Zauberin von Darshiva
ins Zelt. »Seine Kaiserliche Majestät möchte, daß ihr euch bereit macht. Ihr werdet innerhalb der nächsten Stunde nach Mal Zeth aufbrechen.«
Garion schritt sofort ein. »Richtet Seiner Kaiserlichen Majestät aus, daß wir nirgendwohin reisen werden, ehe wir nicht unser gestriges Gespräch beendet haben!«
Atesca wirkte flüchtig bestürzt, dann faßte er sich. »Seine Majestät der Kaiser ist es nicht gewöhnt, daß man so zu ihm spricht, Eure Majestät.«
»Dann wird er es vielleicht erfrischend finden.«
Atesca richtete sich hoch auf. »Der Kaiser ist im Augenblick anderweitig beschäftigt.«
Garion lehnte sich in seinem Klappsessel zurück und verschränkte die Beine. »Wir werden warten«, sagte er ausdruckslos. »Das ist alles, General.«
Atescas Gesicht wurde starr, dann verneigte er sich steif, drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort.
»Garion!« keuchte Ce’Nedra. »Wir sind Zakath auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, und du warst mit voller Absicht rüde!«
»Er war auch nicht sehr höflich zu mir.« Garion zuckte die Schultern.
»Ich sagte ihm, daß wir nicht nach Mal Zeth zurückkehren würden, und er achtete nicht darauf. Offenbar bedarf es eines härteren Tones, ihn auf-horchen zu lassen!«
Polgara blickte Garion mit zusammengekniffenen Augen an. Dann drehte sie sich zu Belgarath um. »Was führt ihr zwei im Schild, Vater?« fragte sie.
Er zwinkerte ihr zu, schwieg jedoch.
Bereits zwei Minuten später stürmte Kal Zakath ins Zelt. Sein Gesicht war knallrot, und seine Augen blitzten. »Was denkt Ihr Euch?« brüllte er Garion an.
»Was denkt Ihr, was ich denke?«
»Ich erteilte Euch einen kaiserlichen Befehl!«
»Na und? Ich bin nicht Euer Untertan.«
»Das kann ich mir nicht gefallen lassen!«
»Ihr werdet Euch daran gewöhnen. Inzwischen dürftet Ihr eigentlich wissen, daß ich mich von nichts und niemandem abhalten lasse, zu tun, was ich mir vorgenommen habe. Ich sagte Euch, daß wir uns nach Ashaba begeben würden, und das haben wir auch getan.«
Mühsam beherrschte sich der Kaiser. »Ich habe versucht, dich und deine Freunde zu beschützen, du Idiot!« knirschte er durch die Zähne, aber wie von selbst war das vertraute Du zurückgekehrt. »Ihr seid Mengha direkt in den Weg geritten!«
»Wir hatten keine Schwierigkeiten mit ihm.«
»Atesca hat mir berichtet, daß du ihn getötet hast.«
Zakath hatte offenbar ein wenig seiner Fassung wiedergewonnen.
»Nicht ich, sondern Markgräfin Liselle.«
Zakath blickte mit einer hochgezogenen Braue Liselle an.
»Seine Majestät ist sehr großmütig«, murmelte sie und machte einen raschen Knicks. »Ich hatte Hilfe.«
»Hilfe? Wessen?«
»Ziths. Mengha war sehr überrascht.«
»Würde mir jetzt bitte jemand sagen, was vorgefallen ist? Ohne dieses Antwortspiel!«
»Es war wirklich sehr einfach, Eure Majestät«, sagte Silk glatt. »Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung mit den Chandim und einigen anderen in Toraks altem Thronsaal in Ashaba. Mengha brüllte seinen Leuten Befehle zu, da zog Liselle Zith aus ihrem Mieder und warf ihm das niedliche grüne Tierchen geradewegs ins Gesicht. Zith knabberte ein bißchen an ihm, ehe er steif wie ein Brett wurde. Er war bereits tot, als er auf dem Boden aufschlug.«
»Ihr tragt doch diese Schlange nicht wirklich in Eurem Mieder?« fragte Zakath ungläubig. »Das könnt Ihr doch nicht!«
»Reine Gewöhnung«, antwortete sie bescheiden und legte eine Hand auf den Busen.
»Es hat sich doch nicht tatsächlich so zugetragen, oder?«
»Fürst Kheldars Beschreibung des Vorfalls war ziemlich genau, Eure Kaiserliche Majestät«, versicherte ihm Sadi. »Zith war sehr verärgert. Ich glaube, sie schlief, als die Markgräfin sie auf Mengha warf, und sie mag es gar nicht, wenn man sie aus dem Schlaf reißt.«
»Wie sich erwies«, fuhr nun Belgarath fort, »war Mengha ein Chandim und Urvons oberster Knecht gewesen.«
»Ja. Auch das hat mir Atesca erzählt. Dann steckte also Urvon hinter den Unruhen in Karanda, nicht wahr?«
»Nur indirekt«, erklärte Belgarath, »Urvon ist geistig zu keinen klaren Entscheidungen mehr fähig. Er wird völlig von einem Dämonenherrscher namens Nahaz gelenkt – sich mit Dämonen einzulassen, führt gewöhnlich zum Wahnsinn. Urvon ist jetzt völlig überzeugt, daß er ein Gott ist.«
»Wenn er so irrsinnig ist, wer leitet dann den Feldzug hier? Atesca sagte, daß die Umgehung der darshivischen Armee und ihrer Elefantenreiterei ein genialer taktischer Zug
Weitere Kostenlose Bücher