Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
und kein Licht, nicht mal ein Funke. Geh und sei leise!«
    »Ihm hängen ein paar Seeschlangen am Heck«, bemerkte Kennit.
    »Sie folgen der Spur der toten Sklaven, die über Bord geworfen werden«, erwiderte Sorcor verbittert. »Oder die zu krank sind, so dass es sich nicht lohnt, sie durchzufüttern. Sie gehen über die Reling.«
    »Und wenn die Seeschlangen es sich anders überlegen und uns während des Kampfes angreifen?«, wollte Kennit wissen. »Was dann?«
    »Das tun sie nicht«, versicherte ihm Sorcor. »Seeschlangen lernen schnell. Sie warten, bis wir uns gegenseitig umbringen, weil sie wissen, dass sie so die Toten bekommen, ohne dass sie eine einzige Schuppe verlieren.«
    »Und danach?«
    Sorcor grinste verwegen. »Wenn wir gewinnen, werden sie so fett von der Mannschaft des Sklavenschiffs sein, dass sie nicht mal in der Lage sind, mit ihren Schwänzen zu wackeln. Und wenn wir verlieren…« Er zuckte mit den Schultern. »Nun, dann wird uns ihr stinkender Atem auch nicht mehr weiter stören.«
    Kennit lehnte sich über die Reling. Er war gereizt und verbittert. Früher am Tag hatten sie die Ringsgold gesichtet, eine schöne, alte fette Kogge von einem Zauberschiff. Sie hatten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite; und Kennit hatte befohlen, dass die Mannschaft jeden verfügbaren Fetzen Leinwand setzte, den die Takelage hielt. Das Zauberschiff aber war einfach davongesegelt, als hätte es sich einen eigenen Wind zu Hilfe geholt. Sorcor hatte still neben ihm gestanden, als Kennit erst ungläubig geschwiegen hatte und dann stinksauer geworden war. Erst als die Ringsgold die Insel Ödland umrundet hatte, um die vorteilhafte Strömung dort zu nutzen, und außer Sicht verschwunden war, hatte Sorcor sich zu einer Bemerkung hinreißen lassen. »Totes Holz hat keine Chance gegen Hexenholz«, sagte er. »Selbst die Wellen des Meeres teilen sich dafür.«
    »Verdammt sollst du sein!«, hatte Kennit ihn angefahren.
    »Sehr wahrscheinlich, Sir«, hatte Sorcor unerschrocken erwidert. Vermutlich hatte er da in der Luft schon die Fährte eines Sklavenschiffs ausgemacht.
    Vielleicht war es aber auch nur das teuflische Glück des Mannes, dass sie so schnell eines aufbrachten. Es war ein typisches chalcedeanisches Sklavenschiff, mit einem hohen Rumpf und einem breiten Mittschiff, damit man es besser voll Fleisch packen konnte. Noch nie hatte Kennit Sorcor so lustvoll bei einer Verfolgung erlebt. Selbst die Winde schienen ihm zu Hilfe zu eilen, und es war lange vor Morgengrauen, als Sorcor die Schützen auf Deck befahl. Die Katapulte waren bereits gespannt und aufgebaut und mit Kugeln und Ketten beladen. Sie würden die Takelung ihrer Beute zerfetzen. Die Enterhaken waren bereit, um ihre lahmgeschossene Beute heranzuziehen. Diese Haken an Leinen waren eine Erfindung von Sorcor, eine, die Kennit allerdings mit einer gewissen Skepsis betrachtete.
    »Werdet Ihr die Mannschaft auf die Beute führen, Sir?«, fragte Sorcor, als der Ausguck des Sklavenschiffes endlich Alarm schlug.
    »Oh, ich glaube, diese Ehre überlasse ich lieber dir«, lehnte Kennit unbewegt ab. Er beugte sich müßig über die Reling und legte Verfolgung und Schlacht vollkommen in Sorcors Hände.
    Wenn der Erste Maat von der mangelnden Begeisterung seines Kapitäns enttäuscht war, dann verbarg er es gut. Er sprang auf und bellte den Männern auf Deck seine Befehle zu. Die Leute teilten offenbar seine Kampfbereitschaft, denn sie beeilten sich, seinen Befehlen Folge zu leisten. Das zusätzliche Segeltuch schien nur so den Mast hinaufzufliegen und blähte sich im Nachtwind. Kennit war höchst dankbar über die günstigen Winde, vor allem, weil sie den Gestank des Sklavenschiffes von ihnen wegbliesen.
    Er verfolgte beinahe unbeteiligt, wie sie den Abstand zu dem Sklavenschiff verringerten. In einem verzweifelten Versuch, ihnen zu entkommen, setzte der Sklavenhändler alle Segel. In den Wanten schwärmten die Seeleute wie verstörte Ameisen.
    Sorcor stieß einen Fluch aus und befahl, das Katapult abzufeuern. Kennit glaubte zwar, dass er voreilig handelte, aber dennoch flogen die beiden schweren Kugeln, die mit einem Stacheldraht miteinander verbunden waren, weit genug. Sie krachten in das Hauptsegel des anderen Schiffes und zerfetzten es, als sie mit einem lauten Krachen auf das Deck polterten. Ein halbes Dutzend Männer stürzte mit den Kugeln hinunter. Sie schrien, bis sie entweder dumpf auf das Deck aufschlugen oder im Meer versanken. Ihre Schreie waren kaum

Weitere Kostenlose Bücher