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Zauberhafte Versuchung

Zauberhafte Versuchung

Titel: Zauberhafte Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn DeHart
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bedeuten konnte, dass selbst dieser Mann so etwas wie ein Herz besaß.
    Die Kutsche war noch nicht ganz zum Halten gekommen, als Fielding schon heraussprang und die Eingangsstufen zum Haus hinauflief. Ein kurzes Klopfen an der Tür, und der Butler öffnete und ließ ihn ein. »Wo sind sie?«, fuhr Fielding ihn an.
    »Der Herr ist nicht da«, antwortete der Butler mürrisch.
    Fielding packte den kleinen Mann an seinen Rockaufschlägen und hob ihn daran hoch, wobei er ihn so dicht vor sein Gesicht hielt, dass er den sauren Atem des alten Mannes riechen konnte. »Sag mir, wo sie sind.«
    Das einzige Anzeichen, dass der Butler sich bedroht fühlte, war sein Schlucken, bevor er antwortete. »Ich weiß nicht, wohin er wollte.«
    Mit einem letzten scharfen Blick stieß Fielding den alten Mann von sich und verließ das Haus. Wohin zum Teufel würde der Rabe Esme bringen?
    »Sie haben es hoffentlich bequem?« Der Rabe konnte eigentlich keine Antwort auf seine Frage erwarten, denn er hatte Esme sorgfältig geknebelt, bevor er mit Esme das Haus verlassen hatten. Sie kauerte auf dem schmutzigen Holzboden eines Zimmers, in dem kein wärmendes Feuer brannte und das nur vom schwachen Schein zweier Lampen erhellt wurde. Der Rabe sah Esme jedoch an, als erwartete er von ihr eine Reaktion, und deshalb nickte sie kurz.
    Sie hatte keine Ahnung, wo sie waren. Irgendwann nachdem er befohlen hatte, sie in das Turmzimmer zu bringen, war der alte Butler zurückgekommen, und hatte sie zum Raben gebracht, der sie gefesselt und in eine Kutsche gestoßen hatte. Das Zimmer, in dem sie sich nun befanden, war nicht groß und nur mit dem kleinen Tisch, an dem der Rabe saß, und zwei klapprigen alten Stühlen ausgestattet.
    »Wissen Sie, wo wir hier sind?«, fragte er, während er aufsprang und die Arme ausbreitete, als könnte er damit den ganzen armseligen Raum umfassen. »Diese Hütte hier war einmal mein Zuhause.« Mit einem schwachen Lächeln blickte er auf sie herab. »Ich weiß, dass das schwer vorstellbar ist angesichts der Tatsache, in was für einem Haus ich heute lebe. Aber vor vielen Jahren hatte ich meine gesamte Erbschaft am Spieltisch verloren, und mein Bruder wollte mir keinen Cent mehr geben.« Der Rabe schüttelte den Kopf. »Oh nein, der Gute hatte ja eine Familie, für die er sorgen musste.«
    Esme riskierte einen Blick zur Tür und überlegte, ob sie einen Fluchtversuch wagen sollte, solange der Rabe abgelenkt war, doch da er auch ihre Füße zusammengebunden hatte, bezweifelte sie, dass sie weit kommen würde.
    »Da mein Bruder mir nicht helfen wollte, musste ich hierherziehen und noch einmal ganz von vorn anfangen. Aber ich habe es geschafft«, erklärte er stolz. »Zuerst habe ich eine Antiquität erworben und verkauft und dann die nächste, und was ich damit verdiente, erstaunte sogar mich. In weniger als einem Jahr konnte ich aus dieser Hütte ausziehen. Aber ich habe sie nie verkauft, weil ich sie als Erinnerung daran behalten wollte, woher ich gekommen war.« Er grinste Esme an. »Beeindruckend, nicht wahr?«
    Sie nickte.
    Der Rabe trat vor sie hin und zog sie auf die Füße. »Sie sind sehr höflich, Miss Worthington. Das mag ich bei einer Frau.« Er zog sie in den angrenzenden Raum und stieß sie auf eine verdreckte Matratze auf dem Boden. »Und nun sollten Sie sich ausruhen, denn ich habe später noch einiges mit Ihnen vor.«
    Fielding versuchte vergeblich, keine Panik in sich aufkommen zu lassen. Der Rabe spielte mit ihm und schickte ihn auf eine wilde Jagd, um ihm zu zeigen, wer in diesem Spiel der Überlegene war. Fielding hatte sich den Kopf zerbrochen, wohin der Rabe Esme gebracht haben könnte. Im Moment stand er vor Thatchers Haus, einem zweistöckigen Backsteinhaus in der Nähe des Picadilly Square.
    »Thatcher!«, brüllte er, nachdem er die Tür unverschlossen gefunden hatte und ins Haus gestürmt war. Aber er erhielt keine Antwort. Er nahm sich jedes Zimmer vor, fand aber keine Spur von Esme. Wütend packte Fielding eine Lampe und schleuderte sie an die Wand. Das Glas zersprang, und das Petroleum hinterließ eine große Lache auf dem Boden.
    Fielding fluchte laut und fuhr sich mit den Händen durch das Haar. Denk nach! Wohin könnte der Rabe Esme gebracht haben?
    In Waters Unterkunft nachzusehen war sinnlos, da der Mann sich nie lange an einem Ort aufhielt. Er mietete sich mal hier, mal dort ein und gab sein Geld für Bier und Frauen aus.
    Ein Gedanke durchzuckte Fielding. Ja, das würde zu der Absicht des

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