Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)
lalala
trallalalala!
Schlussendlich half Papageno und
der Prinzessin auch dieses Zauberding nichts. Pauken und Trompeten kündigten
die Ankunft Sarastros an.
Mein Kind,
was werden wir nun sprechen?, rief der aufgeschreckte Papageno
und suchte zitternd nach einem Mausloch.
Die Wahrheit!
Die Wahrheit!, sang Pamina, und Merana spürte einen Stich im Herzen. Das Bild der
toten Emina schob sich in seinem Inneren über die Szene auf der Bühne. Der Dirigent
hatte das Tempo extrem zurückgenommen. So kamen die Worte der mutigen Prinzessin
noch deutlicher zur Wirkung.
Die Wahrheit!
Die Wahrheit! Sei sie auch Verbrechen!
Wieder erschallten die Trompeten,
unterstützt von den Streichern. Sarastro erschien mit großem Gefolge in der Szenerie.
Es lebe
Sarastro! Sarastro soll leben!
Er ist es,
dem wir uns mit Freude ergeben!
Stets mög’
er des Lebens als Weiser sich freun,
er ist unser
Abgott, dem alle sich weihn.
Der weise Herrscher zeigte Einsicht.
Der hinterlistige Monostatos erhielt seine Strafe. Das Gefolge pries erneut die
Tugend und den Gerechtigkeitssinn von Sarastro. Der fallende Vorhang beendete den
ersten Akt.
Der Intendant fragt Meranas Großmutter,
ob er sie und den Kommissar auf ein Glas Sekt einladen dürfe. »Wenn es auch ein
halbes Glas sein kann, dann gerne.«
Eine Mitarbeiterin
brachte das Gewünschte. Jean Pierre Vital stieß mit Merana und der Großmutter an.
Dann unterhielt er sich mit beiden darüber, welche Eindrücke sie bisher gewonnen
hätten. Die Großmutter dachte kurz nach. Dann sah sie mit ernster Miene den Festspielleiter
an.
»Gäbe es
nicht das starke und mutige Herz von Pamina, dann sähe ich ringsum nur Männer, die
unter dem Schirm einer selbst ernannten Tugend ein eher selbstgefälliges Spiel treiben.«
Jean Pierre Vital hatte der alten Frau mit wachsendem Erstaunen zugehört. Jetzt
deutete er eine Verbeugung an. »Vielleicht sollten Sie in den Tempel der Weisheit
einziehen, Frau Merana.« Merana drückte der Großmutter einen Kuss aufs Haar. Der
Intendant entschuldigte sich. Er wolle kurz die Künstler hinter der Bühne aufsuchen.
»Willst
du dir ein wenig die Beine vertreten, Oma?« Die Großmutter hielt das für eine gute
Idee. Er reichte ihr den Arm und begleitete sie nach draußen.
»Martin!
Frau Merana! Das ist ja eine Überraschung!« Am Eingang zur Fördererlounge trafen
sie auf den Polizeipräsidenten in Galauniform. Der Herr Hofrat küsste der Großmutter
die Hand und klopfte dem Kommissar kameradschaftlich auf die Schulter. »Deine intensiven
Kontakte zur Führungsetage der Salzburger Festspiele machen sich offenbar bezahlt.
Wie hat es Ihnen bisher gefallen, Frau Merana?« Die Großmutter beschränkte sich
auf ein »Ganz gut. Die Musik ist wunderbar.« Die betont joviale Art des Polizeichefs
hatte ihr noch nie sonderlich behagt. »Na, vielleicht sehen wir einander dann bei
der Premierenfeier. Du hast ja Ferdinand Hebenbronn inzwischen durch die Ermittlungen
kennen gelernt, Martin. Heute böte sich die Gelegenheit, mit ihm in ungezwungener
Atmosphäre ein Glas Champagner zu trinken. Er ist ein ganz patenter Kerl. Ich habe
ihn gestern bei einem Empfang der Internationalen Stiftung Mozarteum kennen gelernt.«
»Tut mir
leid, Günther. Wir haben schon andere Pläne.«
Die Pausenglocke
mahnte die Besucher, sich wieder auf die Plätze zu begeben.
»Schade.
Na, vielleicht ein anderes Mal.«
Der Intendant kam ganz knapp vor
Heben des Vorhanges zurück in die Loge. Die Schar der Eingeweihten wirkte auf Merana
in ihren Bewegungen nicht mehr ganz so gestelzt wie beim vorigen Mal. Der Dialog
der Priester über das Weib, das sich groß dünkt, machte ihm wieder bewusst,
welch frauenfeindliche Passagen in Emanuel Schikaneders Text aus dem 18. Jahrhundert
steckten. Sprüche wie Bewahret Euch vor Weibertücken oder Ein Weib tut
wenig, plaudert viel würden heute nicht mehr durchgehen. Nach etwa 20 Minuten
war das Bühnengeschehen bei jener Szene angelangt, auf die über 2.000 Besucher mit
Herzklopfen warteten. Die Lichtspiele der Blitze warfen ihren Widerschein auf die
angespannten Gesichter. Die Säule tauchte aus ihrer Versenkung im Bühnenboden auf
und brachte die Königin der Nacht nach oben. Wieder spürte Merana trotz besseren
Wissens, wie er leicht erschrak. Wie schon im ersten Akt hatte er den Eindruck,
als stünde Anabella Todorova leibhaftig vor ihnen. Doch dieses Bild wurde allein
durch dasselbe Sternenkleid und die ähnliche Maske
Weitere Kostenlose Bücher