützt, war wie eine Furie. »Das würde ich nicht mal tun, wenn ich ein Drache wäre«, meinte er.
»Wenn’s sein muß, kann ich im Dunkeln ganz passabel sehen«, fuhr sie fort. »Ich kann das Echo meiner Hufe hören und damit die ungefähren Konturen der Höhle bestimmen. Wir werden’s schon schaffen.«
Ohne etwas zu erwidern, beugte Bink sich vor, packte das Tentakelseil und schwang sich in das Loch hinab. Schnell glitt er nach unten. Er fühlte sich wesentlich stärker als beim Aufstieg. Plötzlich befand er sich am Boden und spähte ins matte Licht empor. »In Ordnung, ich bin unten.«
Das Seil zappelte, als Cherie es emporzog. Zentauren waren wirklich gut darin, weil sie sich mit vier Beinen am Boden abstützen konnten, während sie ihre volle Armmuskelkraft benutzten. Bald schwebte Chet hinab. Das Seil war um seine Mitte gewickelt, und er hielt sich mit beiden Händen daran fest. Die ganze Zeit über hatte er keinen Ton von sich gegeben, sich nie beklagt oder beschwert. Bink war überzeugt davon, daß sich das ändern würde, wenn Chet erst einmal reifer geworden war. Bink band den kleinen Burschen los und gab ihm einen Klaps auf den Rücken. »Chet ist heil angekommen!« rief er.
Nun war Cherie an der Reihe. In die Erdspalte war sie mühelos hinabgelangt, doch nun war der Abstieg enger, dunkler, länger, und das Seil war nicht so sicher. Bink machte sich insgeheim Sorgen. »Geh beiseite, für den Fall, daß ich … umherschwinge!« rief sie. Bink wußte, daß sie beinahe »falle« gesagt hätte. Sie war sich der Gefahr durchaus bewußt, aber sie besaß Mut.
Sie schwang sich ohne Zwischenfall herab, Handbreit um Handbreit, bis sie sich dem Boden näherte. Da riß der immer dünner werdende Fangarm, und sie stürzte einige Fuß in die Tiefe. Doch sie kam fest auf, ohne sich weh zu tun. Bink entspannte sich. »Alles in Ordnung, Bink«, rief sie sofort. »Steig auf und sag mir, wo’s lang geht.«
Schweigend trat Bink auf sie zu – da hörte er ein Geräusch. »Irgend etwas bewegt sich hier!« fauchte er und war selbst überrascht, wie nervös er war. »Wo ist Chet?«
»Direkt neben mir«, sagte sie.
Sie horchten, und nun war das Geräusch nicht mehr zu überhören: Ein Kratzen und Scharren, seitlich von ihnen und etwas höher … Jedenfalls stammte es nicht von ihnen. Aber nach Kobolden hörte es sich auch nicht an.
Da erblickte Bink ein schlangenähnliches Ding, das sich zwischen ihnen und dem Loch wand und sich im matten Licht abzeichnete. »Eine Greiferwurzel! Sie bewegt sich!« rief er.
»Wir müssen sie aus dem Erdreich gerissen haben«, sagte sie. »Jetzt reißt sie sich durch ihr eigenes Gewicht endgültig los und krümmt sich im Fallen.«
»Ja.« Aber Bink war nicht gänzlich überzeugt. Dazu sahen die Bewegungen zu bewußt aus. War es möglich, daß der Greifer zu neuem Leben erwachte? Wenn das der Fall sein sollte, konnten sie auf diesem Weg nicht wieder entkommen.
Sie schritten den Höhlenpfad entlang. Bink stellte fest, daß er sich ganz gut an die Strecke erinnern konnte, sogar im Dunkeln, und er entdeckte, daß er sogar ein wenig sehen konnte. Vielleicht war doch etwas vom ursprünglichen Leuchten erhalten geblieben. Tatsächlich schien es sogar heller zu werden, als seine Augen sich daran gewöhnt hatten.
»Das Leuchten kehrt zurück«, sagte Cherie.
»Ich dachte erst, das würde ich
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