Zauber-Suche
Eselsarsch genannt«, sagte Grundy hilfsbereit. »Ich dachte, daß er wohl dein Hinterteil meinen müßte, weil –«
Der Greif krächzte erneut. »Hoppla, mein Fehler«, sagte der Golem. »Er meinte doch dein Vorderteil.«
»Hör mal zu, Spatzenhirn!« schrie Chester. »Auf deine bescheuerte Meinung kann ich verzichten! Warum stopfst du sie dir nicht in den –«
Doch zur gleichen Zeit krächzte Crombie dazwischen. Zornig bauten sich die beiden voreinander auf. Der Zentaur war zwar größer und muskulöser als der Greif, doch der Greif war wahrscheinlich der tödlichere Gegner, weil er das Bewußtsein eines ausgebildeten Soldaten und den Körper eines natürlichen Kampftiers besaß.
»Skwaaak!« schrie Bink. »Ich meine: Aufhören! Der Golem versucht bloß, Ärger zu machen. Es ist doch offensichtlich, daß Crombie bloß ›Zentaur‹ gesagt hat. Stimmt’s, Crombie?«
Crombie krächzte bejahend. »Spielverderber«, brummte Grundy vor sich hin. »Gerade jetzt, wo’s interessant wird.«
»Ich glaube, ich werde dir mal dein großes Maul zu einem niedlichen kleinen Ball quetschen«, sagte Chester und griff nach dem Golem.
»Das kannst du nicht, Muli!« protestierte Grundy. »Ich stehe im Dienst des Zwergen.«
Chester hielt inne, als der Gute Magier sich rührte. »In wessen Dienst?«
»Im Dienst dieses Wichtelmännchens!« sagte Grundy und wies mit einem steifen Finger über seine Schulter auf Humfrey.
Chester blickte Humfrey in gespieltem Erstaunen an. »Mein Herr, wie ist es zu erklären, daß Sie sich solche Beleidigungen von einem Wesen gefallen lassen, das immerhin in Ihrem Dienst steht?«
»Hoppla«, brummte der Golem, als er die Falle bemerkte, in die er gelaufen war. »Ich dachte, er wäre noch am Schlafen.«
»Der Golem besitzt keine persönliche Realität«, sagte Humfrey. »Deshalb sind seine Worte auch nicht persönlich zu verstehen. Genausogut kann man auf einen Lehmklumpen wütend werden.«
»Richtig so, Wichtel!« sagte Grundy. Doch er wirkte etwas eingeschüchtert.
»Machen wir uns endlich an die Arbeit«, sagte Bink, als der Gute Magier wieder die Augen schloß. Er fragte sich, wie ein unwirkliches Konstrukt wie der Golem dem Magier einen Dienst schuldig sein konnte. Grundy mußte ihm eine Frage gestellt und auch eine Antwort erhalten haben – doch was konnte diese magische Wesenheit dazu bewegt haben, eine solche Information zu suchen?
Als sie sich in Richtung Süden auf den Weg machten, hatte Bink plötzlich eine mittelschwere Eingebung. »Crombie, irgend jemand oder irgend etwas hat versucht, mich auszulöschen. Ich glaube, daß der Drache uns deswegen verfolgt hat. Kannst du mir zeigen, wo sich dieser Gegner befindet?«
»Skwak!« willigte Crombie ein. Er wirbelte herum – und zeigte in die gleiche Richtung, in der die Quelle der Magie lag.
»Sieht so aus, als hätte dein Gegner etwas gegen deine Mission«, meinte Chester ernst. »Beeinflußt das deine Einstellung irgendwie?«
»Ja«, erwiderte Bink. »Jetzt bin ich mehr denn je entschlossen, weiterzumachen.« Obwohl er daran denken mußte, daß das Schwert ihn schon angegriffen hatte, bevor er auf seine Mission ausgezogen war. Hatte sein Gegner ihn etwa schon erwartet? Das wäre wirklich eine böse Neuigkeit, die auf etwas Mächtigeres als gewöhnliche Magie hinwies. »Los, gehen wir.«
In der Nähe des Schlosses war die Gegend einigermaßen ruhig, doch als sie tiefer in die Wildnis eindrangen, änderte sich das. Hohes Gestrüpp verdeckte die Sicht, und als sie daran vorbeikamen, sprühte die Statik vom Blattwerk auf sie herab, so daß ihre Haare, Federn, Pelze und Bindfäden auf gespenstische Weise zu Berge standen. Hinter dem Buschwerk ragte eine Antenne empor, die unfehlbar auf sie gerichtet blieb. Bink hatte sich diesen Dingen noch nie so weit nähern können, um herauszufinden, was es damit auf sich hatte, und jetzt wollte er auch nicht gerade damit anfangen. Warum beobachteten diese Antennen alles so genau, ohne jemals einzugreifen?
Da kamen Schweißmücken und machten ihnen das Leben schwer, bis Humfrey aufwachte, ein winziges Fläschchenhervorholte und es öffnete. Aus der Öffnung strömte Dampf, breitete sich aus, umhüllte den Mückenschwarm – und wurde plötzlich wieder in die Flasche eingesogen, wobei er die Mücken mitnahm. »Dunsti mußte sowieso gefüttert werden«, erklärte der Gute Magier und verstaute das Fläschchen wieder.
Mehr sagte er nicht, und keiner fühlte sich bemüßigt, nachzuhaken. Wieder
Weitere Kostenlose Bücher