Zauberin von Darshiva
und kauerten sich hinter die Felsblöcke am Rand des Abgrunds. Die graue Wolkendecke, die ständig über Darshiva hing, verlieh der toten Ebene unten ein stumpfes Zwielicht.
Noch weit entfernt auf ihr konnte Garion winzig aussehende Figuren erkennen, die sich scheinbar im Schneckentempo bewegten.
»Ich fürchte, da ist ein Fehler im ansonsten ausgezeichneten Plan«, sagte Zakath bedauernd. »Sie sind viel zu weit entfernt, als daß man irgendwelche Einzelheiten erkennen könnte.«
»Darum kann ich mich kümmern«, brummte Beldin. »Falkenaugen sind zehnmal so scharf wie Menschenaugen. Wenn ich ein paar hundert Fuß über ihnen kreise, entgeht mir keine Einzelheit.«
»Bist du denn sicher, daß dein Gefieder trocken ist?« fragte ihn Belgarath.
»Warum, glaubst du, habe ich vergangene Nacht neben dem Feuer geschlafen?«
»Na gut. Halt mich auf dem laufenden!«
»Nichts anderes hatte ich im in Sinn!« Der Bucklige duckte sich, und seine Umrisse verschwammen. Behende hüpfte der Falke auf einen Felsblock und spähte über die Ebene. Dann breitete er die Flügel aus und tauchte kopfüber in die Tiefe.
»Ihr nehmt das alle so gleichmütig hin!« sagte Zakath.
»Das ist nicht das richtige Wort«, widersprach Sadi und strich über seinen kahlen Kopf. »Wir sind nur abgestumpft. Als ich ihn das zum erstenmal tun sah, stellten sich mir die Haare auf, und dazu gehört bei mir schon was!«
»Urvons Armee verbirgt sich in niedrigen Gräben entlang der Kämme an beiden Seiten der langen Schlucht«, wiederholte Belgarath die Gedan-kenbotschaft des Falken, der tief unter ihnen durch die trübe Luft segelte.
»Und die Elefanten bewegen sich geradewegs auf diese Schlucht zu.«
Zakath beugte sich über den Rand, um hinunterzuschauen.
»Vorsicht!« mahnte Garion und griff nach einem Arm des Malloreaners.
»Ja, es geht wirklich sehr tief hinunter«, murmelte Zakath. »Aber jetzt verstehe ich, weshalb die Darshiver ausgerechnet durch diese Schlucht wollen. Sie gabelt sich am Fuß dieses Felsens, und ein Arm führt nordwärts, wahrscheinlich direkt auf die Karawanenroute zu.« Er dachte dar-
über nach. »Es ist eigentlich eine recht gute Strategie. Wenn Nahaz seine Truppen nicht so angetrieben hätte, wären die Darshiver als erste dort angekommen und hätten einen eigenen Hinterhalt legen können.« Er zog sich vom Rand zurück. »Das ist einer der Gründe, weshalb ich ungern in unübersichtlichem Gelände vorgehe. Ich habe da in Cthol Murgos mehrere sehr unliebsame Überraschungen erlebt.«
»Die Elefanten reihen sich jetzt hintereinander auf«, berichtete Belgarath, »und die übrigen Darshiver formieren sich hinter ihnen.«
»Schicken sie Spähtrupps aus?« erkundigte sich Zakath.
»Ja, aber sie kundschaften nur auf der Schluchtsohle. Die Hunde haben die paar ausgelöscht, die zum Kamm hochgeklettert sind.«
Sie warteten, während Beldin über den beiden Armeen kreiste.
»Jetzt ist es nicht mehr aufzuhalten«, sagte Belgarath bedrückt. »Die Elefanten ziehen bereits in die Schlucht.«
»Mir tun die Tiere leid«, sagte Durnik. »Sie machen das ja nicht aus ei-genem Antrieb. Ich wollte, sie würden nicht Feuer auf sie werfen!«
»Das ist üblich in einem Feldzug gegen Elefanten«, sagte Zakath leise.
»Feuer ist so ziemlich das einzige, wovor sich Elefanten fürchten. Sie werden in ihrer Panik wenden und durch die Schlucht zurücktrampeln.«
»Mitten durch die Darshiver«, fügte Silk bestürzt hinzu. »Nahaz dürfte heute mehr als genug Blut bekommen!«
»Müssen wir wirklich zusehen?« fragte Durnik.
»Zumindest müssen wir warten, bis es beginnt«, antwortete Belgarath.
»Ich glaube, ich warte bei Pol.« Der Schmied wich vom Felsrand zurück.
Gemeinsam mit Toth ging er gratab.
»Er ist ein sehr sanfter Mann, nicht wahr?« fragte Zakath.
»Üblicherweise ja«, antwortete Garion. »Aber wenn es nötig ist, kann er auch anders sein und tun, was sein muß.«
»Erinnerst du dich, als er diesen Murgo ins Moor jagte und zusah, wie er versank?« fragte Silk und schüttelte sich.
»Jetzt dürfte es gleich losgehen«, sagte Belgarath angespannt. »Der letzte Elefant hat soeben die Schlucht betreten.«
Sie warteten. Irgendwie fröstelte Garion plötzlich.
Obgleich sie mehr als drei Meilen entfernt waren, hörten sie schließlich gewaltiges Donnern, als Urvons Truppen riesige Felsbrocken auf die Elefanten hinunterrollten. Das Trompeten und die Schmerzensschreie der gewaltigen Tiere waren nur schwach zu hören.
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