Zauberin von Darshiva
im Hafen anstellen – so, wie wir es in Jarot machten. Es dürfte nicht schwierig sein, Naradas zu folgen.«
»Warum soll ich nicht das Auge nehmen und selbst zu den Piers gehen?« protestierte Garion.
»Weil du so nur herausfinden könntest, von welchem Pier sie abgefah-ren ist. Wir brauchen aber mehr als das.« Silk blickte seinen Freund mitfühlend an. »Ich verstehe, daß du ungeduldig bist, Garion – das sind wir alle – , aber auf meine Weise geht es schneller. Meine Leute können feststellen, wann Zandramas in See stach und wohin sie fuhr. Und das ist, was wir wirklich wissen müssen.«
»Dann wollen wir losreiten«, sagte Belgarath.
Sie saßen rasch auf und ritten im Kanter zurück zur Straße und dann im Galopp nach Melcene.
Mittag erreichten sie das Nordtor, und kurz darauf saßen sie vor Silks Haus ab. Sie betraten es und stiegen die Treppe hoch zum Wohngemach.
»Würdet Ihr Vetter bitten, zu mir zu kommen?« rief Silk einem vorbeiei-lenden Diener zu, als sie das Gemach betraten.
»Sofort, Eure Hoheit.«
»Ich schlage vor, wir packen wieder«, sagte Silk und schlüpfte aus seiner Kaufherrnkleidung. »Sobald wir Zandramas’ Bestimmungshafen erfahren, brechen wir auf.«
Sadi lächelte schwach. »Arme Zith«, murmelte er. »Sie ist des Reisens sehr müde.«
»Da ist sie nicht die einzige«, versicherte ihm Sammet. »Ich glaube, sobald das alles vorbei ist, werde ich nicht so schnell wieder ein Pferd auch nur anschauen .«
Ein höfliches Klopfen erklang an der Tür, und Vetter öffnete sie. »Ihr wolltet mich sprechen, Eure Hoheit?«
»Ja, Vetter. Tretet bitte ein.« Silk ging tief in Gedanken versunken hin und her. »Wir haben nach einigen Personen gesucht«, sagte er.
»Soviel schloß ich, Eure Hoheit.«
»Gut. Wir wissen, daß diese Personen vor kurzem erst nach Melcene kamen und vor etwa drei Tagen wieder abreisten. Wir müssen herausfinden, wohin sie sich begaben.«
»Jawohl, Eure Hoheit. Könnt Ihr sie mir beschreiben?«
»Das wollte ich gerade. Es handelt sich um zwei Männer, eine Frau und einen kleinen Jungen. Einer der Männer ist der Erzherzog Otrath. Kennt Ihr ihn?«
Vetter nickte. »Ich kann unseren Leuten eine exakte Beschreibung geben.«
»Sehr schön, Vetter. Der andere Mann ist Naradas.«
»Seinen Namen habe ich schon gehört, Eure Hoheit, aber ich glaube nicht, daß ich ihm je begegnet bin.«
»Und wenn, hättet Ihr ihn sicher nicht vergessen. Seine Augen sind völlig weiß.«
»Ein Blinder?«
»Nein. Aber seine Augen sind farblos.«
»Das dürfte die Sache wesentlich erleichtern.«
»Ganz meine Meinung. Die Frau achtet darauf, nie ihr Gesicht zu zeigen. Sie verbirgt es unter der Kapuze ihres Umhangs. Aber sie ist in Begleitung des Erzherzogs und Naradas’. Wir hörten, daß sie vermutlich von einem der Firmenpiers südlich der Stadt in See gestochen sind. Beginnt dort mit der Suche. Schickt jeden erreichbaren Mann dorthin. Sie sollen mit allen auf diesen Piers sprechen. Wir brauchen die Information so schnell wie möglich. Greift in die Tasche, wenn es sein muß. Ich will wissen, wann sie aufgebrochen sind, auf welchem Schiff, und wohin es unterwegs ist. Sollte dieses Schiff inzwischen schon zurück sein, dann bringt mir einen der Seeleute, die darauf arbeiten – oder besser noch den Kapitän. Es ist sehr dringend, Vetter!«
»Ich kümmere mich sogleich darum, Eure Hoheit. Ich werde innerhalb einer Stunde mehrere hundert Männer auf den Piers haben, und ich halte Euch auf dem laufenden. Sonst noch etwas?«
Silk überlegte kurz. »Ja. Wir kamen an Bord eines unserer eigenen Schiffe hierher. Es müßte noch im Hafen liegen. Laßt dem Kapitän ausrichten, er soll das Schiff klarmachen. Wir brechen auf, sobald wir die Information haben.«
»Wird sofort erledigt.« Vetter verbeugte sich und verließ das Gemach.
»Er scheint ein guter Mann zu sein«, meinte Beldin.
»Einer der besten«, bestätigte Silk. »Er kann alles und behält immer einen kühlen Kopf.« Der kleine Mann lächelte. »Ich weiß, daß Brador ihn mit großen Versprechungen zurückzulocken versucht, aber ich habe mehr Geld als er.«
Beldin brummte etwas und blickte Belgarath an. »Wir müssen einiges klären. Wieso belastet sich Zandramas mit diesem Erzherzog? Dieser ganze Umweg ergibt doch keinen Sinn!«
»Und ob!« widersprach Belgarath.
»Ich bin sicher, du wirst es mir erklären – irgendwann in der nächsten Woche oder später.«
Belgarath kramte in seinem Kittel und zog einen Fetzen
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