Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
Tochter. Ich hoffe, Malta eines Tages gut verheiraten zu können. Sie wird aber kaum die Aufmerksamkeit ehrenwerter Männer auf sich ziehen, wenn du schon als Säuferin und Schlampe stadtbekannt bist.«
»Wie kannst du es wagen…«, knurrte Althea.
»Ich wage viel für meine Kinder. Ich werde dafür sorgen, dass Wintrow zu einem Mann geschmiedet wird, selbst wenn er glaubt, mich dafür hassen zu müssen. Ich werde dieser Familie wieder eine solide finanzielle Basis schaffen, selbst wenn ich das Zauberschiff dafür so einsetzen müsste, wie ihr es niemals tun könntet. Wenn dir deine Verwandtschaft am Herzen läge, so wie mir, würdest du dich zusammenreißen, dich als Lady präsentieren und versuchen, eine profitable Ehe zu schließen, um das Familienvermögen zu sichern.«
Eine kalte Wut erfüllte Althea. »Also soll ich mich dem höchsten Bieter an den Hals werfen wie eine Hure, solange er mich sein Weib nennt und einen guten Preis bietet?«
»Es wäre jedenfalls besser, als sich an den niedrigsten Bieter zu verschleudern, wie du es gestern Abend so unbedingt tun wolltest«, erwiderte Kyle genauso kalt.
Althea holte Luft und schwoll an wie eine wütende Katze, aber die eisige Stimme ihrer Mutter unterbrach den Streit mit Kyle.
»Genug.«
Es war ein einziges Wort, noch dazu leise gesprochen. Als entledige sie sich eines Armvolls Bettwäsche, führte sie Keffria zum nächsten Stuhl und setzte sie darauf. Etwas in der Endgültigkeit ihres Tonfalls brachte alle zum Schweigen. Selbst Keffria hörte auf zu schluchzen. Ihre kleine, dunkle Mutter wirkte in ihrer schwarzen Trauerkleidung noch kleiner, aber als sie zwischen Althea und Kyle trat, wichen beide unwillkürlich zurück. »Ich werde nicht schreien«, sagte sie.
»Und ich werde mich auch nicht wiederholen. Also schlage ich vor, dass ihr beiden gut aufpasst und versucht euch einzuprägen, was ich euch zu sagen habe. Althea, ich werde dich als erste ansprechen, weil ich noch keine echte Gelegenheit dazu hatte, seit ihr angelegt habt. Kyle, komm nicht auf die Idee, mich zu unterbrechen, nicht einmal, um mir zuzustimmen. Also…«
Sie holte Luft und wirkte einen Augenblick unsicher. Dann trat sie auf Althea zu und nahm beide Hände in ihre, ohne dass sie Widerstand leistete. »Meine Tochter. Ich weiß, dass du dich ungerecht behandelt fühlst. Du hast erwartet, das Schiff zu erben. Das hatte dein Vater auch vor. Er ist gestorben, und auch wenn es mich schmerzt, werde ich klar und deutlich darüber sprechen. Er hat dich immer behandelt, als wärst du einer der Söhne, die wir verloren haben. Wenn deine Brüder die Pest überlebt hätten… Aber das haben sie nicht. Damals, als die Jungen noch lebten, sagte er immer, dass seine Töchter das Land erben würden, seine Söhne das Schiff. Und obwohl er es nie mehr direkt gesagt hat, nach dem Tod unserer Söhne, glaube ich dennoch, dass es seine Absicht war, Keffria den Landbesitz zu vererben und dir das Schiff. Aber er beabsichtigte ebenfalls zu leben, bis er ein alter Mann war, dafür zu sorgen, dass die Schulden abbezahlt werden, und es so einzurichten, dass du einen Mann heiratest, der die Viviace für dich segelt. Nein. Schweig!«, sagte sie barsch, als Althea widersprechen wollte.
»Es fällt mir schwer genug, diese Dinge auszusprechen. Wenn ich unterbrochen werde, komme ich damit nie zu einem Ende«, fuhr sie leiser fort. Sie hob den Kopf und sah ihre Tochter fest an. »Wenn du jemandem für deine Enttäuschung die Schuld geben möchtest, dann gib sie mir. Denn als ich nicht länger ignorieren konnte, dass dein Vater im Sterben lag, habe ich nach Curtil geschickt, unserem alten Ratgeber. Mit ihm zusammen habe ich ein Dokument aufgesetzt, das ich für das Beste hielt, und habe deinen Vater überredet, seinen Namen darunter zu setzen. Ich habe ihn überredet, Althea, ich habe ihn nicht hintergangen. Selbst dein Vater sah schließlich die Notwendigkeit dessen ein, was wir tun wollten. Wenn wir das Familienvermögen jetzt aufteilen, würde keiner von uns überleben. Und da Keffria die ältere ist und Kinder zu versorgen hat, habe ich das getan, was die Tradition verlangt, und sie zur Alleinerbin gemacht.«
Ronica Vestrit wandte den Blick ab, als ihre Tochter sie erschrocken anstarrte, und sah ihre Älteste an.
Keffria saß immer noch auf der Bank am Tisch, aber sie weinte nicht mehr. Kyle trat hinter sie und legte seine Hand auf die Schulter seiner Ehefrau. Althea hätte nicht sagen können, ob er sie trösten
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