Zauber-Suche
befestigt, unmittelbar nachdem der Spiegel zerbrochen ist.«
»Das könnte sein. Wir gehen wohl besser kein Risiko ein. Wir brauchen auch bald etwas zu essen. Am besten, wir sehen uns hier mal etwas um. Wir können den Magier schlecht retten, wenn wir uns nicht auch selbst versorgen.«
»Stimmt«, meinte Chester. »Und als erstes müssen wir …«
»… meine Kleider finden.«
Binks Kleidung befand sich etwas weiter entfernt am Ufer, wie das Glück es so wollte, zusammen mit seinem Schwert. Doch wie das Unglück es so wollte, war die Flasche nicht dabei. Chester hatte seine Waffen und sein Seil behalten und war so voll einsatzbereit.
Sie schritten durch die Höhle und ließen den verdächtigen Fluß hinter sich. Als sich ihre Augen an das matte Licht gewöhnt hatten, versuchten sie, ihren Weg zu markieren, indem sie in regelmäßigen Abständen ein X in den Boden kratzten, doch Bink blieb skeptisch, was die Effektivität dieses Vorgehens anging. So verging die Zeit, und der Weg schien kein Ende nehmen zu wollen, zumal sie nicht wußten, wohin er sie führte.
Plötzlich erblickten sie Licht – echtes Licht, nicht nur das Leuchten des Weges. Vorsichtig eilten sie darauf zu und entdeckten eine magische Laterne, die von einem Felsvorsprung herabhing. Es war ein willkommener Anblick, aber ansonsten war nichts zu sehen.
»Menschen – oder Kobolde?« fragte Bink, nervös und hoffnungsvoll.
Chester nahm die Lampe und musterte sie. »Sieht mir eher nach Feen aus«, sagte er. »Kobolde brauchen eigentlich kein Licht, und außerdem ist sie dafür viel zu fein gearbeitet.«
Sie nahmen die Lampe mit und schritten etwas hoffnungsvoller weiter. Doch nichts geschah: Offenbar hatte irgend jemand die Lampe einfach nur angezündet, sie aufgehängt und war verschwunden. Merkwürdig.
Abgekämpft, schmutzig, hungrig und unangenehm durstig, ließen sie sich schließlich auf einem Stein nieder. »Wir müssen unbedingt etwas Nahrung finden oder wenigstens Wasser«, sagte Bink und versuchte, in einem beiläufigen Tonfall zu sprechen. »In diesem Hauptgang ist offenbar nichts zu finden. Aber –« Er brach ab und lauschte. »Ist das vielleicht –«
Chester legte den Kopf schräg. »Ja, ich glaube schon. Tropfendes Wasser. Weißt du, ich wollte gar nicht erst was sagen, aber meine Zunge vertrocknet mir langsam im Mund. Wenn wir –«
»Hinter dieser Wand, glaube ich. Vielleicht können wir ja –«
»Geh beiseite.« Der Zentaur stellte sich so auf, daß seine bessere Hälfte zur Wand zeigte. Dann trat er heftig aus.
Ein Teil der Wand stürzte ein. Jetzt war das Geräusch schon lauter: Wasser, das über Gestein floß. »Ich werde mal hineinklettern«, sagte Bink. »Wenn ich ein Täßchen schöpfen kann –«
»Für alle Fälle«, sagte Chester und schnürte sein Seil um Binks Hüfte. »Man weiß ja nie in diesen dunklen Kammern. Wenn du in ein Loch stürzen solltest, hieve ich dich wieder
heraus.«
»Gut. Dann gib mir die magische Laterne.«
Bink kletterte durch das Loch. Als er das Geröll überwunden hatte, fand er sich in einer größeren, unregelmäßig geformten Höhle wieder, deren Boden leicht abschüssig in die Dunkelheit führte. Aus dieser Dunkelheit kam auch das Geräusch des Wassers.
Er schritt vorsichtig voran. Die Leine schleifte hinter ihm her. Das Geräusch des Wassers wurde verlockend lauter, und schließlich entdeckte Bink eine Spalte im Boden. Er leuchtete sie mit seiner Laterne aus und erblickte ein glitzerndes Bächlein. Er griff hinab und konnte mit den Fingerspitzen das Wasser knapp erreichen.
Wie konnte er etwas davon schöpfen? Nach kurzem Grübeln riß er ein Stück Stoff aus seinem ohnehin schon ziemlich zerfetzten Ärmel und ließ es ins Wasser herabhängen. Als der Stoff sich vollgesogen hatte, zog er ihn wieder herauf.
Da hörte er fernen Gesang. Er erstarrte. Ob sich die Seeungeheuer näherten?
Nein, das war recht unwahrscheinlich. Sie waren Wasserbewohner, keine Höhlenwesen, und der Hausherr hatte selbst zugegeben, daß sie nichts über die unteren Regionen wußten. Es mußte irgendein Höhlenlebewesen sein. Vielleicht der Eigentümer der magischen Laterne?
Als er den Stoffetzen schließlich an den Mund geführt hatte, war der Gesang schon sehr nahe. Ein Duft frischer Blüten umhüllte ihn. Bink hielt sich das Ende des Fetzens über den geöffneten Mund und drückte. Kühles, klares Naß tropfte herab. Es war das beste Wasser, das er je gekostet hatte!
Dann geschah etwas Seltsames. Ein
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