Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
oder seine Forderung geltend machen wollte. Ihre Mutter redete weiter. »Keffria wusste von ihrer Erbschaft. Und sie weiß auch, dass dieses Dokument eindeutig verlangt, dass sie ihre Schwester versorgen muss, bis Althea eine angemessene Ehe eingeht. In dem Fall bekommt Althea eine angemessene Summe als Mitgift. Also ist Keffria gebunden, nicht nur durch ihr Blut, sondern auch durch das geschriebene Wort, dich gut zu behandeln.«
Altheas bestürzte Miene hatte sich nicht verändert. »Althea«, bat ihre Mutter sie. »Bitte versuche, es unparteiisch zu sehen. Ich bin so fair gewesen, wie ich konnte. Wenn ich dir das Schiff gelassen hätte, hättest du kaum genug besessen, es zu unterhalten. Es kostet Geld, ein Schiff zu versorgen und eine Mannschaft anzuheuern und zu bezahlen. Selbst nach einer lohnenden Reise hättest du immer noch Schwierigkeiten, eine Abzahlung der Schulden zu gewährleisten und trotzdem genug übrig zu behalten, um erneut in See stechen zu können. Und wenn du gar keinen Profit erwirtschaftet hättest, was dann? Der Wechsel auf das Schiff ist mit dem Landbesitz verbunden. Es gab keine Möglichkeit, die Erbschaft sinnvoll zu teilen. Sie muss genutzt werden, um uns von den Schulden zu befreien.«
»Also bleibt mir nichts«, stellte Althea ruhig fest.
»Althea, deine Schwester würde es dir niemals an etwas mangeln lassen…«, begann ihre Mutter, aber Althea unterbrach sie.
»Es ist mir egal!«, brach es aus ihr heraus. »Es ist mir wirklich egal, ob ich arm bin oder nicht. Ja, ich habe davon geträumt, dass mir die Viviace gehören würde. Weil sie mir schon gehört, Mutter, auf eine Art und Weise, die ich dir nicht verständlich machen kann. In derselben Weise, in der Seddon Dibs Kutschpferde seinen Wagen ziehen, und doch wissen alle, dass ihr Herz dem Stallburschen gehört. Das Herz der Viviace gehört mir, und meins gehört ihr. Ich kann mir keine bessere Ehe vorstellen. Behaltet, was sie an Geld einbringt, und lasst alle sagen, dass sie Keffria gehört. Aber lass sie mich segeln. Um mehr bitte ich nicht Mutter, Keffria. Lasst sie mich segeln, und ich werde euch keinen Ärger machen und euren Willen in keiner anderen Weise in Frage stellen.«
Ihr verzweifelter Blick wanderte erst über das Gesicht ihrer Mutter und glitt dann zu dem tränenüberströmten Gesicht, das Keffria ihr entgegenhob.
»Bitte«, sagte sie atemlos. »Bitte.«
»Nein.«
Es war Kyle, der antwortete. »Nein. Ich habe bereits Befehl gegeben, dass du nicht mehr an Bord des Schiffes gelassen wirst, und ich werde das nicht zurücknehmen. Ihr seht ja, wie sie ist«, verkündete er und wandte sich an Ronica und Keffria. »Sie hat keinerlei praktischen Verstand im Kopf. Sie will nur ihren Willen durchsetzen, so weiter machen, wie sie es immer schon getan hat. Sie würde die eigensinnige Tochter ihres Vaters bleiben, an Bord des Schiffes herumlungern, keinerlei Verantwortung übernehmen, nach Hause kommen, durch die Geschäfte bummeln, sich aussuchen, was ihr gefällt, und es auf die Rechnung ihres Vaters setzen. Nur wäre es jetzt die ihrer Schwester und daher meine. Nein, Althea. Deine Kindheit ist mit dem Tod deines Vaters zu Ende gegangen. Es wird Zeit, dass du dich als Tochter dieser Familie benimmst.«
»Ich spreche nicht mit dir!«, fauchte Althea ihn an. »Du hast nicht die geringste Ahnung, wovon ich überhaupt rede. Für dich ist die Viviace nur ein Schiff, selbst wenn sie laut mit dir spricht. Für mich ist sie ein Familienmitglied und steht mir näher als eine Schwester. Sie braucht mich an Bord, und ich muss sie segeln. Sie würde für mich segeln, wie sie es unter dir niemals tun wird, mit ihrem eigenen Herzen als Wind.«
»Kleinmädchenphantasien«, höhnte Kyle. »Unfug. Du bist an dem Tag, an dem sie erwacht ist, wütend davongelaufen und hast es Wintrow überlassen, die Nacht auf ihr zu verbringen. Wenn du wirklich so starke Gefühle für sie hättest, dann hättest du das nicht über dich gebracht. Sie scheint ihn jedenfalls gut leiden zu können, und er wird an Bord sein und ihr Gesellschaft leisten oder was auch immer. Und er wird außerdem lernen, wie ein richtiger Seemann zu arbeiten, nicht einfach auf dem Schiff herumzulungern und sich in fremden Häfen zu betrinken. Nein, Althea. Für dich gibt es keinen Platz an Bord der Viviace , und ich werde nicht zulassen, dass du Zwietracht säst oder eine Rivalität um die Gunst des Schiffes zwischen dir und Wintrow auslöst.«
»Mutter?«, fragte Althea
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