Zauberin von Darshiva
Und dann warfen die vie-hischen Karandeser riesige Haufen brennendes Gestrüpp auf die hilflosen Tiere, und aus der Schlucht stiegen Rauch und Flammen auf.
»Ich glaube, ich habe genug gesehen«, würgte Sadi. Er stand auf und kehrte ebenfalls auf dem Gratpfad zurück.
Die überlebenden Elefanten, die aus dieser Entfernung kaum größer als Ameisen aussahen, drehten um und flohen panikerfüllt die Schlucht zu-rück. Ihre Schmerzensschreie wurden bald von den noch schrilleren Rufen der darshivischen Soldaten begleitet, als die schweren Tiere durch ihre Reihen trampelten.
Beldin kam zurückgesegelt und ließ sich auf dem Felsblock nieder, von dem er gestartet war.
»Was ist denn das?« rief Silk plötzlich. »Dort, am Eingang zur Schlucht!«
Die trübe Luft am Rand der Ebene wirkte aufgewühlt, es kam zu einem regenbogenfarbigen Schimmern, das wie von Wetterleuchten durchzogen wurde, und plötzlich verdichtete es sich zu einer Alptraumgestalt.
»Belar!« fluchte Silk. »Es ist so groß wie ein Scheunentor!«
Die Kreatur war abscheulich. Sie hatte mindestens ein Dutzend schlangengleiche Arme, die sich wanden und um sich peitschten, drei glühende Augen und eine riesige Schnauze mit gräßlichen Fängen. Sie ragte hoch über die Elefanten hinweg, die sie verächtlich mit den gewaltigen, mit Krallen bewehrten Füßen zur Seite stieß. Und dann begann sie mit don-nernden Schritten die Schlucht entlangzustapfen, gleichmütig mitten durch die Flammen und ohne auf die schweren Felsbrocken zu achten, die von ihren Schultern abprallten.
»Was ist das?« fragte Zakath mit fast zitternder Stimme.
»Das ist Mordja«, antwortete Belgarath. »Ich habe ihn schon einmal gesehen – in Morindland – , und sein Gesicht ist wahrhaftig nicht eines, das man so schnell vergißt.«
Der Dämon in der Schlucht streckte jetzt seine vielen Arme aus, packte mit seinen Klauenhänden ganze Trupps Karandeser und schmetterte sie mit zermalmender Wucht gegen die Felswände.
»Sieht ganz so aus, als hätte sich das Blatt soeben gewendet«, meinte Silk. »Was haltet ihr davon, wenn wir jetzt schleunigst aufbrechen?«
Der Dämonenherrscher Mordja brüllte etwas in einer Sprache, die zu gräßlich für Menschenohren war.
»Bleib!« befahl Belgarath und faßte Silk am Arm. »Es ist noch nicht entschieden. Das war eine Herausforderung, die Nahaz nicht ignorieren kann.«
Wieder erfolgte eine heftige Erschütterung, und die Luft schimmerte von Blitzen durchzuckt, doch diesmal am anderen Ende der Schlucht.
Auch aus dieser Turbulenz erschien eine ungeheuerliche Gestalt. Garion konnte ihr Gesicht nicht sehen, worüber er sehr froh war, wohl aber die unzähligen schlangengleichen Arme, die aus ihren Schultern wuchsen.
»Du wagst es, dich mir zu entgegenzustellen, Mordja?« brüllte sie mit einer Stimme, die die Berge ringsum erschütterte.
»Ich fürchte dich nicht, Nahaz«, brüllte Mordja zurück.
»Unsere Feindschaft dauert bereits tausend Jahrtausende, möge sie nun hier enden. Ich werde dem König der Hölle deinen Tod melden und ihm als Beweis deinen Schädel bringen.«
»Mein Kopf gehört dir, wenn du ihn dir nehmen kannst«, antwortete Nahaz mit eisigem Lachen. »Versuch doch, ihn dir zu holen.«
»Und du möchtest den Stein der Macht diesem wahnsinnigen Jünger Toraks geben?« höhnte Mordja.
»Dein Aufenthalt im Land der Morindim hat dir den Verstand geraubt, Mordja. Der Stein der Macht wird mein sein, und ich werde über diese Ameisen herrschen, die über das Angesicht dieser Welt krabbeln. Ich werde sie wie Rinder züchten und mich von ihnen ernähren!«
»Wie willst du das machen, Nahaz – ohne deinen Kopf? Ich werde hier herrschen und mich an ihnen gütlich tun, denn der Stein der Macht wird mir in die Hand fallen!«
»Das wird sich ja bald herausstellen, Mordja. Kämpfen wir um einen Kopf und den Stein, den wir beide begehren.« Plötzlich wirbelte Nahaz herum, und seine glühenden Augen suchten den Grat ab, an dessen Rand sich Garion und seine Freunde versteckt hatten. Ein vulkanisches Zischen quoll über die verzerrten Lippen des Dämons. »Das Kind des Lichtes!«
brüllte er. »Gelobt sei der Name des Königs der Hölle, der ihn in meine Reichweite gebracht hat. Jetzt werde ich dieses Lichtkind zerreißen und mir seinen Stein nehmen! Du bist bereits verloren, Mordja. Der Stein in meiner Hand wird dein Ende sein!« Mit unvorstellbarer Schnelligkeit stieg der Dämonenherrscher Nahaz über die Felsbrocken am Fuß der
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