Zauber-Suche
meine Mission lediglich zeitlich günstig gelegt. Es war schon immer meine Aufgabe, die Quelle der Magie ausfindig zu machen. Ich habe bloß eine Weile gebraucht, bis ich mich damit befassen konnte. Dieses Wissen ist dem König wichtig. Jetzt, wo ich auf der Suche danach bin, steht die Autorität des Königs dahinter, und er kann Ihre Fähigkeiten in Anspruch nehmen. Das haben Sie auch gewußt, als Sie dabei geholfen haben, ihn zum König zu machen.«
Humfrey schüttelte den Kopf. »Die Macht hat Trent arrogant werden lassen. Er nutzt skrupellos die Talente anderer aus, um seine Ziele zu erreichen.« Dann lächelte er. »Mit anderen Worten: Er ist genau der Monarch, den Xanth braucht. Er bittet nicht, er befiehlt. Als loyaler Bürger muß ich diese Machtausübung sogar unterstützen.« Er blickte Bink an. »Auch wenn sie reichlich launenhaft ausgeübt wird. So muß ich denn meine Bezahlung dem Wohle Xanths opfern. Obwohl ich glaube, daß es diesmal eher zum Unwohle Xanths sein dürfte.«
Diese Kapitulation kam zu plötzlich und zu liebenswürdig. Irgendwo mußte da noch ein Haken sein.
»Wie lautet Ihre Antwort denn dann?«
»Wie lautet denn deine Frage?«
Bink mußte husten. »Was brauche ich für diese Suche?« platzte er heraus.
»Deine Suche kann nur dann Erfolg haben, wenn du einen Magier mitnimmst.«
»Einen Magier mitnehmen!« rief Bink. »Es gibt nur drei Menschen im Rang eines Magiers in Xanth, und zwei davon sind der König und die Königin! Ich kann doch nicht –« Da begriff er. »Sie?«
»Ich sagte doch, daß es mich viel Zeit kosten würde!« grollte Humfrey. »Meine ganzen Geheimstudien muß ich unterbrechen, muß mein ganzes Schloß einmotten – nur weil du nicht ein paar Tage abwarten kannst, bis die Schwangerschaft deiner Frau beendet ist und sie wieder nett und schön wird.«
»Altes Schlitzohr!« rief Bink. »Sie wollen ja mitkommen!«
»Das würde ich nicht gerade behaupten«, meinte der Magier säuerlich. »Tatsache ist, daß diese Suche viel zu wichtig ist, als daß man sie einem Amateur überlassen könnte. Das wußte der König auch sehr gut, als er dich zu mir geschickt hat. Da sonst niemand von gleichem Format zur Verfügung steht, bin ich gezwungen, das Opfer zu bringen. Das heißt jedoch nicht, daß ich deswegen gleich Freudensprünge vollführen muß.«
»Aber Sie hätten die Quelle der Magie doch jederzeit allein ausfindig machen können! Sie hätten sich doch nicht die Suche selbst zu eigen zu machen brauchen, gerade als ich –«
»Gar nichts mache ich mir zu eigen. Es ist deine Suche. Ich werde dich lediglich begleiten, als Retter in der Not.«
»Soll das heißen, daß Sie nicht die Leitung übernehmen wollen?«
»Was soll ich denn mit der Leitung? Ich werde mich um meinen eigenen Kram kümmern und dir die ganzen vertrackten Details der Organisation und der Wegfindung überlassen, bis man mich braucht. Ich hoffe nur, daß das nicht allzu bald und allzu oft sein wird.«
Bink war sich jetzt selbst nicht sicher, wie ernst Humfrey es meinte. Ein Mann, der sich auf magische Information spezialisiert hatte, mußte sich doch wohl ernsthaft für die Quelle der Magie interessieren. Andererseits liebte der Gute Magier aber auch seine Bequemlichkeit und seine Abgeschiedenheit. Wahrscheinlich war Humfrey hin- und hergerissen zwischen Wissensdurst und Bedürfnis nach Zurückgezogenheit, so daß er zwar ablehnend reagierte, aber doch tat, was er für das Richtige hielt. Jedenfalls hatte es keinen Sinn, die Lage noch schlimmer zu machen. Humfrey würde bei einer solchen Suche ein unschätzbarer Gewinn sein. »Es tut mir leid, Ihnen derartige Unannehmlichkeiten bereiten zu müssen. Auf der anderen Seite bin ich allerdings froh, auf Ihre Hilfe rechnen zu können. Ihr Sachverstand ist erheblich größer als meiner.«
»Hmph«, stimmte Humfrey ihm zu und vermied es, besänftigt auszusehen. »Dann bringen wir’s endlich über die Bühne. Sag dem Troll, er soll die Zugbrücke für deine Gefährten herablassen.«
»Äh, da ist noch etwas«, sagte Bink. »Es kann sein, daß mir jemand nach dem Leben trachtet –«
»Und du möchtest wissen, wer es ist.«
»Ja, und auch warum. Mir gefällt der Gedanke nicht–«
»Das hat nichts mit den Geschäften des Königs zu tun. Das muß einzeln bezahlt werden.«
Oh. Gerade als Bink zu vermuten begonnen hatte, daß der Gute Magier auch eine gewisse Großzügigkeit an sich hatte, zeigte er sich wieder voll und ganz von seiner merkantilen Seite.
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