Zauberhafte Versuchung
dieses Tagebuch suchen sollte.
Sie konnte nur hoffen, dass diese Information genügen würde, um Fielding zu imponieren und ihm zu beweisen, wie nützlich sie für ihn war.
»Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«, fragte Annette.
»Nein, das wäre alles. Danke.«
Esme kniff sich in die Wangen, um ein bisschen Farbe zu bekommen, und machte sich auf die Suche nach ihrer Tante. Sehr zu ihrer Überraschung war Thea schon zum Frühstück hinuntergegangen, was sie bei sich zu Hause so gut wie nie getan hatte.
Als Esme das Speisezimmer betrat, hörte sie ihren Gastgeber und ihre Tante miteinander lachen. Fielding war nicht anwesend, was Esme veranlasste, sich besorgt zu fragen, ob tatsächlich er es gewesen war, der sie gestern Nacht zu Bett gebracht hatte. Wie peinlich, wenn es der Marquis gewesen wäre, der sich ihrer angenommen hatte! Doch natürlich war es undenkbar, den Mann danach zu fragen.
Also machte sie sich einen Teller zurecht, nahm am Tisch Platz und wartete ab, ob der Marquis sie auf eine Art anlächeln würde, die auf ein gemeinsames Geheimnis schließen ließ.
»Ich nehme an, Sie haben gut geschlafen, Miss Worthington«, wandte er sich an Esme, und ein breites Lächeln lag auf seinem Gesicht.
Esme errötete bis unter die Haarwurzeln. Warum konnte sie sich nicht erinnern, was gestern Nacht geschehen war? »Das habe ich, danke sehr«, erwiderte sie höflich, doch ohne ihn anzusehen.
»Oh bitte, Mylord, erzählen Sie doch weiter,«. forderte Thea ihn fröhlich auf und wandte sich an Esme. »Der Marquis berichtet mir gerade von der Zeit, als er in Dover war, um in den dortigen Höhlen nach einer Landkarte zu suchen.«
Esme war froh, dass Theas gute Laune zurückgekehrt zu sein schien. Es war nie ihre Absicht gewesen, die ältere Dame zu beunruhigen.
»Nun«, sagte Max, »ich stand also am Eingang dieser Höhle, die Verräter gar nicht mehr weit hinter mir, und plötzlich ging meine Laterne aus.«
»Wirklich?«, fragte Thea mit großen Augen.
»Wirklich«, bestätigte der Marquis mit bitterernster Miene. Er war offenbar ein guter Geschichtenerzähler, auch wenn Esme den Verdacht hegte, dass das nur eine seiner Methoden war, die Damenwelt zu betören. »Mir blieb keine Zeit, sie wieder anzuzünden, und in der Höhle war es zu dunkel, um ohne Licht hineinzugehen.«
»Und was haben Sie getan?«, fragte Esme, die nun auch neugierig geworden war.
Max zuckte gleichmütig die Schultern. »Abgewartet. Ich verbarg mich so gut es ging hinter einem großen Felsen und wartete. Es dauerte auch gar nicht lange, bis die Männer kamen.«
»Oh, diese bösen Männer!« Thea klatschte in kindlicher Aufregung in die Hände.
»Sie gingen direkt an mir vorbei und in die dunkle Höhle hinein«, setzte der Marquis seine Erzählung fort.
Als Esme auf ihren Teller schaute, sah sie, dass sie ihn über der spannenden Geschichte schon geleert hatte, ohne es zu merken.
»Und die Männer haben Sie nicht gesehen? Was haben Sie danach getan?«, fragte Thea ungeduldig.
»Nun, ich bin ihnen gefolgt. Ihre drei Laternen spendeten ausreichend Licht, und solange ich einen gewissen Abstand zu ihnen wahrte, schienen sie auch nichts zu merken.«
»Sie scheinen die Gefahr zu lieben, Mylord, so viel kann ich schon von Ihnen sagen«, erklärte Thea augenzwinkernd. »Ist es diesen Männern denn überhaupt nicht aufgefallen, dass sie von Ihnen verfolgt wurden?«
Max trank einen Schluck von seinem Tee. »Nein, sie haben es nicht bemerkt.«
Als der Marquis sich lächelnd auf seinem Stuhl zurücklehnte, begann Esme zu verstehen, warum die Frauen ihn so reizvoll fanden. Seine Ungezwungenheit wirkte sehr angenehm und sympathisch. Allerdings war ihr auch aufgefallen, dass sich seine Miene von Zeit zu Zeit verdüsterte, und sie fragte sich, was sich wohl hinter seinem Charme verbergen mochte.
»Wie sich letztlich jedoch herausstellte«, fuhr er fort, »war diese Suche völlig nutzlos, wenn auch nicht ganz ohne Abenteuer.«
»Ach Gottchen«, sagte Thea. »Nicht ganz ohne Abenteuer nennen Sie das? Ich glaube, nach all der Aufregung werde ich mich für eine Weile in mein Zimmer zurückziehen. Ich lese gerade ein wunderbares Buch.«
»Dann wünsche ich dir viel Spaß.« Esme sah ihrer Tante nach, bis sie das Speisezimmer verlassen hatte, und wandte sich dann Max zu. »Und was war mit der Karte, Mylord? Haben Sie sie je gefunden?«, fragte Esme.
»Oh ja. Möchten Sie sie sehen?«
»Mit dem größten Vergnügen«, sagte Esme. Vielleicht
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