Zauberhafte Versuchung
Stück Stoff über dem Dreieck zwischen ihren Schenkeln trug. Die Spitzen ihrer Brüste hatten sich aufgerichtet und schimmerten dunkel. Eine ihrer Hände ruhte auf einer Vase, und vier schmale Armreifen schmückten ihr Handgelenk.
»Hier steht ...« Esme räusperte sich, »dass die Götter sie für ihre Schönheit verdammen wollten.«
Sie spürte die Hitze seines Körpers, als Fielding sich erhob und hinter ihren Stuhl stellte. Um besser sehen zu können, beugte er sich vor. Sein Kopf war nur noch einen Atemzug weit von ihr entfernt. Esme hörte auf zu lesen und schluckte.
»Fahren Sie fort.« Seine tiefe Stimme schien die feinen Härchen zu streicheln, die Esmes Gesicht umrahmten.
»Können Sie nicht selbst lesen?«, fragte sie ihn spöttisch.
Sein warmer Atem streifte ihr Ohr. Gegen ihren Willen schaute Esme auf und vergaß fast ihren Namen oder wo sie war. Sie war ihm so nah, dass sie die goldenen Sprenkel in den braunen Tiefen seiner Augen sehen konnte. Ihr Mund fühlte sich plötzlich an wie ausgedörrt. Ein sinnliches Lächeln umspielte seine Lippen, und er sah so aus, als wollte er jeden Augenblick über sie herfallen. Nicht auf die lüsterne Art, sondern auf eine Weise, von der Esme instinktiv wusste, dass sie unglaublich schön sein würde. Nervös strich sie mit den Händen über ihren Rock.
Dann, ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken, beugte sie sich vor und presste ihren Mund auf Fieldings. Zutiefst entsetzt über ihr Benehmen zuckte sie zurück, schnappte nach Luft und beobachtete Fieldings Reaktion. Er sagte nichts, sondern sah sie nur belustigt an. Was mehr als ärgerlich war.
»Miss Worthington, wenn Sie mich schon küssen, müssen Sie das mit mehr Leidenschaft tun. Denn immerhin ist es doch die Wollust, mit der Sie geschlagen sind, oder nicht?«
Esme schaute erst auf den goldenen Armreif, dann wieder auf Fielding.
Er lächelte.
Sie runzelte die Stirn.
Er legte die Hand unter ihr Kinn und zog ihren Kopf zu sich heran. Als er sich über sie beugte, ließ Esme die Augen offen, weil sie nichts von diesem aufregenden Moment verpassen wollte. Doch kaum glitten seine weichen Lippen sacht über die ihren, verlor sie sich in diesem wundervollen Gefühl und schloss die Augen.
In selbstvergessenem Entzücken spürte Esme, wie seine Hand sich um ihren Nacken schloss und sie dort streichelte. Doch dann war es sein Mund, der sie ganz und gar gefangen nahm, als seine Lippen sie sanft und voller Sinnlichkeit berührten.
Das war Küssen.
Es war keine Zeit, darüber nachzudenken, für wie naiv er sie halten musste, nachdem sie ihn auf so unerfahrene Weise geküsst hatte. Es gab nur noch dieses warme Glücksgefühl, das sie durchströmte und jede Faser ihres Körpers ergriff.
Fieldings Zunge streichelte ihre Unterlippe, und Esme musste sich an den Armlehnen des Sessels festhalten, um nicht zu Boden zu sinken. Unendlich viel zärtlicher als in ihren schönsten Fantasien streichelten und neckten seine Lippen sie. Bei Gott, dieser Mann verstand zu küssen! Doch dann, so unvermittelt wie der Kuss begonnen hatte, endete er auch.
Esme öffnete die Augen und schenkte Fielding ein wehmütiges Lächeln. »Nun, darin sind Sie auf jeden Fall sehr viel besser als ich.«
Er räusperte sich. »Aber ich habe den Eindruck, dass Sie schnell aufholen könnten«, erwiderte er mit angespannter Stimme.
Sie schwiegen eine Weile, bis Fielding sich in seinem Stuhl zurücklehnte und auf das Buch zeigte, das Esme durchgesehen hatte. »Steht darin irgendetwas über die Armreifen oder einen Fluch?«
Esme wandte sich wieder dem Buch zu, überflog noch einmal die Seiten und schüttelte dann den Kopf. »Über die Armreifen steht hier nur, dass sie Teil einer weiteren Theorie zu der Büchse der Pandora sind.« Sie legte das Buch aus der Hand und stand auf. »Ich werde nachsehen, wie weit meine Tante mit dem Packen ist.«
Die Wahrheit jedoch war, dass Esme eine Atempause brauchte, ein wenig Abstand von Fielding Grey, der sie immer stärker faszinierte. Schon bevor sie erfahren hatte, wie wundervoll er küsste, war es schwer genug gewesen, ihm zu widerstehen.
Im Haus war alles still, als Esme die Treppe hinaufstieg. Warum hatte er sie geküsst? Aber warum eigentlich auch nicht, wenn sie sich ihm doch buchstäblich an den Hals geworfen hatte? Vielleicht waren willige Frauen doch schwerer zu finden, als man glaubte.
Und dann dieser Kuss! Bei der Erinnerung daran, begann Esmes Haut zu prickeln. Fielding Grey war ein Mann von Welt.
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