Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)
Dolch und stiftet sie unmissverständlich an, Sarastro zu
töten. Sie sehen also, meine Damen und Herren, unser geschätzter Kommissar Merana
hätte in der Geschichte der Zauberflöte eine ganze Menge zu ermitteln.«
Wie schnell
sich diese scherzhaft gemeinte Bemerkung des Zauberflöten-Experten bald in Wirklichkeit
verwandelte, hätte Merana zu diesem Zeitpunkt nicht erahnen können. Er war nicht
als Kriminalist hier. Er war wie alle anderen gekommen, um sich die vielen interessanten
Details erklären zu lassen, die in der Zauberflöte steckten. Immerhin war diese
Oper das Highlight der diesjährigen Salzburger Festspiele. Die Premiere würde in
drei Tagen über die Bühne gehen.
»Und all
diese unterschiedlichen, manchmal sogar widersprüchlichen Teile werden zusammengehalten
durch ein einziges vielstimmiges Band, durch die unvergleichliche Musik des Genies
Wolfgang Amadeus Mozart. Sie macht aus dem Bühnenspiel das, was wir an dieser Oper
so schätzen: Ein berührendes Kunstwerk.«
Der Professor
drückte auf eine Taste an seinem Laptop. Der Beamer des großen Vortragssaales schickte
ein neues Bild auf die riesige Leinwand. Sterne flammten auf. Eine Aufnahme des
Weltalls war zu sehen. Mitten in der Ansammlung der Sterne erschienen durch Überblendung
die Konturen eines seltsames Metallgebildes, mit großer Antennenschüssel und teleskopartigen
Spinnenbeinen.
»Das, meine
Damen und Herren, ist die Raumsonde Voyager Eins, die zusammen mit Voyager Zwei
im September 1977 von der NASA ins Weltall geschickt wurde.
Mit an Bord
hat jede der Voyager-Sonden eine goldene Schallplatte.«
Das Bild
der Raumsonde verschwand, dafür blendete sich eine golden glänzende Scheibe über
den Sternenhimmel.
»Diese Datenplatte
enthält auch eine interstellare Gebrauchsanweisung, mit deren Hilfe etwaige exterrestrische
Wesen den Inhalt entschlüsseln könnten.«
Eine weitere
Scheibe wurde sichtbar. Auf ihr waren Kreise, Linien, gezackte Wellen und andere
Symbole zu erkennen. Nach ein paar Sekunden erschien wieder das Foto der ersten
goldenen Scheibe.
»Auf der
Platte finden sich nicht nur Bilder vom Leben auf dem Planeten Erde und Grußbotschaften
in 55 Sprachen. Hier sind auch 27 Musikstücke verewigt. Unter diesen Stücken ist
auch die Arie der sternflammenden Königin der Nacht.«
»Eine Arie
der Rache als Botschaft der Erde für das gesamte Weltall?« Die Frage kam von der
Frau mit dem Halstuch. »Da werden sich die Marsmännchen schön bedanken.« Der Vortragende
lachte. »Ja, ich kann Ihre Verwunderung verstehen, gnädige Frau. Der Inhalt der
Arie ist für einen Gruß an interstellare Freunde tatsächlich etwas erklärungsbedürftig.
Aber die Musik gehört zum Wunderbarsten, das wir Menschen dem Kosmos zu bieten haben.«
»Von wem
ist die Aufnahme? Wer singt die Arie?« Es war wieder das schwarzhaarige Mädchen,
das sich meldete.
Der Vortragende
zögerte kurz mit der Antwort. Dann sagte er bedeutungsvoll:
»Sie ist
die vielleicht bedeutendste Königin der Nacht aller Zeiten, zusammen mit Anabella
Todorova, die heuer bei den Salzburger Festspielen in dieser Rolle zu sehen ist.«
Die goldene
Schallplatte verschwand auf der Leinwand. Aus der Tiefe des Weltraumes tauchte ein
Punkt auf, der sich schnell vergrößerte und schließlich zum Leinwand füllenden Gesicht
einer Frau wurde.«Edda Moser«, riefen mehrere Personen gleichzeitig im Saal.
»Sehr richtig.
Und jetzt stellen Sie sich vor, meine Damen und Herren, Sie wären Milliarden Kilometer
von der Erde entfernt, tief im Weltall, und fänden die Voyagersonde. Sie würden
den Abspielcode entschlüsseln und dann diese wunderbare Musik hören.«
Das Licht
ging langsam aus. In die Dunkelheit hinein sang die Königin der Nacht.
Der Hölle
Rache kocht in meinem Herzen,
Tod und
Verzweiflung flammet um mich her!
Fühlt nicht
durch dich Sarastro Todesschmerzen,
So bist
du meine Tochter nimmermehr.
Verstoßen
sei auf ewig,
Verlassen
sei auf ewig,
Zertrümmert
sei’n auf ewig
Alle Bande
der Natur
Wenn nicht
durch dich Sarastro wird erblassen!
Hört, Rachegötter,
hört der Mutter Schwur!
Em Ende der Arie leuchteten nur
mehr die Sterne auf der Leinwand. Applaus setzte ein, die Zuhörer in der großen
Aula klatschten. An diese und viele andere Momente des eben Gehörten würde Martin
Merana in den kommenden Tagen noch oft denken.
Samstag, 25. Juli, 8.40 Uhr
facebook / florababy
08:40
der hölle rache
kocht in meinem herzen …
he, leute, seid
ihr
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