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Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Titel: Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Baumann
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zu verwirren«, entfuhr es dem jungen Beamten. Das löste die Spannung. Einige
lachten. Auch Merana leistete sich ein Schmunzeln. »Wer immer das Auto dort aus
welchem Grund abstellte, dieses Ziel hat er zumindest erreicht. Mehr als 20 Kriminalbeamte
der Salzburger Polizei sind mehr als verwirrt.« Er blickte auf die Uhr. Kurz nach
17 Uhr. Höchste Zeit für ihn, aufzubrechen. Die Großmutter war sicher schon längst
angekommen.

Donnerstag, 30. Juli, 19.00 Uhr
     
    Die Musiker der Wiener Philharmoniker
hatten bereits Platz genommen. Das Licht im Saal war noch an, der große Vorhang
geschlossen. Als die Präsidentin der Salzburger Festspiele, von der Seite kommend,
an der Rampe entlang bis in die Mitte schritt, fiel Merana wieder einmal auf, welch
riesige Ausmaße die Bühne des Großen Festspielhauses aufwies. Mit einer Breite von
100 Metern gehörte diese Spielstätte zu den größten Opernhäusern der Welt. Die Präsidentin
verkündete, dass die Salzburger Festspiele und die Künstler dieser Produktion den
heutigen Abend dem Gedenken an Anabella Todorova widmeten. Sie bedankte sich bei
Milena Kurzmann, dass diese kurzfristig die Rolle der Königin der Nacht übernommen
hatte, und ging wieder nach draußen. Das Saallicht erlosch, der Dirigent betrat
den Orchestergraben. Beim ersten Klang der Ouvertüre hob sich der Vorhang. Die Konturen
der großen Mondsichel wurden sichtbar. Die Großmutter beugte sich nach vorn und
legte die Arme auf die Brüstung der Loge. Sie saß neben Jean Pierre Vital. Merana
hatte hinter dem Intendanten Platz genommen und konnte die Großmutter von der Seite
her beobachten. Ihre Augen glänzten wie die eines Kindes, das sich auf die Märchenstunde
freute. Der Anblick dieser alten Frau, die durch den Zauber der Musik und das Spiel
auf der Bühne mit einem Mal wieder jung wurde, berührte ihn dermaßen, dass sich
seine Augen mit Tränen füllten. Es wurde ihm wieder bewusst, wie sehr er seine Großmutter
liebte. Ein kurzes Lachen plätscherte durch den Zuschauerraum, als der vielbeinige
Drachenwurm erschien. Dieses Mal machte die Schlange ihre Sache besser. Die Bewegungen
waren flüssiger, es gab kein unvorhergesehenes Ausscheren des Hinterteils wie bei
der Premiere. Nicht nur Merana beobachtete die große Mitteltür im Parkett, als die
putzigen Rieseneulen den Vogelfänger Papageno auf dessen Wagen in die Mitte der
Bühne zogen. Doch es blieb alles ruhig. Keine Gimpl-Gundi erschien. Dann bewegte
sich die tote Schlange durch das Zucken eines der Kinder in ihrem Stoffbauch doch
kurzzeitig. Papageno hatte den hingestreckten Riesenwurm inspiziert und kühn behauptet,
er habe das Untier mit eigener Hand getötet. Das Schloss, das ihm eine der drei
Damen vor den Mund hängte, um ihn für seine Lügen zu bestrafen, wäre ihm beinahe
auf den Boden gefallen. Maximilian Glocker musste mit den Zähnen ein zweites Mal
nachfassen, eher er die Requisite festhalten konnte. Sonst passierten keine Pannen.
Die drei Knaben erschienen nicht im Fesselballon, wie beim Spiel der Straßenkünstler
unter den Dombögen. Ein riesiger Adler trug sie über die Bühnenlandschaft. Vielleicht
hatte sich die Regisseurin hier von einer Szene aus der Verfilmung von ›Der Herr
der Ringe‹ inspirieren lassen. Merana erinnerte sich, wie im Film der Zauberer Gandalf
und die geretteten Hobbits von den großen Vögeln erfasst worden waren. Ein Lächeln
ließ die Augen der Großmutter noch heller glänzen, als Tamino auf seiner Flöte die
Tiere des Waldes zum Tanzen brachte. Es war auch vergnüglich anzuschauen, welche
Menagerie dieser Zauberwald aufbot. Löwen tummelten sich neben Hirschen. Zwei Feldhasen
turtelten mit einer Schlange. Ein frecher Dachs drehte sich mit einer Giraffe, die
ihn um ein vielfaches überragte.
     
    Wie stark
ist nicht dein Zauberton,
    weil, holde
Flöte, durch dein Spielen
    selbst wilde
Tiere Freude fühlen.
     
    Die Stimme von Mogens Sigurdson
strahlte heute noch heller als bei der Premiere. Da hatte er doch Anzeichen von
leichter Nervosität gezeigt, wie Merana sich erinnern konnte. Schnelle Füße,
rascher Mut halfen Papageno und Pamina auch dieses Mal nichts. Monostatos rief
die Bediensteten herbei, um die beiden einzufangen, die aus Sarastros Palast zu
fliehen versuchten. Doch als Papageno sein Glockenspiel ertönen ließ, mussten die
Mohrensklaven die Stricke fallen lassen. Sie begannen wie gebannt im Kreis zu trippeln.
     
    Das klinget
so herrlich, das klinget so schön!
    Tralla

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