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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Affenarsch. Also hab ich jedes Schiff im Hafen abgeklappert. Wirklich, jede einigermaßen seetüchtige Schüssel. Keiner wollte Keif Trells Sohn anheuern.
    Und als ich zur Viviace kam, habe ich meine Mütze tief über die Stirn gezogen und bin mit gesenktem Blick herumgelaufen. Ich habe nach ehrlicher Arbeit für einen ehrlichen Seemann gefragt. Und dein Vater meinte, er würde es mal mit mir versuchen. Sagte, einen aufrichtigen Mann könne er immer gebrauchen. Irgendwas an der Art, wie er das sagte… Ich war sicher, dass er mich nicht erkannt hatte, und ich war genauso sicher, dass er mich abweisen würde, wenn ich ihm meinen Namen nannte. Aber ich hab’s trotzdem gemacht. Ich hab ihm direkt in die Augen geguckt und ihm gesagt: ›Ich bin Brashen Trell. Keif Trells Sohn.‹ Und er hat geantwortet: ›Das macht deine Wache keine Minute länger oder kürzer, Matrose.‹ Und das weißt du selbst. Es hat nie was ausgemacht.«
    »Chalcedeaner heuern keine Frauen an«, meinte Althea trübsinnig. Paragon fragte sich, wieviel von Brashens Geschichte sie überhaupt mitgekriegt hatte.
    »Nicht als Seeleute«, stimmte ihr Brashen zu. »Sie glauben, dass eine Frau an Bord eines Schiffes die Seeschlangen anlockt. Weil Frauen bluten, weißt du. Das sagen viele Seeleute.«
    »Das ist dumm!«, rief sie angewidert.
    »Allerdings. Viele Seeleute sind dumm. Nimm nur uns.«
    Er lachte über seinen kleinen Witz, aber sie stimmte nicht mit ein.
    »Es gibt noch andere weibliche Seeleute in Bingtown. Irgendjemand wird mich anheuern.«
    »Vielleicht. Aber nicht, um das zu tun, was du gerne tun willst«, erwiderte Brashen. »Sicher, es gibt weibliche Matrosen, aber die meisten, die du im Hafen siehst, arbeiten auf den Schiffen ihrer Familien, zusammen mit Vätern und Brüdern, die sie beschützen. Wenn du allein mit irgendeinem anderen Segler in See stichst, dann solltest du dir besser sehr früh aussuchen, mit welchen Kameraden du dich ins Bett legst.
    Wenn du Glück hast, sind sie eifersüchtig genug, um dir die anderen vom Hals zu halten. Hast du allerdings Pech, werden sie einen netten Gewinn aus dir herausschlagen, bevor du den nächsten Hafen erreichst. Und die meisten Maate und Kapitäne drücken ein Auge zu, um die Ruhe auf dem Schiff zu wahren.
    Das heißt, falls sie deine Dienste nicht für sich selbst beanspruchen.«
    Er hielt inne und fügte knurrend hinzu:
    »Außerdem weißt du das alles selbst. Du kannst nicht unter Seeleuten aufwachsen und keine Ahnung davon haben. Also, warum denkst du überhaupt darüber nach?«
    Sie wurde wütend. Am liebsten hätte sie ihn angeschrien, dass sie es nicht glaubte und dass sie wissen wollte, warum Männer solche Schweine waren. Aber sie glaubte es, und sie wusste, dass Brashen diese Fragen nicht besser beantworten konnte als sie. Das Schweigen lastete schwer in der Dunkelheit zwischen ihnen, und Altheas Zorn verrauchte allmählich.
    »Was soll ich dann tun?«, fragte sie kläglich. Paragon hatte nicht den Eindruck, dass sie Brashen diese Frage stellte, aber er antwortete trotzdem.
    »Finde eine Möglichkeit, als Junge wiedergeboren zu werden. Und zwar möglichst als einer, der nicht den Namen Vestrit trägt.«
    Brashen legte sich in der Hängematte zurecht und holte einmal tief Luft, die dann mit einem vernehmlichen Schnarchen wieder aus seinen Lungen entwich.
    Althea seufzte in ihrer engen Ecke. Sie lehnte den Kopf gegen das harte Holz der Schottwand und schwieg.

    Das Sklavenschiff war eine dunkle Silhouette gegen den Nachthimmel. Wenn es sich verfolgt fühlte, zeigte das Schiff es jedenfalls nicht. Es hatte zwar viele Segel gesetzt, aber Kennits scharfer Blick bemerkte keine außergewöhnliche Aktivität, die darauf schließen ließ, dass die Galeere sich verfolgt fühlte. Die Nacht war perfekt, ein lieblicher, gleichmäßiger Wind blies über das Meer, und die Wellen wogten wie willige Kreaturen, die das Schiff mit sich trugen. »Wir haben ihn noch vor Tagesanbruch eingeholt«, sagte er leise zu Sorcor.
    »Aye«, erwiderte Sorcor. Seine Stimme klang erheblich aufgeregter als die seines Kapitäns. »Halt sie dicht am Ufer«, sagte er über die Schulter zum Steuermann. »Umarme es, wie deine eigene Großmutter dich umarmt hat. Wenn ihr Ausguck zufällig in unsere Richtung blickt, will ich nicht, dass wir gegen das offene Meer zu sehen sind.«
    Und dem Schiffsjungen zischte er zu:
    »Nach unten. Und sag es weiter: Sie sollen ruhig sein, keine Bewegung, die nicht auf Befehl hin passiert,

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