Zauberhafte Versuchung
ergab, ihren Lebensstandard zu verbessern, Esme ohne Zögern benutzen würden, um das zu erreichen. Nur dass er diese Gelegenheit bestimmt nicht sein würde.
»Eldon«, wandte Raymond lachend ein, »wir kämen nie auf die Idee, jemandem Ihres Standes oder Ihrer Mittel ein so schwieriges Mädchen wie Esme aufzubürden.«
»Nein, natürlich nicht«, pflichtete Elena ihm bei.
Fielding warf noch einen Blick auf Esmes Schwester. Es war kaum zu glauben, dass die leidenschaftliche und temperamentvolle Esme mit dieser affektierten Spießerin verwandt war.
»Ich denke, ich habe genug gesagt«, beschied er die Weatherbys. »Und ich glaube, ich habe auch genug von Ihrer Zeit beansprucht. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag.« Ohne ihnen Gelegenheit zu einer Erwiderung zu geben, wandte Fielding sich ab und ging hinaus.
Er hatte nur an sich gedacht, als er heute Morgen hierhergefahren war, und selbst jetzt noch versuchte er, sich zu sagen, dass er das Richtige getan hatte. In seinem Leben war kein Platz für eine Ehefrau.
Welche Frau würde auch mehrere Monate im Jahr allein gelassen werden wollen? Oder schlimmer noch - mit ihm zu fernen, heißen Orten reisen wollen, an dem es fremdartige Insekten und noch fremdartigere Speisen gab?
Unvermittelt tauchte ein Bild vor ihm auf: Esme in einer Ausgrabungsstätte. Sie trug einen albernen Hut und war von Kopf bis Fuß mit Sand bedeckt. Und sie
lächelte ihn an. Es war ein Bild, das Fielding mehr als beunruhigte.
* * *
Nachdem er den ganzen Tag unterwegs gewesen war, kehrte Fielding am Abend in Max Lindbergs Haus zurück. Nach wie vor war unklar, ob sein Besuch bei den Weatherbys etwas bewirkt hatte, und er begriff noch immer nicht, dass sie Esme so gnadenlos im Stich gelassen hatten. Auch wenn er vielleicht nichts erreicht hatte, immerhin konnte er Esmes Haltung jetzt besser verstehen.
Er wusste nun, dass sie eine Kämpferin war, mochte sie auch mehr Zeit mit ihren Büchern zubringen als mit der wirklichen Welt um sie herum. Das Leben hatte es nicht immer gut mit ihr gemeint, vermutlich sogar nur sehr selten, aber sie hatte bewiesen, dass sie sich nicht unterkriegen ließ.
In der Eingangshalle schlug eine Uhr die Stunde und erinnerte Fielding daran, dass die Dinnerzeit schon längst vorbei war. Er überlegte, ob er sich sofort schlafen legen wollte, beschloss dann aber, noch einmal in das für sie hergerichtete Arbeitszimmer zu gehen. Wenn Esme noch wach war, wollte er ... Er wusste selbst nicht, was er wollte.
Fielding hatte das Gefühl, sich bei ihr entschuldigen zu müssen, aber wofür eigentlich? Dass er ein solcher Dummkopf war? Dass es in seiner Vergangenheit mehr als nur eine Sünde gab? Fielding rieb sich den Nacken. Er musste Esme sehen.
Er klopfte an die Tür, aber niemand antwortete. Als er sich zum Gehen wandte, bemerkte er schwachen Lichtschein unter der Tür. Fielding öffnete sie und trat ein. Im Zimmer war es bis auf das zur Glut heruntergebrannte Kaminfeuer und das flackernde Licht einer Kerze dunkel.
Fielding sah Esme vornübergebeugt am Tisch sitzen. Ihr Kopf ruhte auf der Tischplatte, und sie schlief tief und fest.
Um sie herum lagen Bücher verstreut, eines davon diente ihr als Kopfkissen. Sie erwachte nicht, als er zu ihr ging und einen Moment lang vor ihr stehen blieb, um sie zu betrachten. Ihre Haut schimmerte hell und makellos wie feines Porzellan, und ihre vollen, weichen Lippen hatten sich im Schlaf leicht geöffnet.
Esme war nicht nur eine schöne, sie war auch eine intelligente Frau. Eine Frau, die es verdiente, bewundert zu werden, aber nicht verachtet, wie ihre Schwester es so unverhohlen tat. Fielding beugte sich über Esme, hob sie behutsam auf seine Arme und drückte sie an seine Brust.
»Wirst du mich verführen?«, murmelte sie verschlafen.
Ihr warmer Atem berührte seinen Nacken wie ein Streicheln. Fielding merkte, wie sein Körper augenblicklich auf sie reagierte, und stöhnte innerlich. Warum nur hatte er sich jetzt dazu entschlossen, ein Gentleman zu sein, nachdem er viele Jahre auf nichts und niemanden Rücksicht genommen hatte? Weil er spürte, dass Esme, die ihm so absolut vertraute, etwas Besseres verdiente als einen schnellen Beischlaf auf dem Fußboden.
»Nein, ich glaube nicht, dass ich dich verführen werde«, sagte er. »Jedenfalls nicht heute Abend.«.
Sie schmiegte sich an ihn, ihre festen Brüste mit den harten Spitzen pressten sich an ihn. Verdammt, aber sie würde ihn noch um den Verstand bringen! »Weißt du das
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