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Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Titel: Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Baumann
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Mit
einem Schmunzeln verschwand der Wirt wieder in der Küche, um bald darauf mit zwei
Desserttellern zu erscheinen.
    Darauf waren
Topfenknödel mit hausgemachtem Hollerröster. Dieses Schmankerl führt den trefflichen
Namen ›Gebackener Ochsenschaos‹. Die Großmutter ließ keinen Krümel übrig und kratzte
auch noch den letzten Rest des Hollerbreis vom Teller. Nur zu einem abschließenden
Schnapserl war sie nicht mehr zu bewegen. »Den können wir meinetwegen bei dir zuhause
trinken, Martin, bevor ich schlafen gehe. Und dazu mache ich mir noch einen passenden
Tee.« Als sie das Gasthaus verließen, waren sie überrascht von der kalten Brise,
die sie empfing.
    Der angekündigte
Wetterumschwung stand offenbar bevor. Während der Heimfahrt fielen die ersten schweren
Tropfen.
     
    Kristina Merana hatte in ihrem Gepäck
immer eine kleine Tasche mit Kräutern dabei. Daraus würde sie heute eine Mischung
aus Hopfen, Melisse und Johanniskraut wählen, um sich einen Tee für erholsamen Schlaf
zu brauen. »Möchtest du auch eine Tasse mittrinken?«, fragte die Großmutter, als
sie in der Wohnung ankamen und sie in der Küche verschwand, um Wasser aufzustellen.
Kräutertee, um besser einzuschlafen, konnte er jetzt gut gebrauchen. Er stimmte
zu. Nach einer Viertelstunde hatten beide je eine große Tasse vor sich stehen. Ein
Geruch von Wald und Garten machte sich im Zimmer breit. »Ich danke dir vielmals
für diesen wunderschönen Abend, Martin. Ich bin noch ganz befangen von den vielen
unvergesslichen Eindrücken der Oper, die mich tief bewegt haben.«
    Sie griff
nach dem kleinen Schnapsglas und prostete ihm zu. Ihre Wangen waren rosig. Ihr silberhelles
Haar war nach hinten gekämmt und mit zwei breiten Kämmen und etlichen Nadeln festgehalten.
Er erinnerte sich gut, wie er die Großmutter auf der Intensivstation des Krankenhauses
in Zell am See gesehen hatte. Eine Maske mit Sauerstoffschlauch über Mund und Nase.
Die kleine zierliche Frau war in dem riesigen Bett neben den Apparaturen fast verschwunden.
Das Ereignis war erst einige Monate her. Sie hatte einen Herzinfarkt erlitten. Damals
war er von tiefer Angst gepeinigt worden, er könnte sie verlieren. Er hatte sogar
in einer kleinen Kirche eine Kerze angezündet, ganz entgegen seiner sonstigen Art.
Jetzt saß die Großmutter hier im Wohnzimmer und trank mit ihm Birnenschnaps. Es
kam ihm wie ein Wunder vor, obwohl er nicht an Wunder glaubte. Eine Weile sprach
keiner von ihnen ein Wort. Es tat einfach gut, hier miteinander zu sitzen, sich
der Gegenwart des anderen bewusst zu sein, und ab und zu einen Schluck vom Kräutertee
zu nehmen. Meranas Gedanken glitten ab. Die Großmutter beobachtete ihn.
    »Was beschäftigt
dich, Martin? Ist es die junge Frau, die wir heute im Caféhaus kurz vor Beginn der
Oper getroffen haben?«
    Es war Andrea
gewesen. Er hatte mit der Großmutter im kleinen Café gegenüber dem Festspielhaus
ein Mineralwasser getrunken, als Andrea hereinkam. Die Begegnung geschah zufällig.
Er stellte der Großmutter die junge Kollegin vor. Die beiden Frauen hatten sich
daraufhin völlig ungezwungen unterhalten.
    »Wie kommst
du darauf, Oma?«
    Sie schaute
ihn an. »Ich habe euch beiden angesehen, dass ihr viel füreinander empfindet.«
    Wenn er
die alte Frau nicht so gut gekannt hätte, wäre er wohl überrascht gewesen.
    Die Großmutter
hatte ein gutes Gespür für Menschen. Manchmal sah sie auch Dinge, die andere nicht
wahrnahmen. Er erinnerte sich an ihren Gesichtsausdruck, mit dem sie Franziska betrachtet
hatte, noch ehe die Ärzte seine Frau mit der schrecklichen Gewissheit konfrontiert
hatten, Krebs zu haben. Er war bis heute davon überzeugt, dass die Großmutter es
damals schon gefühlt hatte. Doch er hatte nie mit ihr darüber geredet.
    »Andrea
ist sehr jung, Oma. 23 Jahre alt.«
    »Deine Mutter
war auch viel jünger als dein Vater.«
    »Ja, und
es hat auch nicht funktioniert, wie du weißt.« Unwillkürlich war seine Stimme etwas
lauter geworden. Er nahm einen Schluck vom Tee.
    »Sorge ist
kein guter Ratgeber, Martin. Es gibt für Menschen, die einander mögen, viele Wege.«
Sie beugte sich ein wenig vor.
    »Du hast
mir einmal zum Geburtstag ein kleines Buch geschenkt, die Geschichte vom Kleinen
Prinzen. Weißt du noch, was der Fuchs dem kleinen Mann zum Abschied sagt?«
    Merana wusste,
was sie meinte. Er kannte die Stelle. Es ist ganz einfach: man sieht nur
mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
    Er war ein
Ermittler, ein

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