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Zauber-Suche

Titel: Zauber-Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Ouroboros, der die Zähne fest in seinen eigenen Schwanz geschlagen hatte. Bink, der wieder nervös geworden war, hatte keine andere Wahl: Er mußte auf den Kopf des Ungeheuers treten. Was, wenn es sich nun dazu entschloß, seinen Schwanz nur dies eine Mal fahren zu lassen, um sich in ihn zu verbeißen? Die großen Drachenaugen starrten ihn kurz an und jagten ihm einen Schauer über den Rücken.
    Dann war der Kopf auch schon verschwunden und wogte unter dem Wasser weiter, während Bink auf den massigen Hals trat, der nach dem schmalen Schwanz breit wie ein Wanderpfad wirkte. Offenbar brauchte dieser Drache oder diese Schlange oder was immer es nun sein mochte keine Luft. Das Ungeheuer konnte seinen Kopf unbegrenzte Zeit unter Wasser behalten. Aber wie aß es denn dann, wenn es seinen Schwanz niemals losließ? Es fraß sich doch wohl nicht selbst auf, oder? Vielleicht war das die Frage, die es dem Magier gestellt hatte: Wie es seinen Schwanz loslassen konnte, um die Idioten zu verspeisen, die auf seinem Rücken entlangspazierten. Nein, wenn es darauf eine Antwort erhalten hätte, hätte es Bink schon längst verschlungen, als er an seinem Rachen vorbeigekommen war.
    »Spring, Bink!« rief Chester. Huch – hatte die Schlange es sich etwa anders überlegt und ihren Schwanz losgelassen, um ihn anzuknabbern? Bink blickte zurück, konnte jedoch nichts Auffälliges erkennen. Dann sah er vor sich, daß der Körper sich unter der nächstgelegenen Spiralwindung hinwegdrehte. Der Weg war zu Ende! Er sprang an Land.
    Jetzt befand er sich an der Außenmauer des Schlosses. Er suchte das große Tor, das er beim ersten Mal entdeckt hatte, damals, noch bevor Trent König geworden war – und sah einen Wasserfall.
    Einen Wasserfall? Wie war denn der hierher gekommen? Er verfolgte ihn zurück und entdeckte einen Vorsprung. Der Wasserfall entsprang an einem Ort, der außer Sichtweite war, und rauschte über den Türrahmen.
    Befand sich hinter der Wasserschicht etwa eine Öffnung? Bink gefiel der Gedanke, jetzt doch noch naß zu werden, nachdem er den ganzen Graben trocken überwunden hatte, ganz und gar nicht, aber nachsehen mußte er wohl. Er zog seine Kleider aus und legte sie beiseite, damit sie trocken blieben, dann schlüpfte er vorsichtig in den Wasserfall.
    Das Wasser war zwar kühl, aber nicht eisig. Dahinter waren eine leere Einbuchtung und ein Türrahmen. Er betastete die Oberfläche, drückte hier und dort, doch nirgendwo war eine bewegliche Stelle auszumachen. Hier war kein Eingang.
    Er trat rückwärts aus dem Wasserfall und schüttelte den Kopf, um das Wasser aus seinen Haaren zu entfernen. Wohin jetzt? Der Vorsprung zog sich um das ganze Schloß, doch er wußte, daß die Mauer an allen Stellen aus dickem Stein war. Da konnte man nirgends hinein.
    Dennoch machte Bink einen Rundgang, um seinen Verdacht zu erhärten. Tatsächlich, nirgendwo ein Eingang. Was nun?
    Wut stieg in ihm empor. Er war in königlicher Mission hier. Warum sollte er sich diesen ganzen Unfug bieten lassen? Der alte Gnom-Magier hielt sich wohl für mächtig schlau, sich in einem Labyrinth zu verstecken! Von Labyrinthen hatte Bink die Nase langsam voll. Erst das Labyrinth der Königin, dann die Nickelfüßlerschlucht und jetzt das hier!
    Doch im Grunde seines Herzens war Bink ein praktisch denkender Mensch. Nach und nach legte sich seine Wut wieder. Erneut blickte er den Wasserfall an. Hier war kein Berg mit natürlichem Wasserabfluß, also mußte das Wasser mit magischen oder mundanischen Mitteln nach oben befördert werden, damit es hinabfließen konnte. Bestimmt handelte es sich um ein Kreislaufsystem, das dem Graben das Wasser entnahm, um es ihm wieder zuzuführen. Konnte er vielleicht dort hinschwimmen, wo das Wasser hochgesaugt wurde?
    Nein, Wasser konnte auch durch Öffnungen fließen, durch die er nicht paßte. Zum Beispiel durch Siebe. Nein, so würde er womöglich noch ertrinken.
    Die einzige andere Richtung war nach oben. Ob er hochklettern konnte?
    Ja, das ging. Jetzt bemerkte er kleine Haltelöcher im Holz am Rande des Wasserfalls. »Ich komme«, knurrte er.
    Er kletterte empor. Als er den Kopf über den Vorsprung hob, versteifte sich plötzlich sein ganzer Körper. Auf dem Dach kauerte ein Wasserspeier, aus dessen groteskem Maul das Wasser strömte.
    Dann wurde ihm klar, daß dieses Ungeheuer ebenso ungefährlich sein mußte wie der Ouroboros, wenn er es richtig behandelte. Der Wasserspeier hatte die Aufgabe, Wasser zu speien, und würde

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