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Zauberhafte Versuchung

Zauberhafte Versuchung

Titel: Zauberhafte Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn DeHart
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konnte, und sie brauchte den tröstenden Anblick eines freundlichen Gesichts. Bevor sie ihr Schlafzimmer verließ, sorgte sie dafür, dass ihr Morgenrock die Schriftzüge auf ihrem Körper völlig verbarg. Ohne anzuklopfen, betrat sie Theas Zimmer, in dem sie auch ihren Kater antraf, der es sich neben ihrer Tante auf dem Bett bequem gemacht hatte.
    »Du Verräter«, sagte Esme zu ihm. »Ich bin doch gleich im Nebenzimmer.«
    Horace beäugte sie verschlafen und legte den Kopf dann wieder auf die braune Samtdecke.
    »Esme?«, fragte Thea schläfrig.
    »Entschuldige, dass ich dich wecke.«
    »Ach, rede keinen Unsinn. Komm und setz dich zu mir.« Thea rutschte ein bisschen höher und lehnte sich mit dem Rücken an das prachtvolle hölzerne Kopfteil ihres Betts.
    Esme legte sich zu Thea und fühlte sich mit einem Mal wieder als Kind, so wie früher, wenn sie zu ihrem Vater ins Bett gekrochen war und er ihr von alten Mythen und Legenden erzählt hatte. Sie spürte, dass sie den Tränen nahe war, und schluckte mehrmals, um sie zurückzudrängen. Ihre Kehle fühlte sich wund und wie mit Glassplittern gefüllt an.
    »Was hast du denn, mein Kind?«, fragte Thea liebevoll.
    »Nichts«, log Esme und versuchte, ihre Stimme unbeschwert klingen zu lassen. Sie lächelte, um sich ihre Traurigkeit nicht anmerken zu lassen, und legte den Kopf ein wenig schräg. »Wahrscheinlich habe ich nur Heimweh. Es fühlt sich komisch an, in einem fremden Haus zu sein.«
    Thea runzelte die Stirn. »Ist das alles?«
    Esme schwieg einen Moment. Sie trug einen harten Kampf mit sich aus, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Thea alles zu erzählen, und ihrer Entschlossenheit, sie nicht mit dem Gerede über uralte Flüche und verbotene Liebschaften zu beunruhigen.
    »Esme, du weißt, dass du mir alles sagen kannst«, ermunterte Thea sie in liebevollem Ton.
    Esme beschloss, sich auf eine einzige Frage zu beschränken. »Hast du dir je einen Liebhaber genommen?«, fragte sie leise und konzentrierte sich darauf, Horace hinter den Ohren zu kraulen, um sich ihre Verlegenheit über diese unpassende Frage nicht anmerken zu lassen.
    »Nein«, erwiderte Thea und lachte leise.
    »Das hatte ich auch nicht angenommen.«
    »Na ja ... einmal hätte ich es fast getan. Ein einziges Mal nur.«
    Ihre freimütige Antwort überraschte Esme. Mit der Zeit war Thea ihr mehr ans Herz gewachsen, als Esme je erwartet hätte. Trotz allem gab es jedoch vieles, was sie über ihre ältere Freundin noch nicht wusste. Thea hatte eine Familie, zu der der Kontakt abgebrochen war, aber Esme hatte nie den Grund dafür erfahren. In ihren romantischeren Momenten stellte sie sich Thea als Heldin einer tragischen Liebesgeschichte vor, doch sie hatte nie gewagt, sie danach zu fragen. Heute Abend aber musste sie es wissen.
    »Erzähl mir von ihm«, bat sie.
    »Oh, das ist lange her, auch wenn ich alles noch so gut in Erinnerung habe, als wäre es gestern gewesen. Ich war zweiundzwanzig, und er war unglaublich attraktiv, und so stark.« Theas Gesicht nahm einen verträumten, vielleicht sogar wehmütigen Ausdruck an. »Sein Name war Albert Moore.«
    »Hast du ihn geliebt?«, fragte Esme und wünschte sogleich, sie hätte es nicht getan. Ein Teil von ihr wollte die Antwort auf die Frage gar nicht hören. Sei nicht albern, wies sie sich zurecht. Sie war nicht in Fielding verliebt, sondern litt nur unter den Auswirkungen eines Fluchs.
    »Ich glaube schon, obwohl es mir damals nicht bewusst war.« Thea runzelte die Stirn. »Nein, das stimmt nicht ganz. Ich wusste schon, dass es Liebe war; mir war nur nicht klar, wie selten eine solche Liebe ist. Ich war jung und naiv und glaubte, die Liebe ließe sich an jeder Ecke finden.« Sie lachte traurig. »Ich hätte nie gedacht, wie sehr ich mich da irren könnte.«
    »Dann hast du also nie geheiratet?«, fragte Esme.
    »Nein, aber nicht, weil er das nicht gewollt hätte.« Thea streichelte geistesabwesend Horace' weiches Fell.
    Esme tat das Herz für Thea weh. »Dann wolltest du es also nicht?«
    »Oh, ich wollte schon. Aber meine Mutter war der Meinung, er sei nicht gut genug für mich. Sie hielt ihn nicht für standesgemäß, weil er nicht vermögend war.« Thea beugte sich vor und kraulte dem Kater das Kinn. »Sie redete mir ein, ich würde schon noch einen anderen Verehrer finden, den ich sogar noch mehr lieben würde, und bedauerlicherweise glaubte ich ihr das. Ich brauchte jedoch nicht lange, um zu erkennen, dass ich um ihn hätte kämpfen

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